Invasion aus dem Jenseits (German Edition)
sie je gesehen, und er hatte sie auch nie gespürt. Und doch war sie, das wusste er jetzt, die ganze Zeit an seiner Seite gewesen und hatte ihn gelenkt.
Das Geheimnis, dem er in Ansätzen auf der Spur gewesen war, war das ihre, und sie wollte, dass er es ans Licht brachte. Benno spürte das Gefühl, das ihn bei der ersten Begegnung mit ihr durchdrungen hatte, doch diesmal war es anders. Er wollte mit ihr in Ko ntakt treten, aber nicht mehr, um sie auf Zelluloid zu bannen und an die Sensationspresse zu verscheppern, sondern um ihr zu helfen.
Er wusste, wenn er ihr half, dann half er sich selbst, aber nicht Eigennutz würde sein Motiv sein, den Kampf aufzunehmen – er ahnte in diesem Moment für einen Sekundenbruchteil, dass ihm ein Kampf bevorstand, der ihn an seine Gre nzen führen würde, vielleicht bis an die letzte Grenze und darüber; es war seine Bestimmung, sich diesem Kampf zu stellen, und er war bereit, ohne Wenn und Aber und ohne zu erwartende Gegenleistung, diesen Kampf aufzunehmen.
Sich dessen sicher, was er tat, langsam und wohlüberlegt speicherte er das Bild mit der rec hten Maustaste. Eine Sekunde später wechselte es, und da war sie verschwunden, die Lücke im Gedränge, die sie beansprucht hatte, war von den Umstehenden gefüllt.
Benno druckte das Bild aus, nahm den Computer vom Netz und fuhr damit fort, seine Schrä nke auszuräumen. Ein Koffer voll Klamotten und der PC würden das einzige sein, was er aus seinem alten Leben mitnahm.
Am nächsten Morgen kurz bevor er die Wohnung verließ, Koffer und Computer standen schon draußen auf dem Flur, und er drehte eine letzte Runde durch den dunklen, ungemütlichen Raum, da klingelte das Telefon.
„Benno Zenn.“
„Hier Martina, hallo.“
„Hallo“, rief er erfreut. Er hatte beim Klang ihrer Stimme erstmals nicht an Cora gedacht, sondern sie als die Martinas erkannt, ihre Eigenart war für ihn unverwechselbar hervorgetr eten.
„Sie hatten eine Nachricht hinterlassen.“
„Ja, mir ist noch etwas Wichtiges eingefallen. Geht es Ihnen gut?“
„Ich würde sagen, den Umständen entsprechend. Ich hab mir vorgenommen, heute damit a nzufangen, Coras Haushalt aufzulösen.“
„Haben Sie ihr Handy schon gefunden?“
„Ich habe keines gesehen, habe aber bisher auch nicht bewusst nach irgend etwas Bestimmtem gesucht.“
„Schon klar. Aber wenn Sie jetzt suchen...“
„Suchen ist, glaube ich, das falsche Wort für das, was ich hier tun muss.“
„Ich weiß. Aber bei dem, was Sie jetzt tun, wäre es wichtig, darauf zu achten, ob erstens überhaupt ein Handy auftaucht, und wenn ja, ob darauf noch Kurznachrichten gespeichert sind.“
„Kurznachrichten von wem?“
„Von mir.“
„Und warum sollte es so wichtig sein, die zu finden?“
„Es würde eher etwas bedeuten, sie nicht zu finden. Zumindest etwas andeuten.“
„Und das wäre?“
„Keine Ahnung. Darüber können wir uns Gedanken machen, wenn Sie etwas gefunden haben oder auch nicht.“
„Mal angenommen, ich finde kein Handy oder ich finde es, aber es gibt keine Kurznachrichten im Speicher, was würde das bedeuten?“
„Dass jemand es mitgenommen oder die Nachrichten gelöscht hat. Letzteres wäre eher u nwahrscheinlich, denn man könnte die gelöschten Daten wiederherstellen, und dieser Jemand wäre nicht so dumm, das zu riskieren.“
„Also mal langsam, wovon sprechen wir eigentlich? Von einem vertuschten Mord?“
Er spürte ein nervöses Kribbeln im Bauch, und seine Handflächen wurden feucht. Ihre Stimme klang zunehmend aggressiv. Einen Mordverdacht in den Raum zu stellen, würde Folgen haben.
„Wir sprechen davon, die Frage zu klären, ob Coras Handy au ffindbar ist.“
„Ich glaube eher, wir sprechen davon, dass meine Schwester tot ist, weil sie von Ihnen in e twas hineingezogen wurde.“
Er schwieg für einen Moment, um zu begreifen, welche Tragweite diese Behauptung hatte, und nickte dann kaum merklich vor sich hin.
„Es könnte sein.“
„Ja oder nein“, fragte Martina mit harter Stimme.
„Ja dafür, dass mir dort, wo ich arbeite, viele seltsame Dinge aufgefallen sind. Ja auch dafür, dass Cora davon wusste und auf eigene Faust Nachforschungen angestellt hat. Aber das ist im Moment auch schon alles, was man sagen kann.“
„Kann man vielleicht auch sagen, dass Sie ein verdammt schlec htes Gewissen haben?“
„Ja, allerdings.“
„Wie wäre es, wenn Sie mit mir zur Polizei gehen und Ihr Gewissen dort erleichtern?“
„Wenn das was bringen
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