Invasion 03: Der Gegenschlag
»Jetzt fragen Sie mich nicht nach Seele. Wer oder was eine Person ist , ist eine religiöse Debatte und zugleich auch eine psychologische. Zum einen hat die Natur darauf einigen Einfluss; das ist schon mehrfach bewiesen worden. Wie es scheint, neigen Menschen dazu … eine Schablone auszufüllen, die irgendwie vorbereitet ist. Sie sind nicht sozusagen deterministisch darauf festgelegt, aber es ist unwahrscheinlich, dass die Person, die Anne Elgars am Ende wird, entweder Anne Elgars oder die Person sein wird, die die Krabben allem Anschein nach ›auf sie heruntergeladen haben‹.«
»Und was ist mit der Sache von wegen Alpha-Wellen?«, erkundigte sich Mueller.
»Nun, das ist etwas anderes«, antwortete sie. »Wie es aussieht, hat man in Anne Elgars nicht nur eine andere Person ›geladen‹, sondern es sind auch die besonderen Fähigkeiten dieser Person dazugekommen. Und wir sind der Ansicht, dass einige davon, vielleicht sogar die ursprüngliche Elgars, für die Grundpersönlichkeit ›integral‹ sind, und andere sind davon separiert. Wenn sie daher auf eine neue Situation stößt, muss sie sozusagen die richtige Datei ›suchen‹. Das läuft in ihr ganz unbewusst ab; sie hat keine Ahnung, was sie tut. Aber das ist wohl der Grund für die eigenartige Transition.«
»Nun, ich weiß nicht, wer sie ist«, sagte Mosovich. »Die Frage ist nur, kann sie ihren Job tun? Im Augenblick brauchen wir jeden, den wir nur gerade kriegen können, sofern er einen Karabiner abfeuern kann. Ist sie zum Militärdienst fähig oder nicht?«
»Das ist sie«, antwortete Richards. »Sogar mit Leichtigkeit. Sie ist programmiert , Soldat zu sein, wahrscheinlich sogar ›Super-Soldat‹. Sie ist eine hervorragende Scharfschützin und offenbar in Sprengarbeiten ausgebildet. Sie ist also ganz sicherlich fähig, Militärdienst zu leisten. Die Frage ist nur, wofür sie sonst noch programmiert ist.«
Wendy öffnete die Tür, als der Summer ertönte, klemmte sich die zappelnde Amber unter den Arm und musterte die Gestalt im Tarnanzug, die vor ihrer Tür stand, mit argwöhnischem Blick. »Wir haben schon in der Arbeit gespendet.«
Mueller runzelte die Stirn. »Ich dachte, dies sei Ihr Arbeitsplatz?«
»Das ist es auch, aber wir haben bereits gespendet«, antwortete Wendy. »Mit anderen Worten, was wollen Sie hier?«
»Äh, man hat uns gesagt, dass wir hier Captain Anne Elgars vorfinden würden«, sagte Mueller. »So, wie ich das Bild in Erinnerung habe, sind Sie nicht Captain Elgars. Aber ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Ms …?«
»Cummings«, sagte Wendy. »Wendy Cummings.«
»Master Sergeant Mueller«, stellte er sich vor. »Erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen. Kann ich Captain Elgars sprechen?«, fuhr er dann fort, als das Baby einen schrillen Schrei, ähnlich dem Klang einer Feuerwehrsirene, von sich gab.
»Aber sicher. Ich werde sie holen«, sagte Wendy. »Kommen Sie rein.«
Sie schlug einen Bogen um Kelly, die sich mitten auf dem Boden niedergelassen hatte, um dort ein Puzzlespiel auszulegen, und ging nach hinten.
Mueller sah sich nach Mosovich um, zuckte die Achseln und trat ein. Der Raum war erfüllt von dem fröhlichen Lärm, den eine Gruppe von Kindern für gewöhnlich erzeugt, aber als die Kleinen die Besucher wahrnahmen, wurde es leiser. Es dauerte nicht lange, bis Mosovich und Mueller von einem Halbkreis von Kindern umgeben waren.
»Bist du ein richtiger Soldat?«, fragte eines der kleinen Mädchen. Ihre braunen Augen waren so groß wie Untertassen.
Mueller kauerte sich nieder, bis er etwa auf gleichem Niveau mit der Kleinen war, und nickte. »Ja. Bist du ein richtiges kleines Mädchen?«
Das Mädchen kicherte, und einer der Jungs beugte sich vor. »Ist das ein richtiges Gewehr?«
»Ja«, knurrte Mosovich. »Und wenn du es anfasst, kriegst du einen Klaps.«
»Gewehre sind kein Spielzeug, Junge«, fügte Mueller hinzu. »Wie heißt du?«
»Nathan«, erklärte der Junge. »Wenn ich groß bin, werde ich Soldat, dann will ich Posleen umbringen.«
»Das freut mich aber«, pflichtete Mueller ihm bei. »Aber da fängst du nicht mit einem großen Gewehr an. Du lernst zuerst, mit kleinen umzugehen. Und eines Tages, wenn du immer hübsch dein Gemüse isst, wirst du einmal so groß wie ich sein. Dann kannst du den ganzen Tag Posleen umbringen.«
»Ohne müde zu werden?«, fragte eines der Mädchen.
»Na ja …«, sagte Mueller und gab Mosovich verstohlen ein Zeichen, als dieser zu lachen anfing,
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