Invasion 01 - Der Aufmarsch
breiten Boulevard hinunter, sie landeten in Abständen von jeweils zwanzig Metern fünfzehn Meter vor dem von Posleen besetzten Gebäude. Auf diese Weise reichte die Zone totaler Zerstörung von dem von Posleen besetzten Megascraper fünfzig Meter hinaus, wo sich eine weitere Softkill-Zone von fünfundzwanzig Metern anschloss. Die Linie streckte sich fast einen Kilometer lang und dreißig Meter vor der Front der GKA-Einheiten. Der Softkill-Radius reichte bis zu den Linien der Panzergrenadiere, aber die meisten, wenn nicht alle Grenadiere hatten unterdessen bereits Deckung gesucht, und wer das nicht geschafft hatte, musste eben sein Risiko tragen.
Die Explosionen fegten den Boulevard hinunter, und Tulo'stenaloor konnte sehen, was da auf ihn zukam. Das weiße Feuer schien sich über die ganze Breite der Avenue zu erstrecken, und jedem Paar gewaltiger Explosionen folgte Sekunden später das nächste. Es gab kein Entkommen durch den Südbau; die meisten Eingänge waren bei den Kampfhandlungen zerstört worden, und in den noch übrig gebliebenen Eingängen drängten sich die wenigen, die sich noch zu Fuß oder per Untertasse bewegen konnten.
Während die Feuerwalze gegen sein im Rückzug begriffenes Bataillon vorrückte, ertappte sich der Schlachtenmeister, wie er bei jeder Pause zwischen den Explosionen zusammenzuckte. Sämtliche Granaten waren gleichzeitig abgefeuert worden, aber manche hatten eine längere Strecke zurückzulegen. Und deshalb wurde jedes höllische Intervall länger und länger, während das Verderben näher rückte.
Er wusste, dass er fliehen konnte, seine Oolt'os verlassen und gemeinsam mit den anderen Kessentai in ihren Tenars entkommen. Aber seine Oolt'ondai verlieren, die er über all die Jahre aus bestem genetischem Material aufgebaut hatte – nein, da war es besser zu sterben als neu von vorn zu beginnen.
Als sie die nächste Kreuzung erreichten und die Pause zwischen den Explosionen unendlich zu währen schien, fasste Tulo'stenaloor sich schließlich ein Herz und sah sich um.
Vom Meer landeinwärts war die halbe Länge des Gebäudes ein Teppich von toten Po'oslena'ar, Oolt'os und Kessentai, alle durcheinander gemischt; der Tod hatte alle Unterschiede zwischen ihnen verwischt. Kein einziger lebender Po'os war in diesem gewaltigen Schlachthaus noch auf den Beinen, kein lebendes Wesen. Die Energie der Explosionen hatte die ganze Umgebung überhitzt. Der Geruch verkochter Posleen erfüllte die Luft, Dampfschwaden stiegen von den Leichenbergen auf, und aus zerschmetterten Tenar kräuselte Rauch.
Als seine Oolt'ondai nach Süden in die Seitenstraße einbogen, blickte er sich noch einmal um und sah, wie der Meeresdämon sich in eine Gruppe von Thresh in metallischen Raumpanzern auflöste. So viel also zum Meeresdämon. Während er zusah, erledigten sie die wenigen verstreuten Oolt'os mit ihren schrecklichen silbernen Blitzen und begannen unaufhaltsam mit den bodenverschlingenden Sprüngen den Boulevard heraufzurücken. Er hatte es gesehen und würde es nie vergessen: Diese Thresh'akrenallai waren raffiniert, sehr raffiniert.
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Andata Provinz, Diess IV
1009 GMT, 19. Mai 2007
Major Steuben zog sich auf einen Trümmerbrocken und wischte sich das Blut vom Mund. Das Klingeln in seinen Ohren wollte nicht aufhören, aber er lebte – und darauf hätte er während der letzten vierundzwanzig Stunden keine Wetten abgeschlossen. Totaler Verlust seines Gehörs wäre da zumindest aus der Sicht des Augenblicks nur ein bescheidener Preis. Er versuchte zu stehen, doch ihm wurde sofort schwindelig, und er setzte sich wieder hin. Dabei sah er, wie die Erste Gruppe Mobile Infantry mit mächtigen Sprüngen vorrückte und silbernes Feuer spie. Das Krachen der Energiewaffen dröhnte dumpf in seinen Ohren – das erste Geräusch, das er seit den Explosionen gehört hatte.
Er erinnerte sich, wie die Flammenzunge der Drachenillusion den Gottkönig aus dem Himmel gewischt hatte, so wie man eine Fliege erschlägt. Für seinen gesunden Menschenverstand, auf den er sich sehr viel zugute hielt, war dieser Anblick wie ein Guss kalten Wassers, und er sprang von dem Trümmerbrocken, schnappte sich seinen Karabiner und hastete auf einen der improvisierten Bunker zu, die die Grenadiere errichtet hatten. Jetzt, da es so aussah, als ob seine Einheit wie durch ein Wunder überleben würde, musste er dringend Verbindung mit den anderen Einheiten aufnehmen. Ehe er den Bunker erreichte, versperrte ihm ein Leopard-Panzer den Weg,
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