Invasion 05 - Heldentaten
überprüfte seine Position. Er befand sich auf einer leichten Anhöhe, von der aus man eine Lichtung neben dem Fluss überblicken konnte. Sein Versteck war eine kreisförmig angeordnete Baumgruppe mit dichtem Blattwerk, das bereits in vierzig Zentimeter Höhe begann und etwa zwei Meter hoch reichte. In gewisser Weise ein recht friedlicher Ort, wie ein Schießstand.
Und ebenso wie dort würde es auch hier ein Ziel geben. Er konnte das Flusstal gut überblicken.
Der Darhel würde einige Mühe haben, nicht an der Lichtung vorbeizukommen, und als Dagger das letzte Mal nachgesehen hatte, hatte der Elf sich recht langsam bewegt. Es hatte auch Spuren von violettem Blut gegeben; die Hornisse musste also doch gewirkt haben, wenn sie auch den kleinen Scheißer nicht umgebracht hatte.
Er warf einen Blick auf das Peilgerät, das ihm den Standort der Box verriet, und runzelte die Stirn. Die Box befand sich ein gutes Stück nördlich von ihm, weit ab von jeder Linie, die zur Kapsel führte. Was in drei Teufels Namen machte dieser verdammte Elf denn? Und dann begriff er. Der Elf wollte Spielchen treiben. Okay. Kein Problem. Das einzige Spiel, das er kannte, nannte sich »Dagger gewinnt«. Aber er würde das Peilgerät im Auge behalten müssen. Am Ende würde er den Elf schon erwischen. Aber später. Er war schneller als der Elf und konnte ihn leicht einholen. Zeit für das Mittagessen. Er zupfte ein paar Blätter vom nächsten Baum und Wurzeln vom Boden und stopfte sie in den Konverter. Vielleicht konnte der Prozessor irgendetwas Ungewöhnliches nachahmen. Er scrollte durch die Liste von Delikatessen, die das Menü bot. Ah, Kalbshirn. Das klang interessant.
11
Tirdal kauerte sich nieder und trank einen Schluck Wasser. Der Strom hier war nicht viel mehr als ein Rinnsal und schlängelte sich vermutlich zu dem größeren Fluss im Süden hinunter, aber in dieser Gegend floss er zwischen lehmigen Ufern dahin. Es gab eine Menge Verstecke, und er hätte sich hier gut ein wenig ausruhen können, wenn er auch nur andeutungsweise gewusst hätte, wie groß sein Vorsprung vor dem Scharfschützen war. Das Problem war, dass er der Gejagte war. Dagger konnte ihn jederzeit angreifen, zum Ausruhen war also keine Zeit.
Das Blatt zu wenden würde nicht leicht sein. Im Gegensatz zu dem Scharfschützen verfügte er nicht über die Fähigkeit, Menschen aufzuspüren, hatte auch nicht die leiseste Ahnung, wie man das anstellte. Er erinnerte sich vage an Geschichten über abgebrochene Zweige, Fußabdrücke im Gras und ähnliche Spuren, aber realistischerweise konnte er nicht darauf hoffen, dergleichen zu erkennen. Er hatte Ferret lange genug beobachtet, um zu wissen, dass das zum Teil Training, zum Teil Talent und zum Teil geradezu eine Philosophie war. Selbst wenn er das Talent besäße und die nötige Denkweise entwickelte, hatte er doch keine Chance, sich das nötige Training zu verschaffen, und ein einziger Fehler während des Lernprozesses würde tödlich sein. Sein Sinn würde derartige ungewöhnliche Spuren entdecken … wenn sie weniger als einen Meter entfernt waren. Er würde ihm also nur helfen, wenn er buchstäblich über Daggers Spur stolperte. Dabei versuchte er die Distanz zu Dagger möglichst groß zu halten. Solange der Scharfschütze nicht auf ihn schoss, hatte er daher nur eine vage Vorstellung, ob er nahe oder fern war.
Wenn Dagger schoss, würde er die Tal-Hormone einsetzen müssen. Aber das trug ein hohes Maß an Gefahr in sich. Er wunderte sich immer noch über das Glück, das er in dem verlassenen Lager gehabt hatte; das Maß an Tal, das er dort eingesetzt hatte, ging weit über alles hinaus, was er in der Vergangenheit versucht hatte. Er sah sich die Box an und schnippte mit dem Ohr. Verdammt sollten die Aldenata sein, wie Menschen sagen würden. Es gab einen uralten Darhel-Fluch, der ganz ähnlich lautete. Für den Augenblick hatte es für ihn oberste Priorität, eine Position zu finden, von der aus er im Vorteil war, und das führte ihn auf dem Weg zurück, auf dem sie gekommen waren. Er konnte den ganzen Tag in Bewegung sein, musste die ganze Nacht in Bewegung bleiben und musste versuchen, Dagger näher heranzulocken.
Das war interessant gewesen, dachte Dagger. Sobald er über genügend Geld verfügte, würde er ganz eindeutig versuchen müssen, einige der esoterischeren Speisen auszuprobieren. Und sobald er den Elf erledigt hatte, würde er erfahren, wie Darhel schmeckte. Vermutlich wie Hühnchen, aber wer konnte das
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