Invasion - Die Ehre des Clans - Ringo, J: Invasion - Die Ehre des Clans - Honor of the Clan
Generationen umfassenden Braindrain, zu dem es nach dem Postie-Krieg gekommen war, hatten tüchtige Hydroponiktechniker anderswo bessere Arbeitsplätze gefunden, ebenso wie auch die übrigen fähigen Leute, die diese Systeme zu Sklavenlöhnen in Gang gehalten hatten.
Die Regierung von Indiana hatte entschieden, dass es besser war, den SubUrb-Bewohnern Geld dafür zu geben, um sie loszuwerden, als zuzulassen, dass sie ihr endlos auf der Tasche lagen. Sie hatte deshalb ein robustes Trainingsprogramm ins Leben gerufen, das wie durch Zufall berufliche Fähigkeiten schulte, die anschließend die Absolventen solcher Programme zu Arbeitsplätzen außerhalb Indianas lenkten. Zu dem Trainingsprogramm zugelassen wurde, wer sich verpflichtete, nach dem Abschluss aus der SubUrb auszuziehen; Indiana hatte also begonnen, die Wohnungetüme langsam zu leeren, mit dem Ziel, sie schließlich und endlich ganz zu schließen.
Indianapolis West Urb, Heimat eines gewissen Gordy Pace, stand etwa zur Hälfte leer. Gordys Eingangsflur war sogar noch leerer. Der Mann lebte allein in einer für eine ganze Familie gedachten Fünfzimmerwohnung. Er hatte einmal eine Familie gehabt, bis er eines Tages nach Hause gekommen war, um festzustellen, dass seine Frau die Kinder genommen und mit einem Aspiranten auf die Stelle eines Prämienfarmers verschwunden war, der gerade seine Ausbildung beendet hatte. Vielleicht hätte er sie weniger schlagen sollen, während er betrunken war, aber die Frau war ihm manchmal verdammt auf die Nerven gegangen, und die Kinder waren eben laut gewesen. Er vermisste sie überhaupt nicht, obwohl die Wohnung jetzt irgendwie leer wirkte und er noch schlechter kochte als seine zehnjährige Tochter. Er aß das miese Essen in der miesen Kantine und versuchte sein mieses Leben nicht zur Kenntnis zu nehmen. Nur dass das jetzt alles im Umbruch war.
Mit seinem Geld konnte Gordy gut umgehen. Er hatte ein nagelneues Auto, war Gewerkschaftsmitglied, hatte ein Angebot in einem der Stahlwerke im Norden und genügend Geld, um sich irgendwo eine erschwingliche Bleibe zu kaufen. Irgendwo, nur weit entfernt von diesem miesen Loch in der Erde. Weggezogen war er nur deshalb noch nicht, weil er vor dem Umzug alles hatte vorbereiten müssen, und das
hätte keinen Spaß gemacht, ohne vorher ein bisschen auf die Pauke zu hauen. Allein schon um es seinen sogenannten Freunden und Bekannten zu zeigen, diesen selbstgefälligen Mistkerlen, die dafür gesorgt hatten, dass man ihn bei der Sicherheit rausgeworfen hatte, und den billigen Nutten, die sich für ihn zu gut geglaubt hatten, bis er diese Fahrkarte nach draußen bekommen hatte. Und zwar nicht auf eine beschissene Prämienfarm.
Aus besonderer Zuneigung für dieses gottverdammte Rattenloch schob er seine Abreise ganz sicherlich nicht auf. Verdammt, er stolperte ja immer noch ständig über die Spielsachen und den anderen Mist, den ihm die Kinder hinterlassen hatten.
Heute Abend würde er einmal nicht in irgendeiner Kneipe den feinen Max spielen, sondern sich einen ruhigen Abend zu Hause leisten, sich das neueste Blockbuster-Holo reinziehen und ein oder zwei Sixpacks Bier leeren. So wie er es gestern Abend auch gemacht hatte. Und morgen würde er dann anfangen, seinen Kram zu packen. Er dehnte sich und stellte fest, dass sein T-Shirt eng geworden war. Gut, dass er sich neue Kleidung kaufen würde. Es war einfach klasse, wenn man sich noch mehr Bier leisten konnte.
Das Geld hatte er für einen ziemlich widerlichen Job bekommen, aber wenn er es noch einmal tun müsste, würde er es eben wieder tun. Das war schließlich die Fahrkarte nach draußen. Das Leben war nicht fair, und wenn Schlimmes passierte, war es besser, wenn es einem anderen und nicht ihm widerfuhr.
Team Jacob spezialisierte sich auf die kompliziertesten verdeckten Kurzzeit-Einsätze. Das Team bestand ausschließlich aus erfahrenen Leuten, alle vor zehn Jahren auf der Platte behandelt. Sie sahen zwar insgesamt ganz normal aus, aber doch hinreichend unterschiedlich, um nicht auf sich aufmerksam zu machen. Die ärztliche Abteilung hatte ihre DNS-Änderungen sorgfältig ausgewogen, um sicherzustellen,
dass die allgemein vorhandenen DNS-Faktoren sie mit neunundneunzig Prozent Wahrscheinlichkeit allesamt als ein einziges Individuum klassifizieren würden. Charlie Smith hatte sorgfältig konstruierte Personaldaten als arbeitsloser, dem Alkohol ergebener Arbeiter in Minneapolis, ein trauriges Opfer der schlechten Zeiten. Die Frauen
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