Invasion 06 - Callys Krieg
gewonnen, dass sie tatsächlich kapierte. Obwohl es so viele Dinge gab, über die er einfach nicht mit ihr reden konnte, brachte sie es doch irgendwie fertig, ihm das Gefühl zu vermitteln … verstanden zu werden.
Und das erklärte vielleicht, weshalb ihm diese dumme Blondine einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte und er jetzt hier saß und grübelte statt zu arbeiten.
»Diana, schalte meinen Monitor wieder ein und gib mir eine Tastatur und einen Peilpunkt.« Im gleichen Augenblick erschien auf seinem Schreibtisch eine Tastatur. Der rote Kreis war rechts von der Tastatur projiziert, und die beiden Knöpfe darunter erfüllten die Funktion einer altmodischen Maus. Da er vor dem Krieg gelernt hatte, Maschine zu schreiben, konnte er auf die Weise viel schneller arbeiten. Glücklicherweise beherrschten moderne PDAs fast alles, mit Ausnahme echter KI, er brauchte sich also keine Sorgen zu machen, dass Beed dahinter kam, dass hier ein echtes AID im Einsatz war und wie viel von seiner täglichen Tätigkeit aufzeichnet wurde. Ein Adjutant stand schließlich ganz logischerweise oft neben seinem General.
Als Teil ihres Einsatzes hatten sie häufige Versetzungen in sein Büro eingeplant, häufiger, als es normalerweise der Fall gewesen war. Die Tarnung dafür bestand darin, dass sich ein neuer Vorgesetzter naturgemäß möglichst viele seiner Leute selbst aussuchen wollte. Sie hatten es geschafft, elf von den siebzehn unmittelbaren Untergebenen im Hauptquartier und bei CID zu ersetzen. Von den jetzt dreizehn Mitarbeitern mit nachgewiesener Verbindung zu den Humanisten hatten neun sowohl diese Verbindung und waren neu.
Makepeace stand natürlich auf der Liste, aber das galt für die Hälfte des Personals, wenn er sich selbst und Beed abzog. Franks stand logischerweise ganz oben auf der Liste der Verdächtigen. Stewart hatte in über sechzig Lebensjahren gelernt, dass der offensichtlich Verdächtige
im Gegensatz zu Filmen oder Holos sehr häufig auch tatsächlich der Schuldige war. Trotzdem hatte die feindliche Organisation bereits eines bewiesen: Man konnte nicht darauf bauen, dass sie einem den Gefallen tat, offenkundige Dummheiten zu begehen.
Das lief darauf hinaus, dass er fünfzehn Leute auf Verhaltensmuster, elf genau und neun sehr genau beobachten musste.
Franks hatte mehrere Kommunikationsverbindungen mit der Erde von seinem Quartier aus aufzuweisen, eine davon mit einem bekannten Aktivisten der Humanistenbewegung, der zugleich der Schwager seiner Frau war, eine andere mit einem Freund der Familie, der sich zwar nicht mit humanistischen Sympathiebezeigungen hervorgetan hatte, bei dem sich aber bei genauerer Untersuchung herausgestellt hatte, dass er eine ganze Anzahl Freunde und Bekannte in einschlägigen Kreisen hatte. Die Anrufe waren mit einem relativ leistungsfähigen öffentlichen Zerhackersystem verschlüsselt worden, das irgendein anonymer Schlaumeier herausgegeben hatte. Die Behörden waren verärgert gewesen, und Stewart sollte das vielleicht auch sein, konnte aber nicht verhehlen, dass er eigentlich recht froh darüber war. Er schrieb das seiner wilden Jugend auf der anderen Seite des Gesetzes zu. Einer Jugend, die, wenn man es genau überlegte, doch rechten Spaß gemacht hatte.
Anders hatte in der ersten Woche jede Nacht einen Boyfriend zu Hause angerufen, aber später waren die Anrufe dann weniger geworden. Offenbar war die Distanz doch zu groß, und die Liebe begann zu erkalten.
Makepeace hatte auf zwei lange Briefe ihrer Mutter per E-Mail geantwortet, sich aber in ihrem Schreiben auf Belanglosigkeiten wie die Beschreibung von Arbeitskollegen, Restaurants und Läden am Korridor beschränkt.
Sanchez hatte eine Bestellung für Zigarren, Bourbon und Tabasco-Soße an eine Versandfirma geschickt. Ansonsten verhielt er sich insofern recht typisch, als Fleet Strike mit der Zeit so etwas wie eine Familie für ihn
wurde, je mehr sein Alter und die allgemeinen Vorurteile gegen Runderneuerte ihn von früheren Bekanntschaften absonderten.
Keally hielt Kontakt zu seiner Frau und seiner Tochter, die ihn nicht zum Stützpunkt begleitet hatten, hatte aber offenbar keinerlei Kontakte zu seinem besten Freund von der High School, der in North Topeka an der First Methodist Sunday School unterrichtete und sich sehr dezidiert gegen die differenzierte Verjüngung eines Ehepartners ausgesprochen hatte.
Bei den anderen war es mehr oder weniger ähnlich. Die Wahrscheinlichkeit, dass Franks sein Mann war, war recht groß.
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