Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
Hoffnung war es gleich wieder geschehen, als Raul gemeldet wurde, dass die feindlichen Panzer beiderseits der Brücke ins Wasser fuhren. Er rannte zur Straßensperre und blickte zuerst nach rechts, dann nach links über die Ränder der Brücke. Tatsächlich arbeiteten sich dort in der an drei Seiten vom Kanal, der Stadt und der Halbinsel im Westen eingeschlossenen öligen Brühe zwei Schwärme – er wusste nicht, wie er sie sonst nennen sollte, da sie ja keine erkennbare Formation eingenommen hatten – aus jeweils einem Dutzend oder mehr Panzerfahrzeugen auf ihn und seine Männer zu. Wenn sie die Landung schafften – und da er die Gegend nicht erkundet hatte, wusste Raul nicht, ob sie dazu imstande sein würden oder nicht -, würden sie seine Flanken aufrollen wie Zeitungspapier und dann die Brückenseite räumen, die er verteidigen sollte.
Ein ausgebildeter Offizier hätte sich vielleicht an die alte Weisheit erinnert: Wer alles verteidigen möchte, verteidigt gar nichts. Aber Raul war kein ausgebildeter Offizier. Statt also seine Truppen zu konzentrieren, teilte er seine Reserve in zwei Gruppen auf und verstärkte beide Sektionen mit Männern, die er von seiner Straßensperre abzog, und dünnte damit die dortige Front aus. Diese beiden Gruppen eilten südwärts nach Fort Amador, das offenbar das Ziel der einen Gruppe von Panzerfahrzeugen war, und nach Nordosten, wo, wie es Raul schien, das Ziel der anderen Panzergruppe lag. Einige fuhren in Polizeifahrzeugen mit heulenden Sirenen, andere in den LKWs, die sie zur Brücke gebracht hatten. Wann sie an den mutmaßlichen Landestellen angekommen waren, konnte er aus dem Verstummen der Sirenen schließen.
Bald spritzten überall kleine Geysire rings um die näher rückenden Panzer auf, als die ersten Kugeln das Wasser trafen. Die Fahrzeugkommandanten duckten sich und schlossen ihre Luken, bis nur noch ihre Augen nach draußen sehen konnten.
Für Suarez, der das Geschehen am Westufer der Brücke hinter eine Gruppe von Büschen geduckt durch einen Feldstecher
beobachtete, sah es aus wie heftiger Regen, der auf einen ruhigen See niedergeht. Man hätte auch an Hagel denken können, nur dass Hagel in Panama eine Rarität war. Er sah zu, wie die Panzerkommandanten sich unter ihre Turmdeckel zurückzogen, und fragte sich in abstrakter Besorgnis, welchen Einfluss das wohl auf ihre Chancen haben würde, Uferpartien zu finden, an denen sie das Wasser verlassen konnten. Zustattenkommen würde ihnen die Sichtbehinderung jedenfalls nicht gerade.
Von seinem Aussichtspunkt konnte Suarez die Stelle bei Amador ausmachen, wo er die Bootsrampe vermutete. Vor Perez’ Leuten konnte er nichts Vielversprechendes erkennen, was aber nichts ausmachte, da er ja vorhatte, Perez als eine zweite Welle an der Bootsrampe von Amador einzusetzen.
Über das Wasser und davon verstärkt hallte der von den Maschinengewehren der BMPs erzeugte Lärm herüber. Suarez konnte das Mündungsfeuer nicht sehen, da die Waffen ja nach drüben gerichtet waren. Was er hingegen sehen konnte, war das rings um die Panzer aufspritzende Wasser, was ihn an einen Wolkenbruch denken ließ.
Gut … gut. Aber fahr nicht weiter, Perez, so gut es auch aussehen mag. Biege nach rechts ab auf die Rampe zu und raus aus dem Wasser.
Suarez griff nach dem Mikro seines Funkgeräts und drückte den Schalter. Er wollte gerade den Befehl erteilen, als er sah, wie die BMPs der A-Kompanie plötzlich nach rechts abschwenkten. Dabei drehten ihre Türme nach links, immer noch dem feindlichen Ufer zugewandt, und schossen aus ihren Maschinengewehren Sperrfeuer.
Suarez hatte eine Batterie 120-mm-Sturmgeschütze mitgebracht und natürlich auch die schweren Mörser des Bataillons. Die hatte er, wie es die Doktrin vorsah, sofort in Stellung gebracht, als die ersten Anzeichen darauf hindeuteten, dass sie längere Zeit würden anhalten müssen. Er hatte sie bis jetzt in Reserve gehalten, ausgehend von der Theorie, dass sie sich als kritisch erweisen würden, falls sich herausstellte,
dass sein gegenwärtiger Feind tatsächlich über eigene Artillerie oder Mörser verfügte. Bis jetzt hatte es durchaus Sinn gemacht, sie nicht einzusetzen, aber …
Zur Hölle damit. Wenn sie Mörser oder Artillerie gehabt hätten, dann hätten sie sie bereits gegen die Soldaten hinter mir eingesetzt oder gegen die Panzer, die im Wasser zu ihnen unterwegs sind. Trotzdem, man kann nie wissen. Ich werde die Artillerie versteckt lassen und die Landung nur mit den
Weitere Kostenlose Bücher