Invasion aus dem Jenseits (German Edition)
geschlossen, aber...“
„Kein Problem“, sagte der Archivar. Das Lächeln schien ihm ins Gesicht eingegraben zu sein, so tief zogen sich die Lachfalten um die Augen. „Ich mache auch Führungen auf Anfrage.“
Sein Blick wanderte zu Bennos Gepäck.
„Wollen Sie Ihren Computer fürs Museum spenden?“
„Was?“
„Wir haben einen Aufruf gemacht. Die städtischen Kassen sind leider leer.“
Benno folgte dem Blick hinunter auf seine Taschen und den PC mit Tastatur.
„Den Computer brauche ich selbst noch. Ich bin nur gerade angekommen, und weil es nicht weit ist vom Bahnhof hierher, habe ich diesen Abstecher gemacht. Ich hätte nämlich ein paar Fragen zur Burg.“
„Zur Burg?“
Benno spürte, wie ihm der Schweiß jetzt erst so richtig au sbrach. Er holte sein Taschentuch heraus und wischte sich die Stirn ab.
„Oder zum Schloss, es gelten ja offenbar beide Bezeichnungen. Ich arbeite nämlich dort oben.“
„Ach wirklich?“
Aus dem Lächeln des Archivars wurde ein bege istertes Strahlen. Er reichte Benno die Hand und zog ihn förmlich durch die Tür.
„Kommen Sie doch herein. Warten Sie, ich helfe Ihnen mit dem Gepäck.“
Sie wuchteten Taschen und Computer die Treppen hinunter in den Museums-Vorraum, und der Archivar sperrte die Eingangstür wieder ab.
„Ich bin zur Eröffnung oben gewesen, aber von den wirklich i nteressanten Räumen sieht man im Parkbetrieb ja nicht allzu viel.“
„Was sind denn die interessanten Räume?“, fragte Benno und wischte sich ein weiteres Mal über die Stirn. Inzwischen war das Taschentuch durchweicht, und so fühlten sich auch sein Hemd und seine Hose an. In dem niedrigen, halb unterirdischen Gewölbe fing er nun an zu frösteln.
„Jeder Winkel dort oben ist historisch interessant, aber mich persönlich würden vor allem die unterirdischen Gänge interessieren. Nach den Aufzeichnungen, die wir hier haben, handelt es sich um den reinsten Irrgarten.“
„Allerdings“, pflichtete Benno bei und dachte an seine Irrwege und die nächtliche Hetzjagd, die Maurice auf ihn veranstaltet hatte.
„Sie sind dort unten gewesen?“
„Ja, unter anderem. Sagen Sie, Ihr Dialekt klingt gar nicht nach hier.“
„Ich stamme aus dem Saarland, aus Saarbrücken, um genau zu sein.“
„Und die Burg kennen sie nur von der Eröffnung, sonst gar nicht?“
„Leider nicht.“
Benno seufzte und ließ die Schultern hängen.
„Dann können Sie mir wahrscheinlich auch nicht weiterhelfen.“
„Das kommt drauf an. Was brauchen Sie denn?“
„Informationen aus der Geschichte der Burg oder des Schlosses – was ist es denn nun eigentlich?“
„Um genau zu sein, eine zum Schloss umgebaute und erweiterte mittelalterlich Burganlage. Kommen Sie mal mit.“
Der Stadtarchivar öffnete die Tür vom Eingangsbereich zum ersten Museumsraum und ließ Benno an der geschlossenen Kasse vorbei eintreten.
„Für Sie in Ihrer Stellung dürfte es doch eigentlich kein Problem sein, die Anlagen mal au sführlich zu besichtigen.“
„Leider schon. Das ist alles Privatbesitz, und wenn die Leute da oben mich nicht reinlassen wollen...“
„Das kann ich mir doch aber nicht vorstellen. Der Baron ist sehr aufgeschlossen, und...“
„Oh, der Baron bestimmt, das hab ich auch gehört. Aber zu dem dringt man gar nicht durch. Und sein ... Adjutant oder was das ist...“
„Maurice Müller?“
„Ein Herr Müller, genau.“
Dr. Hertel schüttelte den Kopf und lächelte vielsagend.
„Kennen Sie den?“
„Allerdings.“
Benno nickte und sah dem Archivar an seinem leicht angewide rten Gesichtsausdruck an, dass Maurice wohl auf jeden Gesprächspartner die gleiche Wirkung hatte, egal in welcher Angelegenheit man mit ihm zu tun hatte, und offenbar sogar fernmündlich.
„Der beruft sich auf die Umbauarbeiten und vertröstet mich auf nächstes Jahr. Vielleicht hat er Angst, ich könnte den Betre ibern des Parks Schwierigkeiten machen wegen Denkmalschutz und so, aber der Umbau ist ja auf Landesebene genehmigt. Na ja, hier jedenfalls haben wir die Burgmodelle.“
Benno trat an einen rundum verglasten Schaukasten in der Mitte des Museumsraumes heran und beugte sich darüber.
„Wow, das ist ja... Also da hinten, das ist die Burg... das Schloss, wie es jetzt aussieht.“
„Genau, und zwar seit 1787. Das mittlere Modell zeigt die Burg seit 1614, und das linke in den ersten Jahrhunderten nach der Erbauung, die vermutlich im 11. Jahrhundert stattfand.“
„So alt...“
Benno schüttelte
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