Invasion 02 - Der Angriff
kann ich mir wohl vorstellen. Die Frage ist: wofür ?«
»Nun, dass die Sharon frei geben«, sagte Horner.
»Und sie auf Urlaub hierher schaffen«, fügte Taylor hinzu. »Das war fast noch schwieriger.«
Mike fiel die Kinnlade herunter. »Sharon nimmt Urlaub?«, fragte er ungläubig. »Seit wann?«
»Wie spät ist es?«, fragte Taylor und sah demonstrativ auf seine Uhr.
Horner ließ ein für ihn seltenes echtes Lächeln aufblitzen. »Machen Sie den Mund zu, Mike, sonst nützen die Fliegen das aus. Denken Sie sich einfach, dass Sie einflussreiche Freunde haben. Oder, wenn Ihnen das lieber ist, dann betrachten Sie es als Belohnung dafür, dass Sie eine so spitzenmäßige Bereitschaftsprüfung hingelegt haben.«
»Sir«, sprudelte es aus dem Captain heraus. »Das ist ganz und gar nicht komisch. Es ist einfach gegenüber allen anderen unfair, deren Partner auf einem Außenposten eingesetzt ist! Das ist Vetternwirtschaft im schlimmsten Maße!«
»Ja, das ist es.« Taylor nickte todernst. »Aber die meisten dieser Soldaten haben auch nicht das geleistet, was Sie geleistet haben. Von den meisten dieser Soldaten wird nicht erwartet, dass sie Lasten übernehmen, wie man sie Ihnen und Sharon zumuten wird. Und die meisten dieser Familien werden trotz mancher Berichte in den Medien, die die Tränendrüsen anregen, nicht beide Elternteile im gefährlichen Einsatz haben.«
»Mike«, fügte Horner ebenfalls todernst hinzu. »Die Sache ist entschieden. Ich habe gewusst, dass Sie so reagieren würden, und deshalb habe ich Sie gar nicht erst gefragt. Nehmen Sie es als das Geschenk eines Freundes oder als den Befehl eines Generals. Sie können es sich aussuchen. Aber Sharon wird eine Woche, bevor wir Sie wieder einsetzen, eine Woche Urlaub nehmen, dann werden Sie eine Woche zusammen haben. Und das wird für die nächste Jahren vermutlich für Sie beide der letzte Urlaub sein.«
»Yes, Sir«, sagte O’Neal, der jetzt anfing, den erlittenen Schock zu verarbeiten. Wenn man das Ganze aus einem anderen Blickwinkel betrachtete, war es ja schließlich ein verdammt großes Kompliment. Das Einzige, was ihn störte, war, dass man ihn persönlich privilegierte. Aber dann entschied er, dass dies einfach ein geschenkter Gaul war, dem man nicht ins Maul schauen sollte.
»Und jetzt verschwinden Sie, Mighty Mite. Schön, Sie hier zu haben.«
»Nacht, Sir«, sagte Mike. An der Tür blieb er nachdenklich stehen. »Und vielen Dank auch.«
14
Lagrange Punkt Vier, Sol III
0510 EDT, 10. September 2009
Ich möchte ein Pony. Ihr kindliches Gesicht war verzerrt, unglücklich, die Arme hatte sie über der Brust verschränkt, und in ihren Augenwinkeln drohten Tränen. Die schwache Brise eines Sommernachmittags hatte sich gelegt, und die Bäume im Hintergrund warfen ihre Blätter ab wie Regentropfen.
Tut mir Leid, Liebes, du kannst kein Pony kriegen. Niemand von uns kann ein Pony haben.
Warum nicht?
Weil es hier keine Luft für Ponys gibt und sie nicht atmen könnten. Als sie das sagte, wurde Sharon bewusst, dass da wirklich keine Luft war. Sie fing zu keuchen an, aber sie schaffte es nicht, ihre Lungen zu füllen.
Mami?, sagte das kleine M ädchen und entfernte sich immer weiter in die Schwärze hinein. Sie war aas der Luftschleuse gefallen und trieb davon, in die Tiefen des Weltraums, und die wie Diamantstaub leuchtenden Sterne kreisten um sie, und sie fiel und fiel. Mami? Mom? Comman’er O’Neal? Commander? Mom? COMMANDER!
Sharon fuhr in ihrer Koje hoch und stieß sich den Kopf an der Unterseite der Koje über ihr an. Einen Augenblick lang kreisten Sterne um sie, und beinahe hätte sie laut aufgeschrien, weil der Albtraum sie nicht loslassen wollte. Doch sie atmete nur tief durch und flüsterte die Lieblingsverwünschung ihres Mannes.
»Alles klar bei Ihnen, Ma’am?«, fragte Boatswain Michaels. Mit einer Tasse dampfenden Tees in der Hand kauerte er neben ihrer Koje. Er stammte aus den Midlands und war manchmal kaum zu verstehen.
»Ja, sobald ich weiß, wie ich Lieutenant Crowley umbringen kann, damit seine Koje hier verschwindet«, scherzte sie und schwang die Beine von der Koje herunter. Dazu musste sie sich nach vorne beugen, um sich nicht erneut den Kopf anzustoßen. Die Kabinen in dem umgebauten Indowy-Kurierschiff waren gerade mal einen Meter achtzig hoch. Auf so engem Raum zwei Kojen übereinander anzubringen war eine große Herausforderung an die Kunst der Ingenieure gewesen.
In den fünf Monaten seit ihrer Beförderung zum
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