Intruder 6
nie erwartet, dass du den Mumm aufbringst, Strong anzugrei-fen. Ich bin nicht sicher, ob ich es getan hätte.«
»Ich bin auch ziemlich sicher, dass ich es nicht noch einmal tun würde.« Mike hob demonstrativ seine geschwollene Hand.
»Es tut ziemlich weh, ein Held zu sein.« Dann machte er ein ganz bewusst übertrieben böses Gesicht. »Ich glaube, das ist das Einzige, was ich euch beiden Blödmännern wirklich übel nehme, weißt du?«
»Was?«
»Ich habe einen Moment la ng wirklich geglaubt, ich hätte Strong ausgeknockt.«
»Vielleicht hast du das ja«, antwortete Frank, und es hörte sich nicht so an, als ob er das nur sagte, um Mike zu beruhigen.
»Immerhin hast du dir fast die Hand an seinem Kinn gebrochen. Es dürfte selbst ihm ziemlich wehgetan haben.«
»Vermutlich«, sagte Mike. Aber natürlich wusste er, dass es nicht so war.
Er spürte, auf welch dünnem Eis sie sich immer noch bewegten, nippte wieder an seiner Cola, um Zeit zu gewinnen, und machte schließlich eine entspreche nde Geste zur Tür. »Vielleicht sollten wir jetzt runtergehen und Stefan suchen. Der arme Kerl hat lange genug im eigenen Saft geschmort, finde ich.«
»Eine gute Idee«, erwiderte Frank. In genau diesem Auge nblick klopfte es an der Tür. »Das wird Stefan sein. Wenigstens kommt er zurück. Ich hatte schon Angst, dass er irgendetwas Dummes tut, so fertig, wie er war.«
Mike überhörte die Anspielung und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Frank zur Tür ging und den Knopf drehte.
Dann ging alles so schnell, dass er nicht einmal mehr dazu kam, wirklich zu erschrecken.
Die Tür flog auf, kaum, dass Frank den Knopf halb herumge-dreht hatte. Sie schlug ihm mit solcher Wucht gegen die Brust, dass er zurückstolperte und auf das Bett dicht neben Mike stürzte. Sein erschrockener Aufschrei ging im Gebrüll von mindestens vier, fünf Männern unter, die dicht hintereinander hereingestürmt kamen und das Hotelzimmer in ein Chaos aus reiner Bewegung verwandelten, in dem weder Einzelheiten zu erkennen noch einzelne Worte zu verstehen waren. Mike wollte aufspringen, blieb aber irgendwo hängen und stürzte hilflos neben dem Bett zu Boden. Noch bevor er wirklich aufgeprallt war, waren die Angreifer über ihm. Starke Hände packten seine Arme und verdrehten sie so brutal auf dem Rücken, dass er vor Schmerz aufschrie und instinktiv mit den Beinen austrat. Er traf irgendetwas, wurde mit einem zornigen Grunzen belohnt -
und einem Fußtritt in die Seite, der ihm die Luft aus den Lungen trieb und seine Rippen knacken ließ. Er hörte dumpfe Kampfgeräusche vom Bett und nahm an, dass Frank seine Überraschung überwunden und damit angefangen hatte, sich zu wehren. Vollkommen sinnlos bei dieser Übermacht!
Mike bäumte sich auf und wurde nur umso heftiger gegen den Boden gepresst. Jemand warf sich mit beiden Knien auf seine Oberschenkel und nagelte sie am Boden fest. Seine Arme wurden so fest nach oben gedrückt, dass er das Gefühl hatte, seine Schultern müssten aus den Gelenken springen. Einen Moment später krallten sich Finger in sein Haar und rissen seinen Kopf brutal in den Nacken. Seit die Tür aufgeflogen und die unbekannten Angreifer hereingestürmt waren, war kaum mehr als eine Minute vergangen.
»Wer zum Teufel ... seid ihr?«, keuchte er. Das Sprechen fiel ihm in seiner Lage ausgesprochen schwer. Immerhin konnte er jetzt erkennen, dass die meisten der Angreifer die sandfarbenen Hosen und kurzärmeligen Hemden der Nevada State Police trugen. Das war nicht mehr lustig. Davon hatten weder Strong noch seine angeblichen Komplizen etwas erzählt, und auch Frank hatte eigentlich genug Zeit gehabt, um diesen finalen Gag abzublasen.
»Das reicht jetzt, du Idiot«, quetschte er, an Frank gewandt, hervor. »Pfeif sie zurück. Das ist nicht mehr komisch.«
Frank antwortete nicht. Dafür trat ein hoch gewachsener, schlanker Farbiger mit Fünfhundert-Dollar-Schuhen und einem maßgeschneiderten Armani- Anzug in sein Blickfeld und musterte ihn lange aus kalten, vollkommen ausdruckslosen Augen, bevor er seinen Männern ein Zeichen gab und Mike grob in die Höhe gerissen wurde. Handschellen klickten.
Mikes erster Blick galt Frank, der immer noch auf dem Bett lag. Es war ihm nicht besser ergangen: Er lag auf dem Bauch, auch seine Arme waren mit Handschellen auf dem Rücken zusammengebunden, und ein finster dreinblickender Streifenpolizist drückte eine Waffe mit gespanntem Hahn an seinen Hinterkopf. Mike konnte Franks Gesicht nicht
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