Invasion - Die Ehre des Clans - Ringo, J: Invasion - Die Ehre des Clans - Honor of the Clan
zu haben, dass es so etwas überhaupt gab. Ungefähr so.
Er blickte erneut in die Runde, betrachtete den weitläufigen Raum mit seinem unechten Oberlicht, das einen blauen Himmel vortäuschte und »natürliches« Licht hereinließ, und die um ihn herum verteilten Leute, die Explosivstoffe in gefährliche Geräte packten. Er lächelte. Es war gut, wieder zu Hause zu sein.
Nachdem er sich eine Stunde lang die aufgezeichneten Nachrichten über den Brand in der Indianapolis SubUrb angesehen hatte, wusste er, dass einhundertdreiundachtzig Menschen der Tat eines bis jetzt noch nicht identifizierten »Selbstmordbombers« zum Opfer gefallen waren. Zwei Dutzend Menschen waren praktisch gekocht worden, weil sie sich im Zentrum der Explosion befunden hatten oder weil ihre brennenden Kleider an ihnen geschmolzen waren – ein dreifaches Hurra für Baumwolle-/Polyestermischungen.
Als die Schaumlöschanlage in dem Café schließlich abgeschaltet wurde, war die einzige Wirkung die gewesen, dass sie das Rettungspersonal davon abgehalten hatte, zu den Verletzten zu kommen. Ein paar Leute waren an Verbrennungen dritten Grades gestorben, weil die dekorative »Holzbalken«-Decke auf sie gefallen war. Das alles war einfach zu schnell abgelaufen, als dass sie den Raum hätten verlassen können.
Die übrigen Todesfälle waren einer Fettexplosion im Küchenbereich zuzuschreiben. Infolge der Hitze hatten sich in Jahrzehnten angesammelte Rückstände im Abzugssystem entzündet, und dadurch hatte sich der Brand ausweiten können. Unzureichend – oder auch gar nicht – gewartete Brandschutzsysteme hatten versagt, und die Flammen hatten sich über fünf Häuserblocks ausbreiten können, ehe sie die freiwillige Feuerwehr der SubUrb unter Kontrolle bekam. Dass das Feuer auch ein Drogenlabor erfasst hatte, das offenbar in recht großem Umfang tätig war, war für die Brandbekämpfung nicht gerade förderlich gewesen. Die Urbies kochten sich ihren Stoff noch auf die altmodische Tour.
Nachdem er die »Fakten« des Kollateralschadens aus all dem Nachrichten-Hype herausdestilliert hatte, hatte er eine knappe, dafür aber klare Darstellung des Einsatzes selbst erhalten. Bryan Wilson von der Einsatzleitung hatte ihm sowohl den Plan geschildert, als ihm auch einen Abriss der Anschlussbesprechungen vorgetragen. In Papas derzeitiger Rolle als Feldagent war Bryan sein Vorgesetzter. Als O’Neal
hatte Papa freilich seinen Hut als Clanoberhaupt getragen, und damit bekleidete er in formaler Hinsicht eine Position, die der des Indowy Aelool gleichberechtigt war.
Nachdem er die konkreten Informationen bekommen hatte, hatte er geduldig zugehört, wie sich Aelool eine ganze Weile aufregte und O’Reilly ihn eine ebenso lange Zeit diplomatisch zu besänftigen versuchte, wobei beide denselben Fehler machten. Er wechselte Blicke mit Bryan und ließ ihn ohne Worte wissen, dass er diesen Fehler nicht machen würde. Keinen Augenblick. Er wartete nur, bis die beiden endlich still waren.
Schließlich gingen ihnen die Worte aus, und sie sahen ihn an, als ob ihnen erst jetzt klar geworden wäre, dass er die ganze Zeit kein Wort gesagt hatte.
»Ihr habt beide etwas vergessen. Menschen sind keine Kartoffeln«, erklärte Papa O’Neal, Vietnam- und Bane-Sidhe-Veteran.
»Kartoffeln?« Aelool sah ihn völlig verblüfft an.
»Kartoffeln kauft und verkauft man pfundweise. Mehr Kartoffeln sind mehr wert, weniger Kartoffeln weniger. Menschen sind keine Ware, die man zahlenmäßig aufrechnet.« Er hob beide Hände und hinderte Aelool und O’Reilly daran, etwas zu erwidern. »Jetzt bin ich an der Reihe.«
Er sah die beiden an und seufzte, was eher wie ein Räuspern klang, und spuckte dann seinen Tabak in den Becher, um sprechen zu können, ohne das Gesicht dabei zu verziehen. Wie es schien, hörten einem die Menschen dann besser zu.
»Ich werde das nicht erklären; die Erklärung ist nicht relevant. Ihr könnt das ja in den Berichten nachlesen.« Sein Blick machte beiden Führungspersönlichkeiten klar, dass er immer noch das Wort hatte. Bryan gefiel es gar nicht, dass er so schnell zur Sache kam. Das würde jetzt unangenehm werden.
»Die relevanten Fakten kurz zusammengefasst: Ein Mann, der Angehörige unserer Männer auf schreckliche Weise massakriert
und sie als Ziel ausgesucht hat, weil sie Angehörige unserer Männer waren, hat in jener SubUrb gelebt. Wir haben ein Team ausgesandt, um ihn zu erledigen. Die haben ihn erledigt. Wir hatten einen Ausschleusungsplan,
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