Invasion 06 - Callys Krieg
wartete, studierte ihre Umgebung und die Mischung aus hohen, ganz schmalen alten Stadthäusern und kleinen Industriebauten beiderseits der Straße. Die Busstation befand sich zwischen der Tankstelle und einer Reparaturwerkstätte für Haushaltsgeräte. Auf der anderen Straßenseite konnte sie durch die Lücken zwischen zwei Häusern die Skyline der Innenstadt erkennen, die allerdings zum größten Teil vom Smog verdeckt war, sodass man nur undeutliche geometrische Konturen erkennen konnte.
General Beed vermittelte es ein Gefühl der Wichtigkeit, dass man ihn zu einer Besprechung in Chicago einbestellt – nun ja, eigentlich eingeladen – hatte, um dort seinen nächsten Auftrag zu besprechen. Nach dem Krieg gab es, nun ja, eine große Zahl alter Generäle mit großer Erfahrung, die, so wie die Dinge jetzt standen, sehr lange leben würden. Er hatte das Glück gehabt, im aktiven Dienst bleiben zu können und leitete die Kriminalermittlungsabteilung der Region Südost. Das war eine wesentlich wichtigere Position, als es auf den ersten Blick den Anschein gehabt hatte, schließlich war der Südosten für den Wiederaufbau der restlichen achtundvierzig Staaten der kontinentalen USA von lebenswichtiger Bedeutung.
Der Konferenzsaal hätte vor dem Krieg jedem an der Börse notierten Großkonzern zur Ehre gereicht – der Konferenztisch aus auf Hochglanz poliertem Holz, Gemälde an den Wänden, üppiger Teppichboden in elegantem Rosa, wofür es wahrscheinlich einen hochtrabenden Namen gab, und frisch getünchte Wände – alles Erinnerungen an eine Art von Vorkriegsopulenz, wie man sie heutzutage nur noch selten zu sehen bekam, ganz besonders beim Militär. Und der Ausblick vom Fleet Strike Tower war atemberaubend grandios. Rang brachte ganz eindeutig
Privilegien mit sich. Er hob die Hand, um sich durch Tasten zu vergewissern, dass sein Schnurrbart in Ordnung war, strich sich vorsichtig über das dunkelblonde Haar, um den Sitz seiner Frisur zu kontrollieren, dabei sorgsam darauf bedacht, sie nicht in Unordnung zu bringen – obwohl das nach reichlicher Benutzung von Haarspray keine große Gefahr darstellte. Fast machte es ihm nichts aus, hier auf General Vanderberg warten zu müssen. Fast.
Als der Major General schließlich den Raum betrat, beeindruckte er Beed in keiner Weise. Der Austausch von Ehrenbezeigungen verschaffte ihm, wie immer, einen kurzen Augenblick, um sich ein Bild von dem anderen Mann zu machen und einen ersten Eindruck zu entwickeln. Die Verjüngungsbehandlung half natürlich, und er konnte weder an der Uniform des Mannes noch seinem gepflegten Aussehen einen Makel erkennen. Dennoch sollte ein General von Fleet Strike wie ein General aussehen, und die krumme Nase, die fast zusammengewachsenen Augenbrauen und aus seiner Jugend übrig gebliebene Aknenarben hinterließen einen allgemeinen Eindruck einer, nun ja, Gewöhnlichkeit, die nach der Erfahrung seines Gastes nicht dem Bild eines guten Generals entsprach. Unglücklicherweise hatte ihn auch niemand nach seiner Meinung gefragt. Dennoch, man erwies dem Rang den gebührenden Respekt, und der Mann schien zumindest auf eine Art und Weise fit, die auf ein lobenswertes Maß an Fitnesstraining hindeutete. Er war, ebenso wie Beed, drahtig und schlank gebaut, eine typische Läuferfigur, wie man sie gewöhnlich mit guten Soldaten in Verbindung brachte, und das ließ in ihm ein wenig freundlichere Gefühle gegenüber dem anderen aufkommen.
»General, man hat Sie in Verbindung mit einem höchst sensiblen Einsatz im Bereich der Nachrichtendienste hierher beordert. Lassen Sie mich bitte etwas vorweg sagen, ehe ich fortfahre. Die Information, die Sie jetzt von mir erhalten werden, ist top secret , Codebezeichnung Hartford.
Sie werden das, was Sie jetzt erfahren, mit niemandem diskutieren, der nicht ganz konkret auf der für Hartford freigegebenen Personenliste steht; Sie sind nicht befugt, irgendwelche Personen zu dieser Liste hinzuzufügen. Die Codebezeichnung ›Hartford‹ selbst ist ebenfalls geheim, und Sie sind nicht befugt, Hartford gegenüber irgendwelchen Personen zu erwähnen, die nicht auf der Einsatzliste stehen. Haben Sie verstanden?«
»Ich verstehe, Sir«, sagte Beed würdevoll und bemühte sich, noch eine Spur aufrechter zu stehen.
»Wir haben in letzter Zeit gewisse Informationen und schlüssige Beweise dafür erhalten, dass eine sowohl der Föderation wie auch Fleet Strike feindlich gesonnene Organisation existiert, die den Willen und die
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