Invasion (Orion 07)
Gesicht. Die grauen Augen des Mannes erwiderten ihren Blick ohne jede Regung; es war, als stehe die Persönlichkeit des Mannes neben der Szene und sehe zu.
»Oberst Villa«, begann Tamara langsam, »ich glaube, ich muß mich entschuldigen. Ich habe meine Befugnisse überschritten.«
Villa lächelte kühl.
»Aber keineswegs, Leutnant Jagellovsk! Ich bin Ihnen sogar dankbar!«
»Ich kann nicht verstehen ...«
»Sie haben völlig nach meinem Interesse und meinen Plänen gehandelt. Es zahlt sich aus, wenn man die Gedanken seiner Untergebenen kennt und richtig einschätzt.«
Tamara verstand Villa nicht mehr.
Er reagierte vollkommen untypisch. Es war klar, daß sie etwas getan hatte, was sie nicht hätte unternehmen dürfen. Sie machte sich auf Vorwürfe und eine scharfe Rüge gefaßt, erhielt aber die Versicherung, sie habe völlig richtig gehandelt.
Sie schwieg und hörte zu.
»Oder nehmen Sie wirklich an, Sie hätten hier eindringen können, wenn ich es nicht gewollt hätte?«
»Es war«, entschuldigte sich Tamara abermals, »wie soll ich es sagen – reine Neugierde.«
Villa nickte grimmig.
»Sicher. McLanes Neugierde«, sagte er sarkastisch.
»McLane hat damit überhaupt nichts zu tun«, sagte Tamara schwach.
»Erzählen Sie mir doch keinen Unsinn! McLane hat Sie angestiftet, hier herumzuschnüffeln. Und ich habe es zugelassen, weil ich wissen wollte, was McLane wissen will.«
»Oberst, ich versichere Ihnen ...«
Villa schnitt ihr mit einer schroffen Handbewegung das Wort ab.
»McLane ist ein schlauer Kopf. Er ist genau auf der richtigen Spur, aber ich werde ihn überlisten. Schließlich betreibe ich mein Gewerbe schon etwas zu lange.«
Er lächelte Tamara wohlwollend zu, dann sagte er eiskalt:
»Abführen!«
Die beiden Beamten, die dem Dialog stumm zugehört hatten, ergriffen Tamaras Arme und brachten sie weg.
Hinter ihnen und Villa schloß sich lautlos die Panzertür.
*
McLane hatte hin und wieder das Gefühl, als ob die halbe Welt aus Büros bestehen würde. Und zwar aus solchen die in der Hauptsache mit einem riesigen Schreibtisch ausgerüstet waren, hinter dem jeweils der Mann saß, von dem er, Cliff McLane, etwas wollte. Und vor diesem jeweiligen Schreibtisch stand, saß oder wartete dann McLane.
Diesmal war es weder Wamsler noch Villa.
Professor Sherkoff.
McLane kannte den Mann natürlich, aus diesem Grund war sein Vordringen schneller gegangen, aus diesem Grund konnte er hier etwas freier reden.
Als er geendet hatte, sagte Sherkoff ruhig:
»Ich weiß noch immer nicht, worauf Sie hinauswollen, Commander McLane!«
Cliff lachte auf; kurz und sarkastisch.
»Das weiß ich ja selbst noch nicht, Professor. Ich frage rein theoretisch: Halten Sie es für möglich, daß ein Mensch, dem wir alle bis jetzt uneingeschränkt vertrauen konnten und auch vertraut haben, von einer anderen Macht – wie soll ich das exakt ausdrücken? – beeinflußt werden kann?«
Zurückhaltend fragte Sherkoff:
»Sie meinen, etwa durch Hypnose oder Telenose?«
Cliff setzte sich in dem federnden Sessel etwas bequemer hin und schüttelte den Kopf.
»Nein!« sagte er.
»Was dann?«
»Es muß etwas anderes sein als die telenotische Beeinflussung, die wir ja miterlebt haben. Der Mensch bleibt nach außen völlig unverändert, aber innerlich, in seiner gesamten Persönlichkeitsstruktur, wird er ein anderer.«
»Also eine neue Persönlichkeit?«
»Etwa. Sein Denken und Fühlen, sein Wollen und seine Überlegungen werden in den Zielvorstellungen verändert. Er wird zu einem Feind. Nicht nur unter dem augenblicklichen Einfluß von Telenosestrahlen, sondern grundsätzlich und allgemein, also umfassend.«
Sherkoff überlegte, dann sagte er langsam:
»Um einen Menschen in der Art zu verändern, wie Sie es eben andeuteten, müßte man sein Hirn und demnach seinen Verstand sozusagen umprogrammieren. Wenn ich es sehr populär ausdrücken soll.
Das ist, selbst wenn es uns gelänge, ein unendlich komplizierter Prozeß. Er kann Monate oder Jahre dauern. Vermutlich Jahre!«
»Sie sprechen von den Möglichkeiten der heutigen Neurochirurgie oder der Psychokinetik.«
Sherkoff nickte.
»Von nichts anderem kann ich sprechen, weil ich nichts anderes kenne.«
»Ist es vorstellbar«, fragte Cliff beklommen, »daß andere Lebewesen über jene Menge technischen Wissens verfügen, um Menschen verändern zu können?«
Sherkoff erhob sich halb aus dem Sessel und fiel wieder zurück.
»Wen meinen Sie damit? Die
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