Invasion 06 - Callys Krieg
aus dem Augenwinkel, wie die andere Frau zu dem Küchen-/Schreibtisch ging, sich etwas in den Mund schob und dann ein Glas Wasser einfüllte, um es runterzuspülen. Sie schloss die Tür, spülte
zwei Tylenol die Toilette hinunter, zerzauste sich das Haar ein wenig, damit es so aussah, als hätte sie geschlafen, und ging ins Wohnzimmer zurück, wo Thad und Janet jetzt hellwach waren, wenn auch nicht mehr ganz so nüchtern wie vorher. Reefer half Thad dabei, den beiden Frauen die Uniformen auszuziehen, während Janet ein paar Decken auf dem Boden ausbreitete.
»Und du bist auch sicher, dass das klappen wird, Janny?«, jammerte er und zog einer der Frauen ein T-Shirt zuerst vom einen und dann vom anderen Arm.
»Was Besseres fällt mir nicht ein. Diese Schlampen werden sich an nichts mehr erinnern. Kipp sie in einen Korridor, schütt ihnen Bier drüber, werf ihre Kleider in die Verbrennungsanlage, dann, darauf wette ich, sind die von der Schmiere viel zu beschäftigt damit, alles zu vertuschen, um zu viele Fragen zu stellen. Wenn die genügend Hirn gehabt hätten, jemandem zu sagen, wo sie hingehen, hätten wir jetzt dieses Gespräch nicht.« Sie zuckte hilflos die Achseln und stellte zwei Dosen Bier neben die Decken auf den Boden. »Aber schüttet sie erst voll Bier, wenn sie dort sind, okay, Reef? Ich will nicht, dass meine Wohnung die ganze nächste Woche nach Alk stinkt.«
Cally lehnte sich benommen gegen den Futon, stieß sich dabei die Knie an und ließ sich schließlich, immer noch mit beiden Händen ihren Kopf haltend, herunter.
»Äh, kann ich jetzt wieder schlafen?«, murmelte sie.
»Äh … klar.« Janet musterte sie scharf, schien sie aber dann nicht mehr zu beachten, als Cally sich zusammenrollte und sich das zweite Kissen über die Augen zog.
Nevis and St. Kitts
Donnerstag, 16. Mai
Mit dem Ausbleiben der Touristen und des Geldes, das diese ins Land brachten, war es auf vielen Karibikinseln während und nach dem Posleen-Krieg zu einem erheblichen Bevölkerungsrückgang und demzufolge gelinde
gesagt erheblichen Umweltschäden gekommen. Nevis and St. Kitts hatten Glück gehabt. Je nachdem wie man das sah, konnte man natürlich auch sagen, dass sie klug gewesen waren. Eine strikte Einwanderungspolitik, die vor und während des Krieges nur Einwanderer zugelassen hatte, die FedCreds oder erhebliche Dollarbeträge mitbrachten, hatte es der Regierung ermöglicht, genügend Hiberzine und Lebensmittel vom Festland einzulagern, um sowohl die ursprünglichen Bürger wie auch die auserwählten wenigen Neuen damit zu versorgen.
Unglücklicherweise hatte ein Hurrikan, der die Insel erfasst hatte, eine der Anlagen mit Patienten unter Hiberzine getroffen. Man ging davon aus, dass einen, der aufs Meer hinausgespült worden war, nicht einmal Hiberzine retten konnte – jedenfalls dann nicht, wenn die Haie sich einmal mit ihm befasst hatten. Auf diese Weise hatten die Behörden plötzlich über große Beträge in harter Währung auf örtlichen Banken verfügt, auf die keine Angehörigen Anspruch erhoben. So wie die Dinge lagen, hatten weder die Ortsansässigen noch die wiederbelebten Patienten der beiden anderen Hiberzine-Anlagen nachhaltige Einwände erhoben, als die Regierung dieses Kapital für Investitionen zur Wiederbelebung der touristischen Attraktionen der Inseln benutzt hatte. Zugegebenermaßen gab es in der Nachkriegswelt nicht viel Tourismus, aber um den wenigen, den es gab, bemühte Nevis and St. Kitts sich und bekam ihn auch.
Nicht dass der schlanke, jung aussehende Mann mit schütterem Haar, der jetzt unter einem Sonnenschirm lag und die Salzluft und einen Mai-Tai mit einem winzigen Papierschirm genoss, sich mit derartigen Gedanken beschäftigt hätte. Stattdessen galt sein Denken, wie es ja häufig und bei vielen Menschen der Fall war, dem Thema Geld. Genauer gesagt der Herausforderung, mehr davon an sich zu bringen und dabei seinen Arbeitgeber im Unklaren über die Herkunft der Gelder und die bloße Existenz seiner zusätzlichen Mittel zu lassen.
Der Ort, an dem er sich augenblicklich befand, hatte
mit dieser Herausforderung viel zu tun. Er hatte eine Vorliebe für schnelle Autos, große Häuser sowie Designerkleidung und unterschied sich darin nicht von vielen seiner Zeitgenossen, aber in seinem Alltagsleben hätte er sich damit verraten. Stattdessen hatte er einen Kompromiss gefunden, der es ihm erlaubte, einen Teil seines nicht ganz legalen Einkommens zu nutzen, ohne dass seine Freude an anderen
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