Intrusion
tolerant gegenüber deinen Intrigen, all diesen bösen Machenschaften wie dem Aushungern von Dörfern, dem Ersinnen seltsamer Waffen und was weiß ich …«
»Julius, mir ging die Konversation mit dir schon vor Jahren auf die Nerven. Deshalb ließ ich diesen Chronisten als deinen Spielgefährten aufs Schloss kommen. Warum besprichst du die Angelegenheit nicht mit ihm?«
»Ein Ton, den ich absolut NICHT dulden kann, Mira. Ich habe mich mit großem Aufwand um das Volk gekümmert. In der Zeit, die ich meinen Untertanen widmete, hätte ich nämlich auch durch die Wiesen streifen und den Duft der Blumen schnuppern oder den Notleidenden helfen können. Und ich weiß sehr wohl, dass dein Herz im gleichen Moment zu schlagen aufhört wie das meine, weil Vater uns in frühester Jugend mit einem Bannfluch belegte, damit nicht einer von uns mit einem Dolch im Rücken endet. Bedenke also, dass ich mir das Leben nehmen könnte, nur um dich zu ärgern, aus Protest gewissermaßen. Und selbst wenn ich nicht die Absicht habe, meine Drohung in die Tat umzusetzen, sollte sie doch genügend Gewicht haben, um dich zum Nachgeben zu zwingen …«
»Hör mal! Sag mir endlich, was du hier willst, oder ich komme dir zuvor!«
Julius betrachtete einen Fingernagel. »Ich habe gelauscht, Mira, an der Tür gehorcht wie ein elender Schnüffler. Und als Slythe an mir vorbeimarschierte, um deine Befehle auszuführen, sagte ich zu ihm: ›O nein, halt! Ich bin der Herzog, und mein Wort hat bei Weitem mehr Gewicht als das einer Lady, falls sich Autorität überhaupt in Gewicht ausdrücken lässt.‹ Ich fand diese Worte übrigens sehr poetisch. Um die Sache jedoch kurz zu machen: Ich werde die notleidende Person aus der komischen Kirche dieses dummen Gackerhuhns holen!«
Torak räusperte sich. »Darf ich davon abraten, Euer Gnaden, wegen der möglichen Gefahren für Leib und Leben und was sonst noch alles.«
»Ihr dürft, aber das wird nichts nützen.« Julius riss die Augen weit auf. »Himmel, wo bleibt Ray? Ich war selten so witzig wie in diesem Moment.«
»Wohl wahr, Julius, wohl wahr«, pflichtete ihm Torak bei.
»Worauf wartest du noch, wenn du Slythe begleiten willst?«, fragte Mira und musterte ihn aus schmalen Augen.
»Du erwartest doch nicht im Ernst, dass ich mich nachts ins Freie begebe?« Julius drohte ihr mit dem Finger. »Nicht auszudenken, wenn Tau auf meine Toga fällt …«
»Ein gutes Argument, Euer Gnaden«, sagte Torak.
»Er würde sie benetzen«, rief Julius. »Streite es nicht ab, Mira! Das ist nun mal die Wirkung von Tau. Er benetzt die Dinge. Macht sie nass. Es wäre so typisch für dich, das abzustreiten. Aber ich bin schon einen Schritt weiter. Jawohl, ich werde diese widerwärtige, furchterregende Person gefangen nehmen und hierher bringen, das werde ich, aber erst am Morgen und zusammen mit Slythe.«
»Hast du auch nur die leiseste Ahnung, was hier auf dem Spiel steht, Bruder?«
»Das könnte ein prächtiges Kapitel in Rays Chronik werden«, sagte Julius und strich seine Toga glatt. »Einfach göttlich! Stell dir das mal vor – ich hole die gefährliche, notleidende Person, unterstützt von Slythe, versteht sich, aber ich bestimme die Taktik des Unternehmens. Ahoi, werde ich zu Slythe sagen, pass auf, so machen wir das! Nein, nicht so, du sollst ihn niederringen, Slythe, werde ich sagen. Und Ray wird Protokoll führen, in allen Einzelheiten, und vielleicht greife ich sogar selbst ein wenig ein, sobald diese böse Person mit Ketten und Stricken gefesselt ist.«
»Meinetwegen, Julius. Warte bis morgen. Wenn das unser beider Tod sein sollte, bleibt mir in Zukunft wenigstens dein Geschwätz erspart. Bitte, geh jetzt!«
Julius klatschte in die Hände. »Famos. Dann gehe ich jetzt. Ich habe mir nämlich einen herrlichen Streich für Ray ausgedacht. Hat mit Pferdesperma zu tun. Und mit Feuer. Ihr müsst unbedingt kommen und zuschauen, Torak, und mich anfeuern und im geeigneten Moment in Gelächter ausbrechen. Gehen wir. Gute Nacht, Mira. Nun guck doch endlich etwas fröhlicher in die Welt!«
Das elektrische Summen und eine Spur von Nichts – ausgelöschte Bäume und Felsenbuckel, ein halb verschlungenes Gehöft – markierten den Weg, den das Ding nahm. Hin und wieder stieß es ein Heulen aus, das in den Himmel stieg. Es verriet weder Wut noch Zorn oder sonst ein menschliches Gefühl. Seine einzige Botschaft lautete: Fliehe so schnell du kannst!
Charm verstand. Sie rannte über eine Lichtung, suchte verzweifelt
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