Invasion 06 - Callys Krieg
Parkplatz eilte, um den anderen zuvorzukommen, sah sie, wie er auf die Gruppe Fahrer zuging, die sich um den Konvoimeister sammelte.
Die Toiletten befanden sich in einem schlichten Gebäude aus Hohlblocksteinen, aber es gab eine ganze Reihe davon. Da sie dem Bus zuvorgekommen war, brauchte sie nicht zu warten. Man soll nie die Gelegenheit auslassen, zu essen, zu schlafen oder zu pinkeln, und das gilt doppelt, wenn man eine Frau ist – zumindest, was Letzteres angeht.
Sie kontrollierte ihr Abbild im Spiegel. Die Dauerwelle hielt, wie erwartet, recht gut. Die Kontaktlinsen waren in Ordnung, aber heute Abend würde sie sie rausnehmen und säubern. Der Nagellack war abgesprungen und musste ausgebessert werden – gründlich sogar.
Noch vor Reefer war sie wieder bei dem VW-Bus, setzte sich auf die hintere Stoßstange und holte ihren rosa Nagellack heraus. Sie zitterte dabei bewusst etwas, damit das Ergebnis nicht zu fachmännisch aussah. Als er ein oder zwei Minuten später zurückkam, waren die Nägel bereits wieder trocken.
Jetzt wieder im Funkbereich, lud sie sich zwei weitere Romane herunter, während er den Benzinstand überprüfte. »Ich habe in der Innenstadt was zu erledigen, weißt du? Wir können uns ja in Lexington was zu essen besorgen.«
»Mich hat es gewundert, dass du in Asheville etwas von deiner Ladung verkauft hast. Ich meine, würden die denn nicht in Chicago mehr bezahlen? Ich weiß, was ich in Cincy für lebende Blaukrabben bezahlen müsste, wenn es dort welche gäbe.«
»Oh, ja, das würden die schon. Dieser Typ, ich meine, ich mache den Umweg für ihn, weil er ein guter Freund ist, aber er zahlt Chicago-Preise wie alle anderen auch, weißt du? Und was den Rest der Tour angeht, dann rufe ich vorher schon an, wenn ich ungefähr weiß, wann ich durchkomme, und, weißt du, wenn die dann was wollen, dann erwarten sie mich schon an der Ausfahrt und übernehmen die Ware. Aber eigentlich bringe ich alles bis ans Ende der Tour. Wenn dort nicht die Typen mit dem dicken Geld sitzen würden, dann würde sich die Tour sowieso nicht lohnen.«
Als sie auf der I-40 in die Innenstadt rollten, bildete die Skyline von Knoxville einen willkommenen Kontrast zu all den Bergen und dem Farmland, obwohl sie ein wenig durch leichten Smog verdeckt war.
»Was ist das für ein Riesenmikrofon?«
»Hä? Oh, du meinst den Turm mit dem Ball oben drauf? Yeah, Mann, ich schätze, das sieht tatsächlich wie so ein altmodisches Mikrofon aus. Das stammt noch aus der Zeit vor dem Krieg. Ein Überrest von irgendeiner Vorkriegs-›Welt‹, weißt du?« Er schwenkte auf die 158 ab und nahm Kurs auf den Fluss.
»Oh, das ist interessant. Wo ist denn das Restaurant von deinem Freund?«
»Direkt am Fluss. Klasse Bude mit einem Steg und allem Möglichen.«
»Stimmt was nicht mit meinen Augen oder ist alles wirklich plötzlich orange geworden?« Als sie in die West Cumberland bogen, waren plötzlich überall große orangefarbene Transparente und Ballons mit einem silbernen Atomsymbol darauf aufgetaucht. Sie fuhren unter einem riesigen Transparent quer über die Straße durch, auf dem »AntimatterFest ›47‹!« stand. Und ein weiteres Transparent begrüßte sie in Knoxville, »Geburtsstätte des Antimaterie Zeitalters!«
»Oh, Mann!«, stöhnte er. »Das habe ich völlig vergessen. Die drehen dafür ja total durch. Hoffentlich finden wir einen Parkplatz.« Er kratzte sich am Kopf und überlegte kurz. »Kannst du fahren?«
»Oh, ja, freilich … warum?«
»Na ja, diese Leute reißen mir sofort den Arsch auf, wenn ich auch nur daran denke , auf der Straße hier in zweiter Reihe zu parken.« Dabei deutete er auf die Fußgänger, von denen mindestens die Hälfte orange Hütchen mit darüber kreisenden silbernen Atomhologrammen trugen. »Scheiße, Mann, man sollte niemals eine Stadt, die elektronischen Kram produziert, mit einem dämlichen Fest verbinden. Antimateriefeuerwerk und alles das. Völlig plemplem«, maulte er und schüttelte sich angewidert.
Die Ampel vor ihnen schaltete auf Gelb, deshalb wurde er langsamer und bremste schließlich knapp hinter dem Wagen vor ihm ab.
»Rutsch rüber!« Er drosch den Schalthebel in Parkposition, löste seinen Sitzgurt und war schon draußen. »Fahr nicht weg, bevor ich hinten drin bin, Mann!«, schrie er.
Sie klappte den Mund zu und rutschte auf den Fahrersitz hinüber, packte die Tür, die er offen gelassen hatte, stellte sich den Sitz ein und überprüfte ihre Spiegel, während er die
Weitere Kostenlose Bücher