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Intruder 6

Intruder 6

Titel: Intruder 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dasselbe gilt für mich und Mike«, verlangte Frank.
    »Jeder von Ihnen darf einmal telefonieren.« Jennings machte eine Kopfbewegung in Richtung Schreibtisch. »Bitte bedienen Sie sich.«
    »Das wird nicht nötig sein«, sagte Strong. »Unser Anwalt ist draußen im Foyer. Er wartet auf uns.« Er drehte sich halb zur Tür. »Ich hole ihn.«
    »Sie bleiben schön, wo Sie sind«, sagte Jennings. »Falls Sie diesen Rechtsverdreher Baker meinen, mit dem ich Sie vorhin zusammen am Tisch gesehen habe, den kenne ich. Ich hole ihn selbst. Das beschleunigt die Sache. Sie rühren sich nicht von der Stelle! Niemand.«
    »Sind wir verhaftet?«, fragte Strong feindselig.
    »Wenn Sie Wert darauflegen«, antwortete Jennings.
    Strong funkelte ihn noch eine Sekunde lang an, dann senkte er den Blick und trat demonstrativ einen halben Schritt zurück.
    Jennings führte seine begonnene Drehung zu Ende und verließ mit schnellen Schritten den Raum. Zwei der Streifenbeamten, der Hotelmanager und sein Security-Mann folgten ihm. Einer der Cops blieb jedoch wachsam an der Tür stehen. So viel zu Jennings’ Behauptung, dass sie nicht verhaftet wären.
    »Ich fasse es nicht«, murmelte Strong kopfschüttelnd, kaum dass die Tür hinter Jennings ins Schloss gefallen war. »Dieser Irre will Ihnen tatsächlich einen Mord anhängen!«
    »Aber das ist doch absurd«, begehrte Frank auf. Er sah Mike Zustimmung heischend an, aber dieser schwieg. Mike musste sich immer mehr beherrschen, um nicht einfach laut und hysterisch loszulachen.
    Hatte er sich wirklich eingebildet, es wäre vorbei? Hatte er tatsächlich auch nur eine Sekunde lang im Ernst daran geglaubt, dass er allein es mit einem Geschöpft aufnehmen konnte, das älter war als die Zeit und boshafter als der Teufel?
    Er sah wieder die Augen des Wendigo vor sich, die ihn hasserfüllt und voller böser Vorfreude aus dem Spiegel heraus anstarrten, und jetzt, endlich, als es zu spät war, begriff er den hämischen Triumph im Blick des uralten Anasazi-Dämons.
    Nein, Jennings hatte Recht! Er, Mike, hatte Stefan umgebracht. Vielleicht nicht mit eigenen Händen - das war der Wendigo gewesen. Aber es war seine, Mikes, Schuld, dass es so weit gekommen war. Und kein Anwalt der Welt, kein Gericht und kein Gesetz konnten daran etwas ändern: Stefan war tot, weil er, Mike, in seinem Hochmut und in seiner grenzenlosen Ignoranz eine Macht herausgefordert hatte, deren wahre Natur er bisher noch nicht einmal zu erahnen begonnen hatte. Und er spürte mit einer Klarheit jenseits allen Zweifels, dass der Blutdurst des Wendigo noch lange nicht gestillt war.
    Er hatte ihn herausgefordert, und jetzt würde er dafür zahlen müssen. Vielleicht würde Frank der Nächste sein, vielleicht Strong, möglicherweise auch jeder, den er kannte, bis das Ungeheuer ganz am Schluss ihn holen würde, oder - die grässlichste aller Vorstellungen! - auch nicht. Vielleicht würde er ihn am Leben lassen, ihn »verschonen«, damit die nächsten zwanzig oder dreißig Jahre seines Lebens zu einem einzigen, nicht endenden Albtraum wurden.
    »Jennings hat Recht«, sagte er unvermittelt.
    Strong und die anderen blickten ihn verwirrt an. In seiner Stimme musste ein ungewöhnlicher Ton gele gen haben. Frank riss die Augen auf. »Was soll das heißen?«
    Mike wusste jetzt, was er tun musste. Ihm blieb nur eine einzige Möglichkeit. Er hatte es begonnen, und er würde es beenden, ganz egal, was es ihn kostete. Es war die einzige Möglichkeit, das Unge heuer zu stoppen.
    Er stand auf. »Ich habe ihn umgebracht«, sagte er. »Es ist wahr.«
    Frank sog ungläubig die Luft zwischen den Zähnen ein. »Das ist völliger Blödsinn!«, sagte er heftig. »Wann willst du das denn getan haben? Während du im Bett gelegen und geschlafen hast? Und wie hast du es gemacht? Jetzt sag mir nicht, du hast Stefan überwältigt und bist mit ihm auf den Grund des Pools getaucht, um ihn am Steuer festzubinden. Er hätte dich in kleine Stücke zerbrochen.«
    »Nicht so«, sagte Mike. Etwas geschah. Er konnte spüren, wie sich in den Dimensionen des Wahnsinns und der Gewalt, in denen der Wendigo zu Hause war, etwas regte; wie diese stille, lauernde Macht, die seit dem ersten Tag im Hintergrund seiner Gedanken gewesen war und jeden seiner Schritte überwacht hatte, überrascht und zornig zusammenfuhr, um dann vor Wut, Enttäuschung und Zorn aufzuschreien. Mike war auf dem richtigen Weg! Wie er selbst hatte sich auch der Dämon für unbesiegbar und allmächtig gehalten,

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