Invasion 02 - Der Angriff
Wir haben bei den Kämpfen im ersten Jahr schwere Verlust erlitten, aber das ist der erste schwere Verlust, der in diesem Jahr irgend jemandem zugefügt worden ist.«
»Die Chinesen haben gerade auf Irmansul schwere Verlust hinnehmen müssen, Mister President«, gab sein Nationaler Sicherheitsberater zu bedenken. Der ehemalige Infanteriekommandeur rieb sich die Nase. Er hatte seine Vorschläge gleich in der ersten Woche, nachdem er sein Amt angetreten hatte, unterbreitet. Jetzt würde er ja sehen, ob sie Früchte trugen.
»Aber keine NATO-Einheiten«, brauste der Präsident auf. Das Bündnis lag praktisch in den Todeszuckungen, aber der Terminus wurde immer noch für Einheiten aus den Ländern der »Ersten Welt« benutzt. NATO-Streitkräfte bekamen wesentlich höhere Finanzzuweisungen von den Galaktern als ihre Kameraden aus anderen Bereichen der Welt; eine NATO-Division kostete die Galakter zwölf Mal so viel wie eine chinesische Division. »Das Irmansul-Konsortium soll ruhig kriegen, was es bezahlt hat! Aber wir können uns derartige Verluste nicht leisten. Und damit muss jetzt ein Ende sein.«
»Es ist Krieg, Mister President«, sagte der Verteidigungsminister und warf dem Sicherheitsberater von der Seite einen Blick zu. »Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man.«
»Also, ich war noch nie einer, der verliert, Robby«, herrschte der Präsident ihn an. »Und ich muss mich wirklich fragen, wie das eigentlich bei unseren Kommandeuren draußen aussieht?«
»Haben Sie ein Problem mit der Kommandostruktur, Mister President?«, fragte der Verteidigungsminister.
»Ich weiß nicht«, erwiderte der Präsident bissig. »Glauben Sie, dass wir eins haben? Zuerst all die Berichte in den Nachrichten über Probleme mit Ausbildung und Disziplin. Dann die Auseinandersetzung darüber, ob wir die Küstenebenen verteidigen sollen oder nicht. Und jetzt das hier. Ich muss mich wirklich fragen, ob wir die richtigen Leute an den richtigen Stellen haben!«
»Im Augenblick gibt es einige Themen …«, setzte der Verteidigungsminister an, kam aber nicht weiter.
»Ich will jetzt nichts von Themen hören!«, herrschte der Präsident ihn erneut an. »Ich will etwas von Resultaten hören! Also, was ist, haben Sie Vorschläge?«
Der Verteidigungsminister begriff jetzt endlich, was der Präsident wollte. Der Präsident wollte den Kopf eines »Verantwortlichen«. Schließlich hatte der Wahlkampf bereits begonnen, und er wollte mit dem, was da auf Barwhon passiert war, nichts zu tun haben, wollte aber, dass jemandem dafür die Schuld zugewiesen wurde. Und das bedeutete, dass der »Schuldige« eine möglichst hohe Position einnahm, damit man erkennen konnte, dass die Regierung »etwas unternahm«. Plötzlich war dem Verteidigungsminister bewusst, dass er eigentlich jetzt seinen eigenen Rücktritt anbieten müsste.
»Ich denke, wir sollten in Erwägung ziehen, den Befehlshaber für die Bodenstreitkräfte auszuwechseln«, sagte er vorsichtig.
»Ich denke, wir sollten mehr in Erwägung ziehen«, sagte der Präsident. »Ich denke, wir sollten die oberste Befehlsebene komplett austauschen und die Kommandostruktur ändern …«
Der Sicherheitsberater blickte zur Seite, damit man nicht sehen konnte, wie ein Lächeln seine Lippen umspielte. Seine Empfehlung war also auf fruchtbaren Boden gefallen.
Der General lächelte breit – ein Lächeln ohne eine Spur von Humor. Es gab eine große Zahl seiner Untergebenen, die auf dieses Lächeln hereingefallen waren.
»Was hat er?«
General Jim Taylor, Stabschef des High Commander der Bodenstreitkräfte, grinste breit und balancierte das Fairbairn-Kampfmesser, mit dem er ständig spielte, auf dem rechten Zeigefinger. »Er hat den Kommandanten und seinen Vize abgesägt.« Jim Taylor hatte schon mit einer ganzen Menge Marines zu tun gehabt, und für seine Begriffe war der Vize-Kommandant bloß ein Typ, der die Mütze eines Marine trug. »Und die Kommandostruktur hat er total umgekrempelt. Der High Commander hat jetzt Befehlsgewalt über Ausbildung, Nachrichtendienst, Logistik und all das. Inklusive ›Basis-nachschub‹.«
»CONARC«, sagte der andere General. Er seufzte resigniert. Zumindest hatte er jetzt den korrekten Titel bekommen. Die Position des CONARC hatte er bereits seit zwei Jahren inne, seit er seinen Einsatz als Leiter der Infanteriegruppe beim Galaktischen Technologie Ausschuss abgeschlossen hatte. Es war ein Einsatz gewesen, der ihm mächtig auf die Nerven gegangen war. Nicht genug
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