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Invasion aus dem Jenseits (German Edition)

Invasion aus dem Jenseits (German Edition)

Titel: Invasion aus dem Jenseits (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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war nicht da, aber der Anrufbeantworter sprang nach dem dritten Klingeln an. Zuerst durchfuhr ihn einmal mehr der freudig-traurige Schrecken, Coras Stimme zu hören, aber es war Martinas Stimme, denn die Ansage lautete:
    „Hier ist der Anrufbeantworter der verstorbenen Cora Künrath-Mertens. Dieses Band wird noch bis Monatsende abgehört, danach wird der Anschluss stillgelegt. Bitte sprechen Sie nach dem Ton und hinterlassen Sie unbedingt Ihre Rufnummer.“
    „Hallo Martina, hier ist Benno Zenn. Mir ist noch etwas sehr Wichtiges eingefallen. Bitte rufen Sie mich schnellstmöglich zurück, weil morgen Früh mein Zug nach Trieffendorf geht.“
    Er legte auf, besann sich, dass er seine Nummer nicht hinterlassen hatte, rief gleich noch ei nmal an und sprach sie auf.
    Eigentlich hatte er seine Wohnung komplett auflösen, sprich, seinen Besitz samt Möbeln ve rkaufen wollen, aber sein Vermieter hatte sich bereit erklärt, die Möbel zu behalten und das Zimmer künftig möbliert zu vermieten. Im Gegenzug durfte Benno sich die Abschlussrenovierung schenken. Er hatte einen Zehnerpack blaue Müllsäcke besorgt und begann nun damit, sämtliche Schubladen und Schränke zu öffnen und auszumisten. Bei seinen wenigen Habseligkeiten würde er bis zum späten Nachmittag fertig sein.
    Das Zeug auf dem Schreibtisch – lose Papiere, abg enagte Stifte, Plastikmännchen, ein klobiger Uralt-Taschenrechner – streifte er mit dem Arm in einem Zug in einen der Säcke. Was tun mit dem Computer? So viele Jahre das Ding auch schon auf dem Buckel hatte, es war sein einziger Besitz von Bedeutung.
    Gedankenverloren ließ er den Müllsack fallen, setzte sich auf seinen Arbeitsstuhl und drückte die Einschalttaste. Quälend langsam fuhr die Kiste hoch. Benno ging ins Internet und gab „Gruselpark Schloss Schreckenstein“ in die Suchmaschine ein. Mal sehen, was Maurice unte rdessen aus der Homepage gemacht hatte.
    Die Startseite war ein Luftbild der Gesamtanlage, über der e ine finstere Wolke in Form eines bösartig fratzenhaften Gespenstes hing. Die Buttonreihe begann mit „Horrorpark“ und führte über „Schlossgeschichte“, „Kinder-Gruselspaß“ und „Spukräume“ hin zur „Halloween-Gastronomie“.
    Benno klickte auf „Spukräume“, vier Unter-Buttons taten sich auf: „Feengrotte – Rittersaal – Folterkammer – Verlies“
    Ohne zu überlegen drückte er auf Verlies.
    Die zweite Begegnung mit ihr war noch schockierender als die erste, obwohl er diesmal da rauf gehofft und damit gerechnet hatte, sie zu sehen. Sie stand am gleichen Ort wie beim ersten Mal, sie starrte so eindringlich und direkt in die Webcam wie beim ersten Mal, aber diesmal verharrte sie eben nicht in einem leeren Raum, sondern mitten im Betrieb der Gäste.
    Offenbar stand die nächste Show unmittelbar bevor. Besucher in Shorts und T-Shirt strömten in das auf alt und hässlich gemachte Verlies. Benno sah stumme Gesten des Fröstelns. Typ ische Touristen waren das, dicke Männer mit Fotoapparaten, Kinder, die sich eingeschüchtert umsahen.
    Der Schnappschuss war wie beim ersten Mal schräg von oben aufgenommen, übe rsah mit Fischauge-Objektiv den gesamten Raum, zeigte vor allem Hinterköpfe und Schulterpartien mit Schweißflecken zwischen den Schulterblättern.
    Und mitten unter diesen Menschen stand sie und starrte nach oben in die Kamera. Keiner der Touristen, die eng gedrängt um sie standen, sah sie. Keiner außer Benno Zenn, der fernab an seinem Computer saß und die Szene heimlich beobachtete.
    Diesmal vergaß er, den Schnappschuss zu speichern. Er erschrak, als das Bild wechselte, fluchte, aber atmete sogleich auf. Sie war immer noch da. Die Besucher standen versetzt, hatten sich in Erwartung der Show im Halbkreis mit den Rücken zur Kamera gruppiert. Und mitten unter ihnen, aber mit gegensätzlicher Blickrichtung verharrte da immer noch sie, starrte hoch zur Kamera und sog Bennos Aufmerksamkeit mit ihrem Blick an sich.
    Das Gruselige war, dass die Touristen, ohne es zu wissen, eine kleine Lücke im Gedränge gelassen hatten, die sie mit ihrem Geisterkörper einnahm. Als spürten sie ihre Aura, als sei es unmöglich für sie, am selben Platz zu stehen wie die Ersche inung, obwohl sie doch optisch nicht vorhanden war.
    Die weiße Gespensterfrau existierte als solche, sie brauchte kein Hologramm als Resonan zkörper, aber sichtbar war sie nur für Benno und nur auf diesem Weg, denn vor Ort, weder in diesem Verlies noch anderswo im Schloss, hatte er

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