Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Intruder 6

Intruder 6

Titel: Intruder 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
froh sein konnte, lebend hier angekommen zu sein), fiel nicht nur die Spannung von ihm ab, auch das Gefühl des Triumphs und der Schadenfreude, das ihn den ganzen Tag über mehr oder weniger stark erfüllt hatte, schmeckte plötzlich schal. Seine kleine Retourkutsche war vielleicht verständlich, im Großen und Ganzen aber nicht besonders klug gewesen. Vielleicht sollte er besser doch noch einmal in die Hose schlüpfen, hinausgehen und die Sache klären?
    Stattdessen trat er unter die Dusche, schloss die Glastür hinter sich und verbrachte die nächsten fünfzehn Minuten damit, unter einem Wasserstrahl zu stehen, den er ganz allmählich immer kälter einstellte.

    *

    Zu behaupten, dass er sich wie neu geboren fühlte, als er die Dusche verließ, wäre hoffnungslos übertrieben gewesen. Aber er fühlte sich eindeutig besser. Er hatte das Wasser am Schluss so kalt eingestellt, dass seine Haut prickelte und er das Gefühl hatte, Eis auszuatmen. Als er unter der Dusche hervortrat und sich abtrocknete, zitterte er am ganzen Leib vor Kälte. Er fühlte sich erfrischt und auf eine schwer zu beschreibende Weise von neuer Kraft erfüllt.
    Nur mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet, trat er aus dem Badezimmer. Ihr Gepäck war mittlerweile nach oben gebracht und in drei unterschiedlich großen Stapeln neben dem Schrank aufgebaut worden. Frank saß mit untergeschlagenen Beinen auf dem Bett und hatte die Fernbedienung des Fernsehers in der rechten Hand, um langsam, aber regelmäßig durch sämtliche Kanäle zu zappen. Im ersten Moment glaubte Mike, es wäre nur ein Ausdruck purer Langeweile, dann aber fiel ihm der angespannte Ausdruck auf Franks Zügen auf. Er schaltete nicht durch die Kanäle, um einen Spielfilm oder einen besonderen Musiksender zu finden, sondern auf der Suche nach Nachrichten. Nach ganz bestimmten Nachrichten. Es wurde wirklich Zeit, dass er der Sache ein Ende bereitete.
    Stefan war nicht da. Aber vielleicht war das auch gut so. Es war besser, wenn er zuerst mit Frank sprach und sie dann beide zusammen mit Stefan. Mike öffnete seine Tasche und zog wahllos Unterwäsche, Jeans und ein frisches Hemd heraus.
    Frank würdigte ihn keines Blickes, während er sich auf die Bettkante setzte und sich umständlich und sehr langsam anzog, sondern schaltete weiter geduldig durch die Kanäle - immer genau fünf Sekunden, dann weiter, dann wieder fünf Sekunden und wieder weiter.
    »Du kannst damit aufhören«, sagte Mike, nachdem er sich fertig angezogen und sich eine Flasche Cola aus der Minibar geholt hatte. Es kostete ihn große Mühe, den Kronkorken mit nur einer Hand zu entfernen, was Frank wissen musste. Aber er machte keine Anstalten, ihm zu helfen. Er sah nicht einmal in seine Richtung. Nach einer Weile fragte er bloß: »Womit?«
    »Nach einem Nachrichtensender zu suchen«, antwortete Mike. »Du wirst nichts finden.«
    »Wie meinst du das?«
    »Sie werden nichts berichten.« Mike schenkte sich mit einiger Mühe ein Glas Cola ein, nippte daran und ging zu der kleinen Sitzgruppe unter dem Fenster, bevor er weitersprach. Frank sah ihn einen Moment lang verwirrt an, dann griff er noch einmal nach der Fernbedienung, diesmal aber nur, um den Fernseher auszuschalten.
    »Wo ist Stefan?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Frank. Er machte ein finsteres Gesicht. »Er ist gegangen, kurz nachdem du im Bad verschwunden bist. Ich hab ihn gebeten, die Motorräder aus dem Check- in-Bereich wegzustellen, aber er hat nur irgendetwas vor sich hin gebrummelt. Ich nehme an, er hat die Kisten ordentlich geparkt und ist jetzt unten im Sidewalk Cafe oder in einer der Bars, um etwas zu trinken und auf andere Gedanken zu kommen. Er ist ziemlich fertig.« Frank schüttelte den Kopf.
    Mike konnte sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete, und er konnte noch deutlicher sehen, wie schwer es ihm fiel, weiter-zusprechen.
    »Ich muss dir etwas sagen, Mike«, begann er nach einer ganzen Weile.
    »Ich dir auch«, sagte Mike und nippte an seiner Cola, aber Frank schüttelte entschieden den Kopf. Jetzt, wo er sich einmal dazu durchgerungen hatte, war er offensichtlich nicht gewillt, sich noch einmal unterbrechen zu lassen. »Es geht um Strong.
    Und ... und die Indianer. Strong ist nicht ...«
    »Tot«, sagte Mike.
    Frank sah ihn verwirrt an. »Wie?«
    »Er ist nicht tot«, wiederholte Mike. »Genauso wenig wie die Indianer oder der Fahrer des Schneeräumers.«
    Geschlagene zehn Sekunden lang war es vollkommen still.
    Frank starrte ihn an, und

Weitere Kostenlose Bücher