Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
gefrorene Fahne Chiles – ein quadratisches blaues Feld mit einem einzelnen weißen Stern in einer Ecke, daneben einem weißen Streifen über einem roten Feld in der unteren Hälfte der Fahne – flatterte steif in der Brise.
Um die Fahne verteilt, die Waffen immer noch schussbereit in der Hand, lagen neunzehn oder zwanzig chilenische Gebirgsinfanteristen steif gefroren im Schnee. Lindemann sah sich um. Ohne den holografischen Schnee, den die Anzüge
vorher projiziert hatten, konnte man leicht die Hunderte und Aberhunderte gefrorener Körper, Aliens wie Menschen, sehen, die die Landschaft übersäten.
»Wie viele?«, fragte Lindemann, obwohl er sich gar nicht sicher war, ob er es wirklich wissen wollte.
Für Lindemann unsichtbar, leckte sich Connors in seinem Anzug die Lippen, ehe er antwortete. Er hätte den Helm abnehmen können, aber sein Gesicht war feucht. Er wollte nicht nur, dass das niemand sah, er wollte auch nicht, dass ihm die Tränen festfroren.
»Als wir die letzten Posleen erledigt haben, waren noch dreihundertzweiundzwanzig am Leben«, antwortete er. »Eine ganze Menge von ihnen war bereits verwundet. Wir haben getan, was wir konnten. Aber es war nicht genug. Das Regiment, das hier war, hat noch … AID, wie viele?«
»Von den chilenischen Soldaten sind noch einhundertfünf am Leben, Captain.«
»Einhundertfünf, Sir. Das ist alles. Es tut mir leid, Sir.«
Lindemann sagte nichts, sein Blick wanderte im Kreis, suchte den Christus der Anden, eine weltberühmte Kolossalstatue. Er fand sie nicht. Ob sie dem Feuer der Posleen oder dem der Menschen zum Opfer gefallen war, war eigentlich ohne Belang, fand er. Die Tage, in denen man dem Feind die andere Wange hinhielt, waren ohnehin vorbei.
»Wir ziehen morgen ab«, erklärte Connors. »Zurück zu dem U-Boot, das uns hierher gebracht hat, und dann zurück nach Panama. Ich bezweifle, dass wir wiederkommen werden.«
»Was ist mit den anderen Posleen?«, fragte Lindemann. »Diejenigen, die diesen hier folgen?«
»Steif gefroren«, antwortete Connors. »Ich habe eine Patrouille vorgeschickt, und man hat mir gemeldet, dass über dreißig Kilometer weit verteilt Tausende von den Gäulen … es könnten bis zu fünfzigtausend sein, gefroren da stehen.
Ich habe meine Männer beauftragt, ein paar Befestigungen für ihre Leute aus dem Felsgestein zu sprengen«, schloss Connors. »Mehr kann ich nicht tun.«
POSLEEN-INTERMEZZO
Chile war nicht gerade das, was der Großteil der Posleen als ideale Immobilie bezeichnen würde. Schmal, vom Meer und den Bergen begrenzt, würden den Posleenclan, der das Land schließlich in seinen Besitz brachte – vorausgesetzt, einer tat das, und die Chancen dafür waren nicht sehr hoch -, natürliche Grenzen daran hindern, gegen andere Clans zu expandieren, nachdem die örtlichen Thresh ausgelöscht waren.
Andererseits war dieses Stück Boden für einige niedrigere Clans ideal. Wenn sie nicht leicht expandieren konnten, dann konnten auch andere Clans nicht leicht gegen sie expandieren. Tatsächlich gab es im »Wirtschaftssystem« der Posleen zahlreiche Clans, die sich für diese Strategie entschieden hatten. Sie wurden zwar innerhalb des Posleen-Systems nie dominant und auch nur selten besonders wohlhabend, andererseits konnten sie sich halten, während die Welten rings um sie während des Orna’adar in Stücke gingen. Sie überlebten dann mehr oder weniger intakt, wenn auch weder wohlhabender noch ärmer als bei ihrer ursprünglichen Landung.
Für Binastarions Clan hatte das beiderseits vom Meer begrenzte Panama einen ähnlichen Reiz. Der Clan konnte sich dort hinter schwer passierbarem Dschungel im Osten und einer schmalen Grenze im Westen ansiedeln, Nahrung züchten, leben und sich verteidigen, wenn, wie es zu gegebener Zeit mit Sicherheit geschehen würde, der Bevölkerungsdruck Krieg zwischen den Clans auslöste, was schließlich zu einem Holocaust ausartete, der mit Atom- und Antimateriewaffen ausgefochten wurde
Außerdem bot Panama noch einen ganz besonderen Reiz. Vom Kommandodeck seines Lamprey aus beobachtete Binastarion auf seinem Bildschirm, dass die Taille des Landes nicht nur außergewöhnlich schmal war, sondern genau in der Mitte eine größere Wasserfläche besaß. Und was noch besser war: Die Wasserfläche, die sein Bildschirm »Lago Gatún«
nannte, flankierten ihrerseits mit Brücken bestückte, ansonsten aber unpassierbare Kanäle.
Das bedeutete, dass Binastarions Clan, wenn der Orna’adar und damit
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