Invasion 02 - Der Angriff
Körpergewicht stemmen, und Dad wollte, dass ich mich an den Meisterschaften beteilige. Das war das einzige Mal, wo ich ihm gesagt habe, dass er mich in Ruhe lassen soll. Wenn ich mit Sport anfing, würde mich das entweder auf dem Schießplatz oder am Computer Zeit kosten, und ich wusste ganz genau, wofür mein Dad sich entscheiden würde.«
Er zuckte die Achseln. »So, und da stehe ich jetzt, der gefährlichste Junge der ganzen Schule und ein Computerfreak obendrein. Was sagst du dazu!«
»Na ja«, meinte Wendy vorsichtig, als sie an Goolrick’s Drugstore an der Ecke der George Street vorbeikamen. »Ich schätze, das ist jetzt dein großer Augenblick.«
»Der große Augenblick für meinen Dad, meinst du wohl. Er steckt irgendwo dort draußen in einem Hinterhalt und wartet, dass die Posleen auftauchen. Wahrscheinlich kriegt er sich vor Begeisterung kaum ein. Mom und Sally werden ins Loch gehen, und ich ›werd’s denen so gut ich kann besorgen‹«, zitierte er in einem unechten Bariton.
»Scheiße«, stieß er dann bitter hervor. »Da stehe ich jetzt und kann einen Schusswinkel genauso gut wie jeder Infanterie-Lieutenant berechnen, aber keinem nützt es was.« Er zuckte die Achseln und sah sich um, berechnete offenbar immer noch Schusswinkel.
»Wie wär’s mit Alesia’s Antiques?«, fragte er und deutete mit dem Kinn über die Straße. »Dort hat man ein gutes Schussfeld über den Hof dahinter. Wir könnten sogar ins Bankmuseum gehen. Damit hätten wir erste und zweite Position. Auf die Weise überleben wir vielleicht drei Minuten«, schloss er und lachte.
»An Alesia’s habe ich auch gedacht«, antwortete sie nachdenklich. »Du weißt schon, als du mich gefragt hast, ob ich in den Bunker gehen will?«
»Herr im Himmel!«, sagte Tommy, als die Brechstange dicht neben einem antiken Geldschrank durch die Ziegelwand krachte, »da ist er tatsächlich. Woher hast du das gewusst?«
»Na ja, dein Ding sind Computer und Militär. Ich interessiere mich mehr für die Geschichte unserer Stadt.«
Er schob den Kopf durch das kleine Loch und in den stickigen Tunnel dahinter, leuchtete mit einer Taschenlampe herum. »Er ist etwa fünf, sagen wir fünfeinhalb Fuß hoch. Ein aus Ziegeln gemauerter Bogen, der Boden gestampfte Erde. Verblüffend. Wozu hat man die Dinger gebaut?«
»Das weiß keiner. Es gibt keine schriftlichen Aufzeichnungen darüber, aber sie stammen mindestens aus dem achtzehnten Jahrhundert. Viele glauben, man hat in den Tunnels Waren von den Docks heraufgebracht. Die Straßen waren damals nicht gepflastert, und wenn es geregnet hat, waren sie schrecklich schlammig. Dann gibt es noch eine romantische Theorie, dass man darin Contrabande befördert hat. Geschmuggelte Seide und Tee, auf die sie keine Steuern bezahlt haben, und solches Zeug mehr. Und die wirklich dämliche Geschichte ist, dass die Sklaven sie als Fluchtwege gebaut haben. Unmöglich. Vielleicht hat sie die Untergrundeisenbahn als Versteck benutzt, aber gebaut haben die sie sicherlich nicht; die stammen aus einer früheren Periode.«
»Untergrundeisenbahn? Ach ja, richtig, das war doch diese Organisation, die in der ersten Hälfte des neuzehnten Jahrhunderts entflohene Sklaven aus den Sklavenstaaten des Südens in den vermeintlich freien Norden beförderte.« Er drehte sich um und musterte sie im Halbdunkel des Kellergeschosses des Antiquitätenladens. »Anscheinend bin ich nicht der Einzige, der heute andere Leute verblüfft.«
»Gewöhnlich macht man mir Komplimente wegen meiner Intelligenz, ehe man mir den Laufpass gibt«, sagte sie und runzelte dabei die Stirn.
Er schluckte. »Vielleicht hast du dich mit den falschen Jungs eingelassen.«
»Ja«, nickte sie, »vielleicht. Schau«, fuhr sie dann fort und zog die Glock heraus, »mir wird das Ding gegen die Posties nicht viel nützen. Hast du da drinnen irgendetwas Schwereres?« Sie wies auf seine Tasche.
»Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Das Problem ist nur, dass die alle ein wenig komplizierter sind.« Er zog den Reißverschluss der Tasche auf und begann sie auszuleeren. Rucksack und Schutzweste hatte er abgenommen, um die schwere Kommode wegzuschieben, die den Eingang zum Tunnel versperrt hatte. Er wies auf den Rucksack. »Mach den auf und nimm die Sachen heraus. Wir müssen sie uns teilen.«
Ein paar Minuten später war der Inhalt des Rucksacks und der Tasche am Boden ausgebreitet. Ein beeindruckendes Arsenal.
»Wir werden nicht einmal den dritten Teil von dem Zeug benutzen
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