Invasion 02 - Der Angriff
nördlicher Richtung aus dem Kessel heraus. Sobald sie den alles bedeckenden Dunst verlassen hatte, würde sie ein Ziel für die Scharfschützen auf den Türmen sein, konnte aber auch eine Bedrohung darstellen.
»Bestätigt« , sagte der Colonel. »Ko-Ax Feuer.«
»Roger, Ko-Ax« , antwortete der Geschützführer und schaltete von der Hauptkanone auf Koaxialfeuer. »Schon unterwegs.«
Der M-IE stellte eine Modifikation des ehrwürdigen Abrams-Kampfpanzers dar. Man hatte ihn für den Kampf gegen die Posleen umgebaut, ihm eine stärkere Panzerung im vorderen Bereich der Wanne verpasst und ein Wärmedämmungssystem hinzugefügt, um die Überlebenschancen bei Treffern von hyperschnellen Geschossen und Plasmakanonen zu verbessern. Außerdem hatte man sich Erfahrungen der russischen Armee zu Eigen gemacht.
Um ihre Panzer auch für die Flugabwehr einsetzen zu können, hatten die Russen beiderseits des Turms je eine 23-mm-Kanone angebracht, die ebenfalls vom Panzerkanonier bedient wurde. Das massierte Feuer eines Panzerbataillons konnte deshalb mit ein wenig Glück sogar angreifende Flugzeuge abschießen.
Die Amerikaner hatten zuerst nicht viel von der Idee gehalten. Bis dann die Galakter kamen. Die Posleen bauten zwar in erster Linie auf Massenangriffe, verfügten darüber hinaus aber auch über phänomenale Waffen. Eine konventionelle Plattform, die man gegen sie einsetzen konnte, würde sowohl dem Beschuss mit Plasma und HVM widerstehen müssen, zugleich aber auch imstande sein, große Zahlen von Soldaten zu töten. Aus dieser Erkenntnis hatte die Army auf den Versuch verzichtet, eine völlig neue Plattform zu entwickeln, und sich die Idee der Russen angeeignet und sie verbessert.
Zu beiden Seiten des M-IE-Turms waren deshalb jetzt vier 25-mm-Bushmaster-Kanonen angeordnet, die sich mit dem Turm drehten und die man zum Zielen in vertikaler Richtung schwenken konnte. Den Zielcomputer des Abrams, immer noch das leistungsfähigste Zielgerät der ganzen Galaxis, hatte man so modifiziert, dass er auch die zusätzlichen Waffen integrierte, wobei er sich als unglaublich genau erwiesen hatte. Aber Genauigkeit war in diesem Krieg überhaupt kein Thema, entscheidend war massive Feuerstärke.
Der Geschützführer wählte »HE« (High Explosive) aus einem Menü von Munitionsoptionen und strich dann über den Abzug.
Die maximale Schussgeschwindigkeit der Bushmaster betrug zweitausendfünfhundert Schuss pro Minute. Auf den einsamen Gottkönig waren acht Kanonen gerichtet. Der leichte Fingerdruck auf den Abzug feuerte eine Salve von sieben Schuss aus jeder Kanone. Die sechsundfünfzig Geschosse, jedes mit fast einem halben Kilo Sprengstoff und reichlich gekerbtem Draht als Schrapnell, explodierten quer über der Untertasse und rissen sie und den Gottkönig am Steuer in Fetzen.
»Ziel eliminiert.«
Der Geschützführer suchte weiter, aber mit Ausnahme des einzelnen Gottkönigs zeigten sich keine weiteren Ziele. Der Panzer arbeitete sich durch die aufsteigende Wolke aus Staub und Rauch nach vorne, und der Gestank nach toten Posleen wurde immer unerträglicher. Die anderen Panzer der Staffel schwärmten beiderseits des Führungsfahrzeugs aus.
Die Artillerie hatte wie versprochen das Feuer eingestellt, und Colonel Abrahamson beschloss, den Deckel aufzuklappen und sich umzusehen. Die einzige Alternative war drinnen zu bleiben, und schlimmer konnte es draußen auch nicht stinken.
Das tat es aber. Der Gestank der Posleen steigerte sich mindestens um das Fünffache, als er sich aus der Luke stemmte, aber er unterdrückte den Würgereiz und sah sich um. Seine Staffel war dabei auszuschwärmen, und er war froh, dass er den Colonel zu dem vorangegangenen Aufklärungseinsatz überredet hatte. Die Staffel war für die augenblickliche Situation einigermaßen gut ausgebildet, aber die Gefechte im Norden, auch wenn sie nur von beschränktem Umfang gewesen waren, hatten ihr dennoch etwas zusätzlichen Schliff verschafft. Und er hatte ein paar Schwachstellen ausmerzen können.
Jetzt schwärmten die unbegleiteten Panzer in V-Formation aus, richteten sich nach ihren Kompaniechefs und Platoon-Führern aus, an deren Fahrzeugen Wimpel flatterten. Er hatte beschlossen, für diesen Einsatz keine Bradleys oder Humvees mitzunehmen. Sie hatten eine recht gute Vorstellung davon, wo der Feind war, und er beabsichtigte keinen robusten Angriff. Die Bradleys waren langsamer als die Abrams und verletzbarer, während die Humvees praktisch überhaupt keinen
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