Invasion 06 - Callys Krieg
desto häufiger konnte man auf den Hügeln weiße oder schwarze Bretterzäune sehen,
hinter denen Pferde oder Ponys weideten, die meisten mit Fohlen. Als sie das erste Mal in Kentucky gewesen war, war sie sehr enttäuscht gewesen, weil das Gras dort überhaupt nicht blau war. Selbst jetzt, wo sie es besser wusste, war es irgendwie enttäuschend.
Der extraterrestrische Markt für Pferde war eines der seltsameren Ergebnisse des Kontakts mit den Galaktern gewesen. Die Indowy waren von den intelligenten, geselligen Pflanzenfressern entzückt gewesen, und selbst die Tchpth hatten gelegentlich gemeint, dass es auf der Erde eine angehend intelligente und zivilisierte Spezies gäbe. Und wenn die Himmit auch nicht gerade Haustiere kauften, schienen sie doch von den Beziehungen zwischen Pferden und Indowy fasziniert. Die Folge war, dass die Pferdezucht in Kentucky mehr Raum als je zuvor einnahm und die Züchter im Augenblick die Nachfrage kaum decken konnten, besonders, wenn es um Ponys und Miniaturpferde ging, die als Haustiere verkauft wurden – was dazu geführt hatte, dass die Pferdezucht zu einer der verlässlichsten planetarischen Quellen für FedCreds geworden war. Einmal kamen sie sogar an einem Feld vorbei, wo zwei Ponys von einem Indowy-Käufer inspiziert wurden, dem es nicht das Geringste auszumachen schien, dass die Stute und ihr Fohlen ihm sanft das Fell leckten.
Reefer hatte voraustelefoniert, als sie die Grenze zum Pferdeland überschritten hatten. Als sie daher auf der Fahrt durch Lexington die Interstate verließen und auf den Parkplatz eines Waffle House rollten, parkte er hinter dem Restaurant neben einem uralten grünen Off-Roader, dessen Fahrer jetzt seinen PDA weglegte und um den Wagen herumging, um die hintere Scheibe herunterzukurbeln.
»Wie wär’s, wenn du reingehst und uns einen Platz besorgst? Wir könnten ja eigentlich hier zu Mittag essen.« Reefer deutete mit einer Kopfbewegung auf das Restaurant. Es stand an einer verkehrsreichen Hauptstraße neben einer Menge anderer Restaurants, aber er hatte so geparkt, dass ihn nur wenige Leute sehen konnten, während er
seine Ware an den Mann brachte. Unglücklicherweise bedeutete das, dass ihr der Gestank eines Müllcontainers ins Gesicht schlug, als sie auf den heißen Asphalt trat, was dazu führte, dass sie etwas wehmütig zu dem eleganten italienischen Kettenrestaurant auf der anderen Straßenseite blickte, während sie auf den Eingang des Waffle House zuging.
Als Reefer hereinkam, saß sie an der Theke, hatte neben sich einen Sitz freigehalten und bereits ihren Kaffee bekommen; jetzt pickte sie an einer Pecan-Waffel herum. Er brauchte nicht lange, um ein Omelette und eine Cola zu verputzen, dann ging die Fahrt weiter. Obwohl sie das Stadtzentrum links liegen ließen, waren doch die vielen historischen Bauten Lexingtons nicht zu übersehen. Sie hatte ein etwas seltsames Gefühl in der Kehle und fragte sich, ob sie vielleicht eine Erkältung ausbrütete. Es war, als würden sie durch ein winziges Stück Vorkriegserde fahren, und sie konzentrierte sich bewusst auf ihren Bildschirm, als draußen die Landschaft vorbeihuschte und gelegentlich langsamer wurde, wenn ein Zirpen von irgendwo unter dem Armaturenbrett die Anwesenheit des höchst illegalen dort unten versteckten Geräts verriet.
Als das Zirpen zum ersten Mal zu hören war, spürte sie, wie er zu ihr herübersah. Als sie zu ihm aufblickte und die Achseln zuckte und sich dann wieder ihrem Buch zuwandte, grunzte er nichts sagend und schob sich wieder einmal einen Kaugummi in den Mund, schien aber von dem Augenblick an nicht mehr beunruhigt, wenn sich der Detektor vernehmen ließ – er wurde lediglich langsamer, bis das kleine rote Licht an seinem Würfelspieler erlosch.
Am späten Nachmittag setzte er sie an einer Tankstelle in der Nähe der Ausfahrt Hopple Street in Cincinnati ab. Als sie ihren Rucksack und ihren Koffer aus dem Wagen hievte, ihm die Hand schüttelte, höflich ein weiteres Jobangebot ablehnte und dem VW-Bus nachsah, wie er die Zufahrt zur Interstate hinaufrollte, konnte sie immer noch die Musik seiner Würfel hören … can’t revoke your soul for tryin’, Get out of the door and light out and look all around.
Sometimes the ligth’s all shinin’ on me; Other times I can barely see. Lately it occurs to me …
Als er ihren Blicken entschwunden war, trug sie ihre Sachen zu der Telefonzelle, um sich ein Taxi zu rufen. Dann setzte sie sich auf die Bank neben dem Telefon und
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