Invasion der Nichtmenschen
klare Sicht auf …“
„Sicher. Du wirst hindeuten und sagen: ,Da ist er!’ und ich schau auch hin – und sehe überhaupt nichts.“
„Du wirst ihn schon sehen. Sally sagte doch, daß man ihn an klaren Tagen von der Farm aus sehen konnte.“
„Sie hat den Suchstrahl gesehen, sonst nichts.“
„Colonel, du hast auch eine Antwort für alles“, erwiderte Mallory spöttisch.
„Klar. Aber meine Antworten sind vernünftig.“ Noch immer fuhr er mit Höchstgeschwindigkeit weiter.
Sie kamen zu einer kleinen Steigung; vor ihnen lag an einer Straßenkreuzung eine Reihe von Tankstellen, und hinter der Kreuzung begannen die ersten Häuser des Stadtrandes. Strang nahm Gas weg, griff fester um das Lenkrad und starrte auf die nebelhaft-grüne Säule, die sich über die Dächer weit in den Himmel erhob. Er bremste und blieb stehen, löste den Sicherheitsgurt und stand auf. Dann nahm er das Fernglas aus seiner Hüfttasche, stellte es ein und blieb mindestens eine halbe Minute stehen, um die Szene genau zu mustern. Dann ließ er das Glas sinken und setzte sich wieder.
„Ja“, sagte er. „Da wollen wir also dann noch ein bißchen näher ‘ranfahren, Mallory.“ Er legte den Gang ein und fuhr weiter, jetzt aber viel langsamer, um möglichst viel sehen und beobachten zu können.
Unmittelbar vor dem Schild, das die Stadtgrenze anzeigte, blieb Strang unter ein paar Ahornbäumen stehen, die ein altes, langsam verfallendes Haus überragten.
„Es ist alles ruhig“, stellte er fest. „Verdammt ruhig. Und keine Leichen.“ Er kletterte aus dem Jeep, legte den Kopf schief und lauschte in die spukhafte Stille.
„Nah, schön, jetzt siehst du doch die Stadt“, sagte Mallory. „Aber keine chinesischen Kommunisten. Na, und?“
„Verdammt noch mal, Mallory, ich kann doch jetzt nicht zurückfahren und Brozhny erzählen, daß ich dir deine Geschichte abkaufe, nur weil da ein Gebäude steht, das vielleicht ein bißchen anders aussieht als das, was man sonst in einem Präriestädtchen zu sehen kriegt. Wir wollen mal einen kleinen Spaziergang machen.“
„Es wäre gar nicht gut, Strang. Schließlich stehen wir auf feindlichem Gebiet.“
„Ich möchte alles sehen, was hier zu sehen ist.“
„Schön. Aber denke an das, was ich dir gesagt habe. Wenn du unbedingt schießen willst, dann ziele auf den Nabel. Das heißt dorthin, wo bei einem Menschen der Nabel wäre.“
Sie gingen an einem leeren Haus und einer ebenso leeren Tankstelle vorbei.
„Es sieht alles so verdammt normal aus, Mallory“, stellte Strang fest, und das klang fast wie eine flehende Bitte. „Alles, bis auf diesen verdammten Turm.“
„Du wirst sogar feststellen, daß die Rasensprenger noch arbeiten. Daß Milchflaschen auf den Veranden stehen. Sie versuchen für ihre Arbeiter eine ganz normale Umgebung zu schaffen, aber sie wissen nicht, was wichtig ist. Es geht ihnen ungefähr so wie einem kleinen Buben, der einen Grashüpfer in eine Flasche sperrt und ein bißchen Unkraut hineinschiebt.“
„Halt! Hör mal!“ Strang streckte eine Hand aus, um Mallory aufzuhalten.
Aus weiter Ferne, gerade noch an der Grenze der Wahrnehmbarkeit, hörte man einen Motor stottern, als werde er nach langer Ruhepause wieder einmal gestartet.
„Höchste Zeit, daß wir gehen“, flüsterte Mallory.
„Fremde“, sagte Strang. „Wesen, die von einem anderen Planeten kommen und sich in einer kleinen Stadt niederlassen. Sie nehmen menschliche Gestalt an, ziehen in unsere Häuser, benützen unsere Autos, führen eine Fabrik. Quatsch!“ Das letzte Wort schrie er fast. „Ich glaube davon überhaupt nichts, Mallory. Komm schon. Wir suchen jetzt den Bürgermeister, den Polizeichef oder wer sich sonst finden läßt und hier etwas zu sagen hat. Ich möchte wissen, was hier gespielt wird.“ Er setzte sich in Bewegung, doch Mallory hielt seinen Ärmel fest.
„Eine Minute, Strang. Ich brachte dich hierher, um dir etwas zu zeigen und nicht, daß du dich umbringen läßt. Die Stadt ist vom Feind besetzt. Geht das denn nicht in deinen Dickschädel? Und jetzt schauen wir, daß wir wegkommen. Und wenn wir zurückkommen …“
„Mallory, die Stadt sieht aus, als habe sie die Chinesenattacke überstanden, und wenn du glaubst …“
„Ich glaube, es ist höchste Zeit, umzukehren, Strang.“
„Aber ich habe noch lange nicht genug gesehen, Mallory.“
Nun hörten sie einen Wagen, der sich rasch aus einer Seitenstraße näherte.
„Schnell hinter die Plakattafel!“ rief
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