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Intruder 6

Intruder 6

Titel: Intruder 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schlüsselbund aus der Tasche und öffnete zuerst Franks und dann Mikes Handschellen. Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum. Mike nahm mit einem erleichterten Seufzer die Arme nach vorne und begann, seine wund ge-scheuerten Gelenke zu massieren.
    »Brauchen Sie vielleicht doch einen Arzt?«, fragte Jennings.
    Mike schüttelte den Kopf. »Bitte, jetzt sagen Sie uns endlich, was man uns vorwirft«, murmelte er. »Ich brauche keinen Arzt und auch keinen Anwalt. Ich will auch bestimmt keinen Ärger machen. Ich will nur wissen, was los ist.«
    »Nun, Herr Wolf, wir haben die Information erhalten, dass Sie heute Morgen in Arizona zwei Männer auf offener Straße erschossen haben. Was glauben Sie, wie wir darauf hätten reagieren sollen? Sie anrufen und fragen, ob es stimmt? Oder Ihnen eine Postkarte schreiben?«
    »Wer hat das gesagt?«, fragte Mike.
    »Ihr Freund Stefan«, sagte Jennings ruhig.
    Ein Schlag ins Gesicht hätte Mike nicht härter treffen können.
    Es vergingen vier, fünf Sekunden, bis er überhaupt begriff, was Jennings da gesagt hatte, und dann noch einmal deutlich längere Zeit, bis er darauf reagieren konnte.
    »Das ... das ist lächerlich«, sagte er. Seine Stimme war ein halb ersticktes Krächzen, das selbst in seinen Ohren fremd klang. Er starrte Jennings lange an, wartete vergeblich auf irgendeine Antwort und fuhr dann so abrupt auf dem Stuhl herum, dass er fast das Gleichgewicht verloren hätte.
    »Stefan! Das ist nicht wahr. Das sagt er nur, um uns gege neinander auszuspielen!«
    Stefan antwortete nicht, sondern starrte nur weiter zu Boden.
    Er hatte die Hände im Schoß gefaltet, aber sie zitterten trotzdem.
    »Es stimmt leider«, sagte Frank schließlich.
    »Aber das kann nicht sein«, murmelte Mike verstört. Er hörte die Worte, er verstand sie - und tief im Innern wusste er auch, dass sie der Wahrheit entsprachen. Aber er wollte es einfach nicht wahrhaben. Wieder wandte er sich an Stefan, wartete vergebens darauf, dass er irgendetwas sagte oder ihn wenigstens ansah.
    »Ich hatte keine Wahl«, sagte Stefan schließlich so leise, dass Mike einige Augenblicke brauchte, um das Flüstern überhaupt zu registrieren.
    »Du hattest was?«
    »Was hätte ich denn tun sollen?« Plötzlich schrie Stefan fast, aber er sah Mike immer noch nicht an. »Großer Gott, du hast vor meinen Augen zwei Menschen umgebracht! Da kann ich nicht schweigen. Ich habe keine Lust, den Rest meines Lebens im Gefängnis zu verbringen.«
    »Sie sind nicht tot«, murmelte Mike. »Das war nur ein Spiel.
    Ein kleiner Scherz, um es euch heimzuzahlen.«
    Stefan sagte nichts.
    »Er weiß es«, sagte Frank. »Ich habe es ihm gerade gesagt.«
    »Aber das ... das glaube ich nicht«, murmelte Mike. »Das kannst du nicht wirklich getan haben. Warum denn nur?«
    »Das fragen Sie noch?«, mischte sich Jennings ein. »Ihr Freund hat das einzig Richtige getan. Selbst wenn alles, was Sie behaupten, stimmt, haben Sie sich trotzdem einer ganzen Liste von Straftaten schuldig gemacht, das ist Ihnen doch klar, oder? Und wenn nicht, dann war es ziemlich naiv von Ihnen anzunehmen, dass Sie damit durchkommen könnten. Selbst wenn Sie ein Flugzeug erreicht und das Land verlassen hätten: Früher, oder später hätten wir Sie gekriegt, mein Wort darauf.«
    Mike achtete nicht auf ihn. Er starrte nur Stefan an. Er weigerte sich noch immer, zu glauben, was er gehört hatte. Er hätte nicht erwartet, dass Stefan für ihn durchs Feuer ging, sein Leben riskierte oder einen Mord beging - aber das? Ein solcher Verrat ihrer Freundschaft?
    Das Telefon klingelte. Jennings nahm ab, meldete sich auf Englisch und begann mit leiser Stimme zu sprechen. Frank machte keinen Hehl daraus, dass er konzentriert zuhörte, während Mike weiter Stefan anstarrte. Er war nicht einmal wirklich wütend. Er spürte eine so maßlose Enttäuschung, dass sie jedes andere Gefühl einfach überdeckte.
    Nach einer Weile hängte Jennings ein und sah Frank und Mike abwechselnd an. Dann machte er eine Bewegung, die man als eine Art Kopfnicken deuten konnte. »Zumindest im Moment sieht es beinahe so aus, als hätten Sie die Wahrheit gesagt«, meinte er. »Das müssen wir natürlich noch überprü-
    fen. Einer meiner Männer ist unterwegs, um Mister Strong und diesen angeblichen Sheriff Bannerma nn abzuholen.«
    »Das heißt, Sie glauben uns«, stellte Frank fest.
    »Das habe ich nicht gesagt.« Jennings schüttelte den Kopf.
    »Das ist die verrückteste Geschichte, die ich jemals gehört

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