Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
gegenüberliegende Seite nicht sehen. Das allein war für ihn schon Anlass genug, anzuhalten; er war einmal, weil man es ihm ausdrücklich befohlen hatte, ohne hinreichende Feinderkundung vorgerückt und hatte deshalb Tausende verloren. Nie wieder. Für politische Albernheiten und Unrecht ist schon genug Blut meiner Männer geflossen.
Und deshalb rückte er nicht etwa blindlings über den asphaltierten Buckel der Brücke vor und auf der anderen Seite wieder hinunter, sondern wies eine Kompanie seiner Panzergrenadiere an, nach Norden vorzurücken und sich das gegenüberliegende Ufer anzusehen. Was sie ihm meldeten,
half ihm, sich ein Bild, sogar ein erstaunlich genaues Bild dessen zu machen, was ihn auf der anderen Seite erwartete.
Die Brücke ist mit Fahrzeugen abgeriegelt. Das wäre höchstwahrscheinlich nicht so, wenn die Männer, die die Blockade aufgebaut hatten, noch dort wären. Was würden sie haben? Und wer konnten diese Männer sein? Militärpolizei? Zivile Polizei? Vielleicht beides. Panzer? Nein, die sind alle im Westen und beobachten die Posleen. Panzerabwehrwaffen? Möglich, sogar wahrscheinlich, dort in den Gebäuden auf der anderen Seite. Vielleicht nicht viele davon, aber … nein, direkt über die Brücke vorzurücken bringt nichts.
In einer Sache hatte er bis jetzt noch nicht die Zeit gehabt, seine Leute auszubilden: Einsätze zu Wasser, mit ihren Russki-BMPs, den Boyevaya Mashina Pekhoty genannten russischen Amphibienpanzern. In Anbetracht der Besonderheiten des Posleenkrieges und der Schwachstellen der Posleen selbst, hatte er sich auch nie darüber den Kopf zerbrochen, seine Leute im Ausschwärmen gegen indirektes Feuer – aus Artillerie und Mörsern – auszubilden.
Er drehte sich zu Hector Miranda um und befahl: »Kommen Sie zurück und lassen Sie die Männer ausschwärmen. Verteilen Sie die LKWs beiderseits der Straße. Auf Cortez kann ja der Fahrer eine Weile aufpassen.«
Miranda salutierte und stieg aus dem Hummer, während der Fahrer seinen Karabiner nahm und ihn grinsend Cortez unter das Kinn rammte. Kurz darauf wurde das Dröhnen der Diesel hinter Suarez lauter, als die Trucks ihre Motoren aufheulen ließen, um durch die Gräben beiderseits der Straße zu kommen.
Suarez nahm sein Funkmikrofon und rief den Kompaniechef, Captain Perez, A-Kompanie, der zum Auskundschaften der Brücke nach rechts vorgerückt war. »Perez, glauben Sie, Ihre BMPs schaffen es über den Fluss auf die andere Seite?«, fragte er.
»Die Dinger werden von Wasserdüsen angetrieben, Boss«, antwortete der Captain. »Das erfordert keine regelrechte
Vorbereitung. Und man fährt sie im Grunde genauso. Aber … Feinsteuerung? Eine geeignete Stelle für die Ankunft aussuchen? Ehrlich gesagt hätten wir da nicht die leiseste Ahnung. Und wenn wir bei der Flussüberquerung Artilleriebeschuss kriegen …«
Suarez nahm sich die Zeit, kurz nachzudenken, obwohl die Zeit drängte, ehe er seine Befehle erteilte. Schwierig, schwierig. Ich weiß nicht einmal, ob die armen Teufel es schaffen, wieder aus dem Wasser rauszukommen, sobald ich sie hineinschicke. Ich weiß nicht …
Jetzt war der Chef der C-Kompanie, First Lieutenant Arias, über Funk zu vernehmen. »Es gibt einen Jachtklub im alten Fort Amador, Sir. Und wo es einen Jachtklub gibt, gibt es wahrscheinlich auch eine Bootsrampe. Und wenn es eine Bootsrampe gibt …«
Yeah, jetzt fällt es mir ein. Scheiße, warum habe ich nicht gleich daran gedacht. Verdammt, ich hab den Klub sogar gesehen .
»Tun Sie es, Arias. Fluss überqueren«, befahl Suarez. »Perez, und Sie gehen auch ins Wasser. Fahren Sie etwa zwei Drittel der Strecke hinüber und dann biegen Sie nach rechts ab und folgen Sie Arias. Und dann säubern Sie die andere Seite der Brücke.«
»Roger, Sir … Roger.«
Raul Mercedes verspürte einen kurzzeitigen Anflug von Hoffnung, als ihm seine Beobachter meldeten, dass die feindlichen Streitkräfte – schwierig, sich die eigenen Landsleute als Feind vorzustellen – auf der anderen Seite der Brücke Halt gemacht hatten. Seine Hoffnung steigerte sich noch, als dieselben Beobachter meldeten, dass »der Feind« offenbar dabei war, Männer und Trucks hinter den Bäumen beiderseits der Panamericana zu verteilen. Da Raul weder über Artillerie noch über Mörser verfügte, wenn er auch nicht wusste, dass sein Feind das nicht wusste, schloss er daraus, dass man nicht vorhatte, seine Straßensperre im Sturm zu nehmen. Raul sollte das recht sein.
Aber um seine
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