Invasion 05 - Heldentaten
ruhig sein und alle Eventualitäten in Betracht ziehen. Die entscheidend wichtige Tatsache war, dass er faktisch bereits tot war. Er litt höllische Qualen. Aus seiner persönlichen Sicht konnte es gar nicht schlimmer werden. Jeder Augenblick war sozusagen ein Geschenk, und deshalb wollte er alle Zeit, die ihm noch zur Verfügung stand, nutzen. Für ihn zählten jetzt nur noch Pflicht und Professionalität. Selbst wenn vielleicht niemand je erfuhr, was er getan hatte.
Er wälzte sich behutsam zur Seite, die Füße von Phantomschmerzen gepeinigt, die wegen der beschädigten Nerven überhaupt nicht existieren konnten, aber dennoch von seinen Füßen ausstrahlten. Seine Stiefelspitzen brauchten bloß das unebene Terrain zu berühren, und schon schoss glühend heißer Schmerz in seine Schenkel hoch. Er biss die Zähne zusammen, um den Schmerz zu unterdrücken, und schaffte es, in den Rucksack zu greifen und das Peilgerät für Lebensspuren zu ergreifen. Er öffnete den Behälter, schaltete das Gerät auf Minimum und fing an, nach DNA-Resten, Pheromonen oder Wärme zu suchen. Eine Interferenzschaltung überlagerte alle von ihm selbst ausgehenden Signaturen, und so ließ er das Gerät suchen und überlegen.
Unten am Strom war etwas, das nicht lokaler Herkunft war. Die Werte passten nicht auf Daggers Profil. Tirdal hatte sich in diese Richtung entfernt. Es war also Tirdal.
Ferret überlegte kurz. Tirdal würde leichter aufzuspüren sein als Dagger, es würde weniger schwierig sein, an ihn heranzukommen. Der Mann – bzw. Alien – war im Wald nicht gerade ein Ass, tatsächlich war er sogar in mancher Hinsicht ziemlich ungeschickt. Außerdem hatte er eine Punch-Gun, also eine Waffe für viel kürzere Distanz als Daggers Gewehr. Tirdal war verletzt und würde sich nicht sehr gut verstecken können, immer vorausgesetzt, dass Ferret sich an ihn anschleichen konnte. Also war es logisch, zunächst Tirdal zu verfolgen. Und außerdem hatte er das Artefakt. Wenn es ihm gelang, das in seine Gewalt zu bringen, hatte er Dagger gegenüber wenigstens einen Trumpf in der Hand.
Damit war sein Entschluss gefasst. Er zog die Füße zu sich heran, stemmte sich mühsam unter dem Blattwerk in die Höhe und erforschte die Bewegungsmöglichkeiten, die ihm seine von Schmerzen gepeinigten Beine lieferten. Übelkeit überkam ihn, und er hatte alle Mühe, nicht wieder umzukippen, aber schließlich gelang es ihm, aufrecht stehen zu bleiben.
Er konnte gehen. Nicht gut, aber es war immerhin möglich. Sein rechter Knöchel ließ sich so bewegen, wie er das wollte, aber der linke war völlig gefühllos, bewegte sich aber mechanisch, wenn er daran dachte. Aber er würde eine Stütze brauchen, und wenn er nicht hinsah, konnte er auch nicht erkennen, was unter seinem Fuß war oder wie es sich bewegte.
Innerhalb einer stolpernd und unter Mühe erreichbaren Distanz gab es kräftige, gerade Schösslinge; er schnitt sich mit dem Messer einen davon ab und stutzte ihn auf die richtige Länge mit einem seitlichen Aststück, das er als eine Art Stütze daran beließ. Das sollte als Krücke funktionieren. Jetzt musste er bloß noch einen Teil des Gewichts loswerden, das er mit sich herumschleppte.
Zwei Granaten würde er behalten, ein Energiepack für die Punch-Gun und sein Messer. Das sollte als Waffen genügen. Den Rest konnte ei vergraben. Das Peilgerät würde er natürlich behalten. Und dazu zwei Rationspacks als Ergänzung zu der Pampe, die der Nahrungskonverter ihm liefern würde. Nicht brauchen würde er ein Seil, Handschuhe oder all das andere Zeug in seinem größeren Rucksack. Also würde er nur den Patrouillenbeutel mitnehmen und den vom Rucksack lösen.
So erleichtert, kostete ihn das Hinken weniger Mühe. Und seine Nerven schmerzten jetzt auch nicht mehr so. Entweder war das die Auswirkung der Schmerztöter und der Nanos, oder die Nerven waren bereits abgestorben. Für den Augenblick war das eine so gut wie das andere.
Er bewegte sich hügelabwärts und lernte, seine Füße eher als Anhängsel denn als Gliedmaßen einzusetzen, und kam sehr langsam und vorsichtig voran, tastete mit der Krücke das Terrain vor sich ab, hüpfte dann nach und spürte jeden Stoß wie einen Feuerstrahl in seinen Beinen. Er würde nicht versuchen, sich etwas aus der Lagerstätte zu holen. Die Gefahr dort war zu groß. Im Augenblick waren sein Witz und seine Waffe das Einzige, worauf er sich verlassen konnte.
Dagger ließ sich in seinem nächsten Versteck nieder und
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