Invasion 01 - Der Aufmarsch
führte.
Alkohol, Zigaretten, Schokolade, Pornos, aber seltsamerweise kein Rauschgift. In der zwölften Woche war in der Ausbildung der Alpha-Kompanie eine zweiwöchige Feldübung angesetzt. Gegen Ende der zweiten Woche waren weder in der Kompanie noch im Bataillon irgendwelche vollen Flaschen mehr zu finden. Die Alkohollieferanten gehörten also ganz offensichtlich der Alpha-Kompanie an.
Das veranlasste die Ermittler der CID, sich die Alpha-Kompanie vorzunehmen, aber Gunnery Sergeant Pappas hatte schon die ganze Zeit gewusst, wer der Leiter des Rings war. In der letzten Woche der Ausbildung zelebrierte er wegen eines imaginären Fehlers einen Wutanfall von der Art, wie sie gewöhnlich nur in der ersten Woche der Grundausbildung angezeigt sind. Er jagte das Platoon zur Tür hinaus, einige davon unter persönlichem Einsatz, und anschließend nahmen er und der First Sergeant der Kompanie, ein langjähriger Veteran der Special Forces mit einer noch vielfältigeren Laufbahn als der seinen, die Kaserne buchstäblich auseinander.
Betten flogen zum Fenster hinaus, anschließend Spinde, Schränke, Kleidung, Gerät und jeder andere bewegliche Gegenstand, den sie fanden, wobei vorher natürlich jedes einzelne Stück gründlich untersucht wurde.
Als sie schon beinahe am Aufgeben waren, fanden sie schließlich das, was sie suchten in einer Höhlung in der Wand, hinter dem Wandspind von keinem anderem als dem Führer der zweiten Gruppe versteckt.
Für die beiden im Dienst ergrauten Sergeants war das eine Herausforderung an ihr Führungsgeschick. Einerseits handelte es sich um zahllose Regelverstöße, andererseits waren die Übeltäter so ziemlich die besten Soldaten, die sich ein Sergeant wünschen konnte. Das Schlimmste war, dass die Rolle eines Vorgesetzten beim Militär in höchstem Maße auf dem Respekt basiert, den er bei seinen Leuten genießt. Soldaten den Befehl zu geben, sich in eine Situation zu begeben, die mit hoher Wahrscheinlichkeit ihren Tod zur Folge haben wird, erfordert, dass diese Soldaten einen mehr als praktisch alles andere auf der Welt respektieren, lieben und fürchten. Eine Gruppe Rekruten in die Schlacht zu schicken, die ernsthaft glaubte, sie könnte mit so etwas durchkommen, wäre noch schlimmer als ihnen überhaupt keine Ausbildung zuteil werden zu lassen. Andererseits verstanden diese Jungs das Soldatenhandwerk so gut – ganz besonders Stewart –, dass es eine unerträgliche Verschwendung von Ausbildungszeit und Talent gewesen wäre, sie in den Bau zu schicken.
Sie hatten nur ein paar Augenblicke Zeit, sich darüber zu besprechen. Die Ausbilder jagten die Rekruten gerade durchs Gras, und Sergeant Pappas war ziemlich sicher, dass sie jetzt nicht mit einer Durchsuchung rechneten. Er hatte das Zeug früher bei seinen gelegentlichen Wutausbrüchen nicht gefunden, deshalb würden sie wohl kaum damit rechnen, dass er es jetzt fand. Darauf bauten sie ihren Plan auf, setzten ihn in die Tat um und gingen dann hinaus, um die Rekruten weiter zu schikanieren. Die Wiederherstellung der Gruppenunterkünfte würde von den Ausbildern gründlich überwacht werden. Bis Stewart Gelegenheit bekam, in sein Versteck zu sehen, würde er sich den Kopf darüber zerbrechen müssen, ob der Sergeant oder ein Rekrut es gefunden hatte.
Zwei Tage später fand eine außerplanmäßige Feldübung statt: Die Rekruten müssen um zwei Uhr morgens aus ihren Betten und dann in Einsatzkleidung in die Nacht hinaus.
Das Platoon wurde in Gruppen aufgeteilt und stundenlang mörderisch gedrillt. Sie übten die ›Sprung auf, marsch marsch‹-Technik der Infanterie, warfen sich auf den Boden, um den Feind unter Beschuss zu nehmen, während die nächste Gruppe vorrückt, dann wieder aufspringt und zur nächsten Schussposition rennt. Wenn das gut gemacht wird, sieht es verblüffend elegant aus, in Wirklichkeit ist es eine brutale Schinderei: eine gewaltige Aerobic-Übung. Zwanzig oder dreißig Meter rennen, sich auf den Boden werfen, ein paar Schuss Platzpatronen abgeben, sich hochstemmen, und das mit fünfundzwanzig Kilo Ausrüstung auf dem Rücken, dann das Ganze wieder von vorn – und all das stundenlang.
Die Gruppen wurden von den Ausbildern überwacht, und Gunny Pappas schlich sich lautlos und unbeobachtet von Gruppe zu Gruppe durch die Dunkelheit und sah ihnen zu. Der ganze ›Zivilistenspeck‹, den sie bei ihrer Ankunft mitgebracht hatten, war jetzt weg, selbst bei denen, die von vornherein in Form gewesen waren. Jeder
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