Invasion 06 - Callys Krieg
kleinen Luxusgütern getrübt wurde. Der Atmung, beispielsweise. Und so lebte er im Alltagsleben von seinem seiner Ansicht nach völlig unzureichenden Gehalt. Und ein- oder zweimal im Jahr, wenn er Urlaub hatte, verschwand er von der Bildfläche. Aus der Sicht seiner Arbeitskollegen war er ein Naturfreund, der seine Urlaube auf anstrengenden Wanderpfaden in der Natur verbrachte. In Wirklichkeit freilich hielt er sich dann an Orten wie diesem auf, wo er teure Kleidung tragen, in teuren Lokalen essen, in teuren Hotels absteigen, sich mit teuren Frauen vergnügen und, ganz allgemein gesprochen, in dem Stil leben konnte, den er vorzog. Am Ende seines Urlaubs wanderte seine Kleidung in irgendeine wohltätige Sammelstelle, was ihn zwar ziemlich ärgerte, was er aber als eines der kleinen Opfer so lange hinzunehmen bereit war, bis er es sich leisten konnte, in den Ruhestand zu treten. Sehr anonym, natürlich.
Plötzlich versperrten zwei eindeutig männliche Beine seinen bis zu diesem Zeitpunkt äußerst befriedigenden Ausblick auf eine schlanke Brünette in einem Monokini. Sie verfügte nicht über sehr reichliche weibliche Attribute, aber was sie hatte, war auf attraktive Weise verteilt. Er blickte leicht verstimmt aus zusammengekniffenen Augen zu seinem unwillkommenen Besucher auf.
»Mr. … Jones. Schön, Sie hier zu finden«, sagte der andere Mann. Er war eher schmächtig gebaut und mit einer Badehose bekleidet, aber etwas an seinem Haarschnitt und seiner Haltung deutete auf militärischen oder polizeilichen Hintergrund. Mit seinem dunklen Haar und den dunklen Augen wirkte er beinahe wie ein Teenager, allenfalls
Anfang zwanzig, aber die alten Augen ließen sofort den Runderneuerten erkennen.
»Mr. Smith. Wir waren doch erst heute Abend verabredet.« Die Stimme des Mannes mit der beginnenden Glatze wirkte leicht gereizt.
»Nun ja, sagen wir, ich habe mich nach Ihrer faszinierenden Gesellschaft gesehnt, Mr. Jones.«
»Nun, dann setzen Sie sich doch«, meinte Mr. Jones und deutete auf den Sand neben sich, wobei er den anderen mit einem etwas reptilhaften Lächeln musterte. Die Ungeduld konnte Geld bedeuten. Geld bedeutete schöne, langbeinige Frauen in wesentlich intimerer Umgebung. Er würde sich für Mr. Smith Zeit nehmen.
»Ihre andere Information hat sich als richtig erwiesen, wie Sie ja sicherlich bereits festgestellt haben, als Sie zuletzt Ihren Kontostand überprüften. Das steigert die Aussicht auf weitere Geschäfte. Wir wären beispielsweise bereit, großzügig für den Namen einer Organisation zu bezahlen.«
»Ich halte sehr viel von beruflicher Sicherheit, Mr. Smith. Zu viel zu schnell macht mich ersetzbar. Oder, noch schlimmer, verzichtbar. Wie wäre es mit dem Namen eines anderen Agenten – an einer Stelle, wo Sie bereits penetrieren konnten?«
»Dafür würden wir einhunderttausend FedCreds bezahlen.«
»Was?! Das ist ja nur die Hälfte von dem, was Sie für den letzten bezahlt haben.«
»Die wissen nichts, Mr. Jones. Was Ihnen ja zweifellos bekannt ist. Wir wollen ein wenig mehr. Wir wollen etwas in Ihrer Organisation, Mr. Jones. Oh, wir sind bereit, für die Namen weiterer Agenten in unserer Organisation zu bezahlen. Schließlich muss man ja sein Haus in Ordnung halten. Aber wir zahlen wesentlich mehr für, nun ja, mehr. Mehr, Mr. Jones. Aber hunderttausend FedCreds sind eine Menge Geld. Wir hätten natürlich Verständnis dafür, wenn Sie lieber auf Nummer Sicher gehen und sich mit weniger einverstanden erklären würden.«
Der Mann mit der Glatze knirschte mit den Zähnen, während der militärisch aussehende Mann ihn lächelnd musterte. Es war kein sonderlich nettes Lächeln. Es wirkte irgendwie wissend und auf die Weise alles andere als freundlich.
»Ich werde ein wenig darüber nachdenken müssen, was ich Ihnen in dieser Hinsicht anbieten kann.«
»Das verstehe ich durchaus, Mr. Jones. Vergessen Sie nur bitte nicht, dass wir für mehr auch mehr bezahlen werden. Und für weniger weniger .« Der Mann stand auf und wischte sich den Sand von seiner Badehose. »Bis heute Abend, Mr. Jones.«
Asheville Urb
Donnerstag, 16. Mai
Cally fuhr in ihrem Bett in die Höhe und sah sich im Zimmer um, als eine unbekannte Stimme vergnügt dröhnte: »Mann! Raus aus den Federn. Die Brandung ist da, und das wird ein gewaltiger Tag!« Reefer stöhnte und versuchte, sich unter seinem Kopfkissen zu verstecken. Sie streckte sich über ihn hinweg, schaltete seinen verdammten PDA aus und sah dann zu, schnell
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