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Invasion 02 - Der Angriff

Invasion 02 - Der Angriff

Titel: Invasion 02 - Der Angriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ringo
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Im offenen Kamin flackerte über zwei mächtigen Eichenscheiten ein Feuer, das die winterliche Kälte fernhielt, während Sharon immer wieder an einem Glas Weißwein nippte, der allmählich warm wurde. Mike sen. war mit einem Glas Bier beschäftigt, dem es wohl ebenso erging, und sie überlegte, ob sie wohl um Eis bitten durfte. Seit Sharon Cally ins Bett gebracht hatte, saßen jetzt beide so da, und zwischen ihnen lag mehr Unausgesprochenes, als man wohl je würde aussprechen können.
    »Ich muss das fragen. Es hat überhaupt nichts mit dieser Geschichte jetzt zu tun, und auch nicht mit Cally, aber für mich ist es wichtig.« Sie hielt inne, fragte sich, wie sie fortfahren solle. Fragte sich, ob sie es überhaupt tun solle. Wollte sie denn wirklich eine Antwort hören? »Warum hast du die Army verlassen?«
    »Scheiße«, sagte er, stand auf und ging an eine Anrichte. Er kippte das warm gewordene Bier weg, holte einen Eiskübel heraus, ging an den Tisch zurück und ließ zwei Eiswürfel in ihr Glas plumpsen, kehrte dann wieder an die Anrichte zurück und holte eine Flasche ohne Etikett heraus. Er schenkte sich zwei Finger breit in ein Schnapsglas, kippte die braune Flüssigkeit mit einem »Pah!« hinunter, verzog das Gesicht, schenkte sich dann erneut ein und ging mit der Flasche in der anderen Hand zu seinem Stuhl zurück.
    Der Stuhl war mit Rindsleder bezogen, an dem noch borstiges Haar hing, und sah so aus wie der größte Teil des Hauses: grobschlächtig, verlässlich, einigermaßen bequem, aber alles andere als ästhetisch. Er ließ sich mit einem tiefen Seufzer hineinplumpsen und meinte dann: »Ich hab doch gleich gewusst, dass du darauf hinauswillst.«
    »Wieso?«, fragte sie und rührte mit dem Zeigefinger in ihrem Wein. Als er langsam kühler wurde, nahm sie einen Schluck.
    »Du hast mich noch nie gefragt. Und ich hab gespürt, dass du Mike auch nie gefragt hast.«
    »Doch, das habe ich. Er hat gesagt, ich soll dich fragen.«
    »Wann?«, wollte er wissen und goss sich noch einmal zwei Fingerbreit von dem feurigen Selbstgebrannten nach.
    »Kurz nachdem ich dir zum ersten Mal begegnet war. Ich habe ihn gefragt, was es mit dir auf sich hat, ich meine, du weißt schon, warum du so …«
    »Komisch bist?«, fragte er.
    »Nein, bloß … na ja …«
    »Dann eben exzentrisch«, bot er an und zuckte dabei die Achseln.
    »Okay, dann eben exzentrisch. Und er hat gesagt, du hättest eine interessante Karriere hinter dir. Du hast immer nur von anderen Sachen geredet, aber davon nie. Und praktisch überhaupt nicht von Vietnam.« Sie legte den Kopf etwas zur Seite.
    »Wann bist du geboren? Zweiundsiebzig?«, fragte er brummig.
    »Dreiundsiebzig«, korrigierte sie ihn.
    »Mal sehen«, meinte er und kratzte sich am Kinn. Die Bewegung erinnerte sie einen Augenblick lang so sehr an Mike jun., dass ihr der Atem stockte. »Neunzehnhundertdreiund-siebzig«, fuhr er dann fort, »da war ich in Bragg, aber vierundsiebzig bin ich dann wieder zurückgegangen.«
    »Ich dachte, wir wären in zweiundsiebzig und dreiundsiebzig aus Vietnam abgezogen«, meinte sie leicht verwirrt.
    »Oh, ja, sind wir auch.« Er lächelte verschlagen. »… alle, mit Ausnahme der Beobachtungsgruppe. ›Studies and Obser-vation Group‹ hieß das amtlich.«
    »Wie?«
    »Die SOG. Was war das, die SOG?«, fragte er rhetorisch. »Na ja, zuallererst waren wir alles Typen, die man unter gar keinen Umständen seiner Mutter vorstellen konnte, oder dem Kongress, was ja auf dasselbe hinausläuft. Einfach ein Verein ziemlich übler, harter Typen, die einfach nicht wahrhaben wollten, dass der Krieg vorbei war. Die Vorstellung, dass wir ihn verloren hatten, passte einer ganzen Menge nicht, und deshalb haben die sich etwas überlegt, damit sie uns wieder in den Dschungel schicken konnten.
    SEALs, Rangers, Phoenix, Special Forces, Marines – alle haben sie ihren Beitrag geleistet. Sinn und Zweck des Ganzen war im Grunde genommen so etwas wie Vergeltung. Die Bonzen ganz oben wussten, dass der Krieg verloren war. Zum Teufel, wir waren ja schließlich ganz offiziell dort abgezogen, aber es gab da ein paar Ziele, von denen wir glaubten, dass sie die ganze Chose nicht überleben sollten, einige Situationen, wo noch Saubermachen angesagt war, Saubermachen im großen Stil.« Er nahm einen Schluck von seinem Teufelszeug und starrte in das knisternde Feuer. Man konnte sehen, dass er mit seinen Gedanken in diesem Augenblick weit weg war.
    »Damals hab ich diese Scheißvietnamesen

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