Invasion 03: Der Gegenschlag
Hilfe. Die Leiter kann ich selbst hinunterklettern, aber ich brauche jemanden, der den Stuhl hinunterbringt.«
»Das kann ich machen«, sagte Wendy. »Aber was …?«
»Wendy, wenn du es nach draußen schaffst, ganz besonders mit den Kindern, dann wäre das ein Wunder«, sagte er. »Du wirst es nicht schaffen, wenn du einen … einen Typen in einem Rollstuhl mitschleppst. Zu viele Leitern, zu viele enge Gänge, die nicht gerade ›behindertenfreundlich‹ sind. Klar?«
»Klar«, nickte Wendy.
Ihn die Leiter hinunterzubringen war leichter, als es zunächst ausgesehen hatte. Wendy fand ein Stück Riemen und ließ den Rollstuhl fast das ganze Stück hinunter, dann kletterte Elgars hinunter und hielt ihn fest, während Wendy weiterkletterte und die Prozedur wiederholte. Harmon konnte, wie er das gesagt hatte, die Leiter nur unter Einsatz seiner Arme hinunterklettern. Ihn unten wieder auf den Stuhl zu setzen war etwas komplizierter, aber auch das schafften sie schließlich.
Das Gedränge auf den Korridoren war weniger geworden, weil inzwischen bereits viele Leute Orte aufgesucht hatten, die sie für sicher hielten. Sie rollten den ehemaligen Polizeibeamten in die Cafeteria, die sich bereits mit Leuten füllte. Wie erwartet hatten viele von ihnen »irgendwo« eine Waffe gefunden. Wendy rollte Harmon in die Halle und stellte ihn hinter einer hastig aufgebauten Barrikade ab.
»Mir passt das immer noch nicht«, sagte sie. Sie sah sich um und stellte fest, dass die meisten Leute im Saal älter oder irgendwie behindert waren. Andererseits wirkten die meisten von ihnen auch durchaus, als ob sie mit allem fertig werden würden, was da etwa durch die Tür hereinkommen sollte.
»Wenn es nur ein kleiner Überfall ist und noch jemand mit einer Waffe auftaucht, könnten wir es schaffen«, sagte er und zuckte die Achseln. »Und wenn ihr zuseht, dass ihr jetzt verschwindet, werden wir uns später sicherlich wiedersehen.«
Elgars ging auf ihn zu, gab ihm einen Kuss auf die Stirn und rieb dann über seine Bartstoppeln. »Du solltest niedrig zielen«, murmelte sie. »Vielleicht reiten die auf Shetland-Ponys.«
Harmon lachte und nickte. »Mach ich. Und jetzt verschwindet hier.«
Einer der anderen Verteidiger kam zu ihnen herüber, ein kräftig gebauter alter Mann mit silbernem Haar und Händen, denen man noch immer ansah, dass er sich einmal seinen Lebensunterhalt mit harter Arbeit verdient hatte. Er hatte eine abgesägte Pumpgun in der Hand, ähnlich der Harmons, und trug in der anderen zwei Becher mit einer dampfenden Flüssigkeit. »Kaffee, Dave?«
»Verdammt noch mal, wo hast du denn den her, Pops?«, fragte Harmon und lachte. »Und ich sehe, dass wir da eine Waffe tragen, das widerspricht eindeutig den SubUrb-Vorschriften«, fügte er in strengem Tonfall hinzu.
»Oh, das hier?«, sagte der alte Mann und hob die Pumpgun, die sich in sehr gutem Zustand befand. »Die habe ich im Korridor liegen sehen. Hat wohl irgendein Übeltäter in seiner Angst fallen lassen. Wahrscheinlich, weil er sich überlegt hat, dass die Sicherheitsleute böse sein würden, wenn sie ihn damit erwischen; vermutlich hat er das Zittern bekommen.« Er griff in eine Tasche seines voluminösen Umhangs und zog eine Hand voll Patronen Kaliber 12 heraus. »Hast du genügend Munition?«
Dave lachte bloß und schüttelte den Kopf. »Verschwindet jetzt, Ladies. Ich komm hier schon klar.«
Wendy tätschelte ihm ein letztes Mal die Schultern und ging in den Korridor hinaus.
»Wir brauchen einen Plan«, meinte sie dann.
Elgars musterte sie nachdenklich. »›Bringt sie alle um; Gott wird schon wissen, wer zu ihm gehört.‹«
»Wo hast du denn das gehört?«, wollte Wendy wissen.
»Keine Ahnung, aber als du ›Plan‹ gesagt hast, ging's mir einfach durch den Kopf«, seufzte Elgars. »Wir brauchen Waffen. Und die sind in meinem Zimmer.«
»Ja, und wir müssen die Kinder in die Hydroponik schaffen«, fügte Wendy hinzu. »Du holst die Waffen, ich kümmere mich um die Kinder. Wir treffen uns am Eingang von Hydro. Bring alle Munition mit, die du tragen kannst.«
»O ja«, grinste Elgars. »Das kann ich dir garantieren.«
30
In der Nähe von Franklin, Georgia, Sol III
2047 EDT, 26. September 2014
»Du wirst ja wohl nicht mein Oolt dort landen lassen?«, fragte Cholosta'an bekümmert. In der Tiefe war der Strom von Posleen, die in die unterirdische Stadt eindrangen, deutlich zu sehen. Ebenso wie die gewaltige Beute von den menschlichen
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