Invasion 02 - Der Angriff
durcheinander wuselnden Masse wurden von Captains befehligt, Kompanien von Second Lieutenants, die erst vor wenigen Tagen auf diese Position befördert worden waren. Die meisten Kompanien hatten Staff Sergeants als First Sergeants, und das nur, wenn sie Glück hatten, häufig auch nur Sergeants E-5. Und ohne den Rückhalt eines soliden Unteroffiziers- und Offizierskorps waren Befehlskette und Kontrolle im besten Fall lückenhaft. Die Kinder waren alle zu Hause, aber die Eltern verspäteten sich.
Etwa so konnte man die Informationen zusammenfassen, die ihm der Personaloffizier der 15th Mechanized Infantry Division vermittelt hatte, und was er hier vorfand, war noch wesentlich schlimmer als das irgendeine theoretische Einweisung hätte vermitteln können. Er sah Teile des Geländes, wo offenbar jede Kontrolle zusammengebrochen war. Er konnte Wäsche an den Barackenwänden hängen sehen, die Kompaniestraßen waren mit Unrat aller Art übersät, hie und da prügelten sich Soldaten. Gruppen von Soldaten hockten um Lagerfeuer herum, einige von ihnen in zerfetzten Uniformen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht ausreichten, um dem kalten Winter Pennsylvanias standzuhalten. Sein schweifender Blick fiel auf eine Ansammlung ausgebrannter Trailer, wo offenbar eine Party gefeiert worden und außer Kontrolle geraten war. Andere Bereiche waren wieder durchaus ordentlich anzusehen und ließen erkennen, dass dort Vorgesetzte am Werk waren, die sich auf ihr Handwerk verstanden.
Ohne seine Bataillonskommandeure und die zugehörigen Brigade- und Bataillonsstäbe waren Hanson als für die Aktivierung zuständigem Kommandeur praktisch die Hände gebunden. Es war schlicht unmöglich, dass ein paar Generäle, eine Hand voll Colonels und einige wenige Sergeant Majors die Kontrolle über fünfzigtausend Menschen ausübten. Die ganze Aktivierung baute voll und ganz auf das Verjüngungsprogramm und drohte ohne dieses in Stücke zu gehen. Allmählich traf jetzt Proviant und Gerät ein, und das hatte diesen halbstarken Verbrechern auf dem Gelände gerade noch gefehlt.
Als der Humvee in »seinen« Bataillonsbereich rollte, wäre Colonel Hanson am liebsten in Tränen ausgebrochen. Das Areal sah besonders schlimm aus, die Art von Gelände, die er unter normalen Umständen nicht ohne Waffe und Splitterschutzweste betreten hätte. Er bedeutete dem Fahrer, er solle in eine der Kompaniestraßen einbiegen und war noch mehr entsetzt. Der Bataillonsbereich sah noch einigermaßen gut aus. Es gab dort immerhin eine mit Steinbrocken abgegrenzte Zufahrt zum Hauptquartier, und die Gehwege waren frei geschaufelt und gefegt. Die Kompaniebereiche hingegen waren – mit einer einzigen Ausnahme – eine Schande. Er konnte Baracken sehen, bei denen irgendwelche Vandalen die Bretter von den Wänden abgerissen hatten, und der Boden war mit Müll und Unrat förmlich übersät.
Als der Fahrer in den hinteren Teil des Bataillonsbereichs einbog, sah Hanson, dass die letzte Kompanie ihr Gelände einigermaßen in Ordnung hatte. Darüber hinaus hatte sie vor den Kompaniebüros Posten in der grauen »Kampfseide« von Fleet Strike aufgestellt, zwischen den Baracken waren zwei Mann Patrouillen unterwegs. Da diese mit M-300-Gravkarabi-nern bewaffnet waren, vermittelte das ein beeindruckendes Bild der Stärke. Der M-300 wog knapp elf Kilo – ebenso viel wie die M-60-Maschinenpistole aus der Zeit des Vietnamkriegs, der er auch glich –, aber die meisten Soldaten, die er sah, schienen mühelos damit umgehen zu können. Diese Leute waren fit und diszipliniert, und das war für ihn die erste gute Nachricht dieses Tages.
Diese dünnen Uniformen sollten hinreichenden Schutz gegen normale Kälte bieten, und das war allem Anschein nach auch der Fall; den leicht bekleideten Soldaten schien der eisige Wind jedenfalls überhaupt nichts auszumachen. Obwohl Kampfseide die offizielle Alltagsuniform aller Fleet Strike-Einheiten war, schienen die meisten Soldaten im restlichen Bataillonsbereich normale Kampfanzüge und -jacken zu tragen. Das beantwortete Hanson auch die Frage, ob irgendwelches GalTech-Gerät zur Verfügung stand. Was der amtierende Bataillonskommandeur über das Tragen der Uniform zu sagen hatte, würde recht interessant sein. Colonel Hanson fragte sich, weshalb der Rest des Bataillons nicht die vorgeschriebene Uniform trug und wo wohl er seine Kampfseide bekommen würde.
Er gab dem Fahrer ein Zeichen, vor dem Kompaniehauptquartier anzuhalten.
»Tragen Sie mein
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