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Invasion 02 - Der Angriff

Invasion 02 - Der Angriff

Titel: Invasion 02 - Der Angriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ringo
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daher befugt, in Uniform den Tower of Power zu tragen, den »Turm der Macht« – die drei übereinander angeordneten Abzeichen der Ranger, der Special Forces und der Airborne. Er besaß das PT-Abzeichen für körperliche Ertüchtigung und war vermutlich auch imstande, mit zwei Stückchen Holz Feuer zu machen.
    Aber irgendwann und irgendwo schien der Major nicht begriffen zu haben, worum es wirklich ging. Woran nämlich auffälliger Mangel herrschte, waren irgendwelche Zertifikate von bisher geführten Kommandos. Dafür gab es zwei Möglichkeiten, und Colonel Hanson konnte, ohne seine Personalakte gesehen zu haben, nicht entscheiden, was wahrscheinlicher war. Entweder hatte jede Einheit, in der er je das Kommando geführt hatte, Stidwell so gründlich gehasst, dass sie seinen Abgang ohne jegliche Spur von Bedauern gefeiert hatten, oder er hatte nur sehr wenige Führungspositionen bekleidet.
    Nach einigem Nachdenken gelangte er zu dem Schluss, dass wohl Letzteres der Fall war; schließlich gab es immer irgendeinen Arschkriecher, der sich zu einer Plakette durchrang, ganz gleich wie katastrophal der Chef auch gewesen war.
    »Obwohl Major Stidwell dem Anschein nach über alle erforderlichen Qualifikationsmerkmale eines Vorgesetzten verfügt«, räumte der Colonel ein und deutete dabei auf die Wand, »bedeutet eine solche Ansammlung von Zertifikaten nicht unbedingt, dass jemand auch über Führungsqualitäten verfügt. In Friedenszeiten lässt sich derartige Führungsunfähigkeit häufig durch tüchtige Mitarbeiter verschleiern. Aber in Zeiten starker Belastung, wenn schnell und exakt entschieden werden muss, ohne dass man über objektiv korrekte Antworten verfügt und ohne dass man von einem fähigen Stab unterstützt wird, wird die Unfähigkeit, Menschen zu führen, geradezu kristallklar. Ich habe den Verdacht, dass Major Stidwell als untergeordneter Führungsoffizier ganz gut funktioniert und als Stabsoffizier sogar Beispielhaftes leistet. Aber als Befehlshaber, insbesondere im Kampfeinsatz, dürfte er unfähig sein.« Er beendete seinen Vortrag mit einem Achselzucken. »So etwas gibt es.«
    »Erwartet man von Ihnen, dass Sie mit Ihnen nachgeordne-ten Offizieren über die Fähigkeiten höherer Dienstgrade diskutieren, Sir?«, fragte Mike und lehnte sich in einem recht zerbrechlich wirkenden Sessel zurück, der vermutlich aus dem Fundus stammte und den irgendeine Kantine als zu alt und wackelig bereits ausgesondert hatte.
    »Na ja, Captain«, antwortete der Colonel, »es gibt nachge-ordnete Offiziere und nachgeordnete Offiziere. Was Sie angeht, so können Sie sich darauf verlassen, dass ich mit Ihnen über alles sprechen werde, von dem ich glaube, dass es Ihnen in Ihrer militärischen Entwicklung hilft, und ich meinerseits werde mir regelmäßig Ihren Rat über GKA-Taktik holen. Ich beabsichtige nicht, alles, was Sie sagen, als Wort Gottes zu betrachten. Aber zuhören werde ich.«
    »Wegen meiner Medal of Honor?«, fragte Mike einstudiert gelassen und zog dabei eine Zigarre aus dem Ärmel seiner grauen Seidenkombination.
    Das war nicht das erste Mal, dass Colonel Hanson von Michael O’Neal gehört hatte. Er war DER O’Neal. Mighty Mite. Ironman O’Neal. Der Held von Diess. Colonel Hanson hatte in seiner militärischen Laufbahn mehr als einen echten Helden kennen gelernt und wusste, dass man, ohne selbst dabei gewesen zu sein, unmöglich nachvollziehen konnte, was vor Ort geschehen oder nicht geschehen war und die Verleihung eines Ordens, ganz besonders eines so hohen, zur Folge gehabt hatte. Manchmal erwiesen sich die heroischsten Geschichten als reiner Bockmist, während sich andere, die zunächst schlicht und klar erschienen, als unerwartet kompliziert erwiesen. Manche echten Helden waren Prahlhänse, andere ganz ruhig. Häufig hatten Helden einfach nur das Glück gehabt, am falschen Ort zu sein und zu überleben. Und manchmal war alles ganz genau so, wie es berichtet wurde.
    Was Michael O’Neal betraf, gab es wohl in der ganzen Geschichte aller militärischen Einsätze keine so gründlich analysierte, sezierte und erforschte Ereignisfolge wie die, die dazu geführt hatte, dass man ihn mit Orden förmlich überhäuft hatte. Und als die Medien O’Neals Story zu packen bekamen und sich ihrer erst einmal angenommen hatten, war die Reaktion unvermeidbar gewesen. Zuerst machten sie ihn zum Idol, anschließend versuchten sie, die Story zu zerpflücken, fanden aber keine einzige Einzelheit, die nicht genau den

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