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Intruder 6

Intruder 6

Titel: Intruder 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erkennen, aber er sah, dass er am ganzen Leib zitterte. Was war hier los?
    »Verdammt noch mal, was soll denn der Unsinn?«, zischte Mike zwischen zusammengepressten Zähnen. Seine Knie zitterten so heftig, dass er sich vermutlich nicht aus eigener Kraft auf den Beinen hätte halten können. Plötzlich begann auch sein Herz wieder zu stechen. »Wenn dieser Idiot Stefan euch geschickt hat, dann sagt ihm, dass es vorbei ist. Ihr könnt mit dem Theater aufhören. Strong hat mir alles erzählt.«
    Der Schwarze legte den Kopf auf die Seite und sah ihn fragend an. Sein Gesicht wirkte vollkommen entspannt, fast freundlich, aber seine Augen blieben hart, kalt wie Glas und fast ohne Leben.
    »Herr Wolf?«, fragte er. »Michael Wolf?« Er hatten einen deutlichen amerikanischen Akzent und redete sehr langsam und übermäßig betont, wie jemand, der eine Sprache zwar gut beherrscht, aber wenig Übung darin hat.
    »Das stimmt«, antwortete Mike. »Und es ist wirklich so: Ich weiß Bescheid. Fragen Sie Frank, wenn Sie mir nicht glauben.
    Es war meine Schuld. Ich hätte Stefan gleich ...«
    »Mein Name ist Jennings«, unterbrach ihn der Schwarze. Er griff in die Innentasche seines maßgeschneiderten Sakkos, zog eine lederne Hülle heraus und klappte sie auf, sodass Mike den in Plastik eingeschweißten Ausweis erkennen konnte, der sich darin befand. »Detective Jennings. Vierzehntes Revier. Mord-kommission.«
    »Das geht jetzt langsam wirklich zu weit«, keuchte Mike, aber irgendetwas in Jennings’ kalten, mitleidlosen Augen hielt ihn davor zurück, weiterzureden.
    »Man hat uns gesagt, dass Sie des Englischen nicht besonders mächtig sind«, fuhr Jennings fort, während er seinen Ausweis zusammenklappte und mit einer tausendfach geübten Bewegung wieder in der Tasche verschwinden ließ. »Deshalb bin ich gekommen, obwohl ich im Grunde gar nicht zuständig für diesen Fall wäre.«
    »Was für ein Fall?«, fragte Mike. Er hatte ein ungutes Gefühl.
    Er hatte ein sehr ungutes Gefühl.
    Zum ersten Mal zeigte sich so etwas wie eine menschliche Regung auf Jennings’ wie aus schwarzem Stein gemeißelten Gesicht: Es war ein dünnes, fast gequält wirkendes Lächeln.
    »Michael Wolf, Frank Winter, Sie sind vorläufig festgeno mmen. Sie haben das Recht zu schweigen. Sie haben das Recht, auf einen Anwalt. Wenn Sie sich keinen leisten können, wird dieser Ihnen vom Staat zur Verfügung gestellt. Alles, was Sie sagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden.
    Haben Sie das verstanden?«
    Mike starrte ihn fassungslos an. »Nein«, murmelte er.
    »Was war daran unklar?«, erkundigte sich Jennings.
    »Ich habe Sie verstanden, zum Teufel noch mal«, antwortete Mike wütend. »Aber was soll der Unsinn? Wieso verhaftet?
    Was wirft man uns vor?«
    »Sie werden beschuldigt, für den Tod zweier Menschen im Staate Arizona verantwortlich zu sein«, antwortete Jennings. Er gab den Männern hinter Mike ein kurzes Zeichen. »Let’s go! «

    *

    Die nächste Stunde war ein Albtraum. Frank und Mike wurden sofort voneinander getrennt, vermutlich, damit sie nicht mehr miteinander reden konnten. Jennings nahm im gleichen Fahrzeug wie Mike Platz, ignorierte aber dessen immer verzweifelter werdenden Fragen beharrlich. Hinter Mikes Stirn herrschte pures Chaos, und seine Stimmung schwankte praktisch sekündlich zwischen Hysterie, dumpfer Niedergeschla-genheit und reiner Verzweiflung. Er verstand rein gar nichts mehr. Irgendetwas Schreckliches war geschehen. Das gehörte ganz bestimmt nicht mehr zu Franks und Stefans Plan. Und dass Bannermann und sein Deputy tatsächlich tot waren ...
    nein, das war unmöglich! Die Waffe, die Strong Mike gegeben hatte, war eindeutig mit Platzpatronen geladen gewesen. Er hatte es ausprobiert. Die Blutexplosion auf Bannermanns Hemd hatte zu den gleichen, ausgeklügelten Specialeffects gehört, mit denen sie ihn in der Berghütte zum Narren gehalten hatten. Die beiden konnten einfach nicht tot sein.
    Und diese Polizisten hier waren zweifellos echt. Der Sturm auf ein Hotel mitten in Las Vegas ging eindeutig über die Möglichkeiten einer kleinen Stuntmen-Truppe hinaus - auch wenn der Fahrer des Streifenwagens, in dem Mike saß, einen durchaus hollywoodmäßigen Fahrstil an den Tag legte, als sie die Tiefgarage des Baliy's verließen. Sie jagten die Rampe hinauf, die Frank, Stefan und Mike vor nicht einmal einer Stunde heruntergekommen waren, und Mike blinzelte in das ungewohnt grelle Licht der Nachmittagssonne. Vielleicht

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