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Intruder 6

Intruder 6

Titel: Intruder 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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überwunden haben, heißt das. Und wenn es nur ist, um sie erkennen zu lassen, dass ihr so genanntes normales, langweiliges Leben doch eigentlich auch ganz schön ist.« Er bemühte sich, ein Grinsen zustande zu bringen, stellte den Versuch aber gleich wieder ein. »Ihre beiden Freunde haben sich eine Menge Mühe gegeben, um sich das alles auszudenken und übrigens auch zu bezahlen. Wir sind nicht ganz billig. Sie haben sogar vorher mit uns trainiert, um in den Prügelszenen mithalten zu können.«
    »Das heißt, es war gar nic ht Ihre Idee?« Mike sah überrascht auf.
    »Die Details, natürlich«, erwiderte Strong. »Aber die Geschichte stammt von Ihren Freunden. Der Junge. Die Indianer, die Sie verfolgen. Der angebliche Mord in Moab.« Er hob die Schultern. »Die Story ist gar nicht schlecht. Vielleicht übernehmen wir sie bei einem unserer nächsten Aufträge - wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Und der Wendigo?«, fragte Mike.
    Strong machte ein verwirrtes Gesicht. »Wer?«
    »Vergessen Sie’s«, murmelte Mike. Plötzlich fühlte er sich nur noch müde, unendlich müde und erschöpft. Er war nicht einmal mehr zornig. Ebenso wenig, wie er Erleichterung empfand. Das Gefühl, das ihn erfüllte, war ihm so vollkommen fremd, dass er keine passenden Worte fand, es zu beschreiben.
    »Ein Abenteuer«, murmelte er noch einmal kopfschüttelnd.
    »Das alles war nichts als ein ... als ein Spiel, das sich diese beiden ausgedacht haben.«
    »Um Ihnen eine Freude zu bereiten, ja«, sagte Strong. »Jetzt werden Sie bitte nicht wütend auf sie. Im Moment sind Sie verwirrt und völlig durcheinander. Das kann ich verstehen.
    Normalerweise hätten wir Ihnen die Wahrheit etwas schone nder beigebracht. Aber jetzt ist es einmal passiert. Und glauben Sie mir, Sie werden es genießen, wenn Sie sich erst einmal richtig ausgeschlafen und alles verarbeitet haben. Ein Abenteuer wie dieses erlebt man nur einmal im Leben - und man überlebt es in der Realität normalerweise nie.« Er wollte einen Schritt nach vorne machen, aber Mike hob rasch das Gewehr und richtete den Lauf direkt auf ihn. Strong erstarrte mitten in der Bewegung.
    »Woher soll ich wissen, dass das alles stimmt?«, fragte Mike.
    Dabei wusste er es. Er hatte nicht den kleinsten Zweifel, dass Strong die Wahrheit sagte. Seine Geschichte war so verrückt, dass sie einfach wahr sein musste.
    »Wenn Sie mir gestatten, in die Jackentasche zu greifen, kann ich beweisen, dass ich die Wahrheit sage«, antwortete Strong.
    Mike starrte ihn geschlagene fünf Sekunden lang wortlos an, dann nickte er knapp, und Strong griff vorsichtig und mit der linken Hand in die Innentasche seiner schwarzen Lederjacke.
    Sehr behutsam, um Mike nicht zu provozieren, zog er eine Brieftasche hervor, klappte sie auf und nahm ein zusammengefaltetes Stück Papier heraus. »Hier, lesen Sie!«, forderte er ihn auf.
    Mike machte eine entsprechende Kopfbewegung. Strong schob ihm das Blatt über den Tisch hinweg zu und wich wieder zur gegenüberliegenden Wand zurück. Umständlich und das Gewehr mit nur einer Hand haltend, griff Mike nach dem Blatt, faltete es auseinander und überflog es - zuerst flüchtig und in aller Hast, dann noch einmal und mit wachsender Verblüffung.
    Es war ein zweisprachig in Englisch und Deutsch abgefasstes Schriftstück, das bestätigte, dass Strong und seine Freunde in Franks Auftrag handelten und er sie von jeder Verantwortung befreite. Mike hatte im Laufe seines Lebens genug Verträge gelesen, um sofort zu erkennen, dass es nur ein Auszug aus einem weitaus längeren Schriftsatz war. Und er hatte Franks Unterschrift oft genug gesehen, um sie jenseits allen Zweifels wiederzuerkennen.
    »Das ... das ist ...«
    »Es ist die Wahrheit«, sagte Strong noch einmal. »Es tut mir wirklich Leid. So etwas ist noch nie passiert, wissen Sie?
    Bisher ist uns keiner unserer Klienten auf die Schliche gekommen. Anscheinend sind Sie cleverer, als wir dachten. Oder wir werden nachlässig.«
    Mike ließ das Gewehr endgültig sinken. Die Waffe schlug mit einem dumpfen Geräusch auf. Strong zögerte noch eine Sekunde, dann trat er mit zwei schnellen Schritten an ihn heran, hob das Gewehr auf und sicherte es, bevor er es hinter sich gegen die Wand lehnte.
    »Wie gesagt: Es tut mir wirklich Leid«, sagte Strong noch einmal. »Es sollte nicht so enden. Geplant war, dass Sie Ihre beiden Freunde aus dem Gefängnis befreien und fliehen. Ich muss in der Tat zugeben, dass nicht alles so gelaufen ist, wie wir es

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