Invasion 01 - Der Aufmarsch
mussten jetzt, nach nur zehn Minuten Pause, weiter. Nun, dazu gab es eben die Wunder der Technik. »Michelle, Anweisung an alle AlDs, Provigil-C zu spritzen.«
Das Präparat war die Kombination eines terranischen Medikaments gegen Narkolepsie und eines galaktischen Aufputschmittels. Das terranische Medikament verhinderte den Schlaf, aber man ging davon aus, die Anspannung im Gefecht sei so stark, dass mehr als nur ein Anti-Narkotikum benötigt wurde.
Als das starke galaktische Aufputschmittel anfing durch ihre Venen zu pulsen, setzten die Soldaten sich in Bewegung. Einige von ihnen klappten ihre Sichtscheiben auf, um sich die Augen zu reiben und frische Luft zu atmen, und stellten zu ihrer Überraschung fest, dass der Lagerraum, in dem sie sich befanden, schwarz wie die Nacht war. Die AIDs hatten automatisch die Umweltbeleuchtung verstärkt oder die ultravioletten Anzugscheinwerfer eingesetzt, und das schon so lange, dass die Soldaten jeglichen Sinn für hell oder dunkel außerhalb ihrer ganz persönlichen Sphäre verloren hatten. Zu den wenigen Soldaten, die größere, aber nicht mehr kritische Verletzungen erlitten hatten, darunter auch der Pechvogel mit der einen Hand und Private Slattery, der in den Statistiken der GKA-Anzüge unsterblich geworden war, kam jetzt der Sanitäter mehr um des menschlichen Zuspruchs wegen, als dass er etwas hätte tun können, wozu die Anzüge nicht imstande waren.
Unterdessen versammelte Mike die Unteroffiziersdienstgrade um sich und skizzierte einen ersten Einsatzbefehl. Plötzlich fiel den Pionieren ein für den Erfolg ihres Einsatzes kritischer Part zu. Obwohl sie sich beinahe so schnell wie die Infanterie bewegen konnten, die sie unterstützten, waren ihre Anzüge derart mit allem möglichen Gerät behängt, dass sie wie wandelnde Weinreben wirkten. In erster Linie schleppten sie Sprengkapseln und Auslöser. Letzten Endes gab es eine Unzahl Dinge, die man zur Explosion überreden konnte, wenn man nur über eine Sprengkapsel verfügte, und obwohl es viele solche Dinge gab, waren immer die die besten, bei denen man möglichst weit von der Explosion entfernt sein konnte. Anstatt sich daher schwer mit Sprengstoff und leicht mit Sprengkapseln zu beladen, entschieden sie sich für das Gegenteil. Sie trugen zwanzig Kilo C-9 bei sich, etwas reduziert um das, was sie für ihre Tunnelarbeiten benötigt hatten, aber insgesamt stellte das nur einen geringen Teil ihrer Last dar.
Die Anzüge waren mit einer großen Zahl von Staufächern ausgestattet, hauptsächlich für die Unterbringung von Explosivstoffen. Die Deckel konnten abgesprengt werden, und das war bei einem der Pioniere während der Explosion unter Qualtren auch vorgekommen; er wirkte seitdem etwas schief. Jetzt öffneten sie ihre Staufächer und fingen an ihre Liebesgaben zu verteilen. Jeder Mann nahm fünfzig Sprengkapseln und Auslöser an sich. Die Auslöser waren einigermaßen intelligente Empfänger, die man entweder auf Zeit oder auf Signal schalten konnte. Außerdem verteilte das Platoon jetzt sein eigenes C-9, sodass jeder von ihnen wenigstens ein halbes Kilo bekam; das würde für ihre Zwecke reichen.
Am unangenehmsten war, dass sie sich dem Kessel an der Oberfläche würden nähern müssen. Die Zeit reichte nicht aus, um die Wasserrohre zu benutzen. Falls sie sich dafür entschieden hätten, wären die Einheiten tot und verdaut gewesen, bis sie schließlich dort eintrafen. Mike hatte einen Plan und würde einige lautstarke und ernst gemeinte Einwände abschmettern müssen, wenn er ihn seinen Leuten schilderte. Aber seit seinem ersten Sprung in den Tunnel waren seine Aktien gestiegen, ganz besonders von dem Augenblick an, als er sie wirklich ins Freie geführt hatte. Jetzt mussten sie zurück ins Feuer, aber so wie das Soldaten seit Anbeginn der Geschichte getan hatten, wussten sie, dass das ihr Beruf war, und erfüllten ihre Befehle ohne zu murren.
31
Fort Indiantown Gap, Pennsylvania, Sol III
0243, 5. August 2007
»Sergeant«, sagte Pappas geduldig, »ich habe einen langen Tag hinter mir. Und mir ist gar nicht danach, mich hier mit irgendwelchem Pippifax herumzuärgern. Ich habe ein Platoon, das über das ganze Gelände verstreut ist, und ich brauche eine Unterkunft für die Leute. Ich brauche Transportmittel und Quartiere. Was ich nicht brauche ist Ihr dämliches Geschwätz.«
Dabei war er im Grunde genommen froh, dass die Kompanie immerhin jemanden hatte, der für Unterbringung zuständig war. Der
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