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Invasion 02 - Der Angriff

Invasion 02 - Der Angriff

Titel: Invasion 02 - Der Angriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ringo
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voll. Ich habe gut Geld verdient, aber das war egal; die Scheißkerle haben jedes Mal wieder gewonnen. Also bin ich nach Hause gegangen und Bauer geworden, wie mein Vater und mein Großvater und dessen Vater. Und irgendwann einmal wird Mike, so Gott will, wieder durch diese Tür hereinkommen und das Haus erst wieder verlassen, wenn man ihn mit den Beinen voraus hinausträgt.«
    Seine flackernden Augen wandten sich seiner Schwiegertochter zu, und sie spürte, dass er endlich so weit war, dass er zu ihr wie zu einem anderen Soldaten redete, nicht einer Zivilistin in Uniform. »Eines musst du dir merken, Sharon – und vielleicht ist das das letzte Mal, dass ich die Chance habe, einem jungen Offizier etwas beizubringen –, es stimmt wirklich, dass man sich mehr um seine Freunde als um seine Feinde kümmern muss. Gegen den Feind kann man sich verteidigen, aber es ist verdammt schwer, sich gegen die eigene Seite zu verteidigen.« Er schüttelte erneut sein Löwenhaupt und goss sich Selbstgebrannten nach, und das Feuer in seiner Seele schien plötzlich gedämpft.
    »Papa O’Neal?«, sagte sie leise, nachdem sie kurz nachgedacht hatte.
    »Yeah, Lieutenant?« Er blickte nicht von seinem Glas auf.
    »Ich bin froh, dass du ihn erschossen hast. Wenn du das nicht getan hättest, wärst du jetzt nicht für uns da.« Sie lächelte schwach. »Gottes Wege sind oft geheimnisvoll.«
    »Mhmpf«, machte er. »Na ja, erschossen habe ich ihn nicht. Ich habe das Messer genommen. Weil ich seine Augen sehen wollte.« Er schüttelte erneut den Kopf und kippte den Selbstgebrannten ins Feuer, wo es aufflammte wie ein Leuchtfeuer in der Nacht.

6
    Washington D. C,
    United States of America, Sol III

    0812 EDT, 23. Mai 2009

    Der Präsident beugte sich in seinem Sessel nach vorn, starrte gebannt auf das Video von Barwhon. Die Kamera zeigte eine weite, trockene Fläche inmitten der hochragenden Wälder und Sümpfe. Überall lagen Schutt und Trümmer herum, Stofffetzen, zerrissene Zelte. Im Vordergrund konnte man aufgefetzte Rationspackungen erkennen, innen mit Mylarfolie beschichtet, in der sich der allgegenwärtige purpurfarbene Himmel spiegelte.
    Der Kommentar, den der Reporter dazu sprach, war überflüssig. Vor der augenblicklich laufenden Szene war ein Streifen gezeigt worden, den dieselbe Kameracrew eine Woche zuvor in der Kommandozentrale der First Infantry Division aufgenommen hatte. Wo damals die Logistikbrigade untergebracht gewesen war, war jetzt nur noch eine Wüste aus buchstäblich klein gehäckseltem Gerät und Tarnuniformen zu erkennen. Nirgends war eine Leiche zu sehen.
    Der Fehler, der zu der Katastrophe geführt hatte, war eigentlich belanglos gewesen, ein Bataillon, das man außerplanmäßig versetzt hatte und dessen Ablösung die »Übergabe« nur knapp verpasst hatte, ein unerwarteter Angriff der Posleen. Der Feind war plötzlich in Divisionsstärke hinter ihnen aufgetaucht, und während die von der Flanke angegriffenen Brigaden noch versucht hatten, Widerstand zu leisten, hatte der Stoßkeil der Posleen die Nachhut der nur leicht bewaffneten und unzulänglich ausgebildeten Division förmlich zerschnitten, so wie eine Kreissäge Balsaholz zerreißt.
    Man war immer noch dabei, die Verluste zu zählen. So wie es bei Kämpfen mit den Posleen stets der Fall war, war die Liste der Vermissten die längste. Die meisten musste man als tot einstufen. Viele waren inzwischen zu Proviant für Aliens geworden, der Rest in dem chaotischen Durcheinander untergegangen, den die gepanzerten Kampfanzüge aus den Posleen gemacht hatten. Die GKAs, diesmal ein britisches Bataillon, hatten die Spitze der ablösenden Divisionen dargestellt. Die Anzüge hatten unter starkem Feuerschutz der nachrückenden Artillerie die Front der Zentauren aufgerissen und die Überlebenden der amerikanischen Infanteriedivision frei gekämpft. Dann hatten sie die französischen Einheiten, die zur Verstärkung eingeteilt waren, zu ihren Stellungen gebracht und die Posleen niedergewalzt.
    Doch die Verluste waren gewaltig. Der größte Teil der Division war vermisst, und das hieß so gut wie tot. Und im Augenblick waren Vorwahlen, deshalb konnte er sich ein solches Debakel nicht leisten.
    Der Präsident knipste den Fernseher aus, drehte sich in seinem Sessel herum und sah den Verteidigungsminister an.
    »Nun?«, fragte er.
    »Das ist ja nicht das erste Mal, dass das passiert ist …«, sagte dieser, aber der Präsident fiel ihm gleich ins Wort.
    »Nicht im letzten Jahr.

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