Invasion (Orion 07)
Fremden?«
Cliff begann sich unbehaglich zu fühlen unter dem scharfen Blick des Wissenschaftlers.
»Wir kennen nur sie«, erwiderte er. »Wenn man unsere spärlichen Erfahrungen ›kennen‹ nennen darf. Ist es grundsätzlich möglich, daß sie einen solchen Umformungsprozeß schneller zustande bringen als wir – wesentlich schneller?«
Sherkoff blieb skeptisch.
»Um das zu bewerkstelligen, müßten sie natürlich zuerst einmal einen Menschen in ihrer Gewalt haben. Bis heute ist kein Fall bekannt, der darauf schießen ließ, daß ihnen ein Mensch als Versuchsobjekt gedient hat.«
McLane dachte an einige ungeklärte Vorfälle und sagte:
»Das haben die Extraterrestrier aber immer wieder versucht. Vielleicht hat ein Versuch, von dem wir keine Ahnung haben, geklappt?
Damals auf MZ 4, dann diese Sache mit den Telenosestrahlen – denken Sie an meinen Schiffsingenieur und an den Sicherheitsleutnant ... und jetzt: Professor, ich weiß inzwischen nicht mehr, ob ich nicht selbst von einem krankhaften Mißtrauen befallen bin.«
»Berichten Sie!« ermunterte ihn Sherkoff. »Es bleibt unter uns.«
Cliff begann mit seinem Armfunkgerät zu spielen und sagte langsam, fast stockend:
»Ich komme von folgenden Gedanken nicht mehr los:
Die TAU mit Villa und seinem gesamten Stab, oder zumindest seinen engsten Mitarbeitern gerät in eine Katastrophe, die Villa selbst als schwer bezeichnet und es nachher bestreitet. Aus ihr gäbe es eigentlich kein Entrinnen, wenn mich fast zwanzig Jahre Praxis nicht täuschen.
Wunderbarerweise überlebt ausgerechnet Villa mit seinen Leuten. Und er kommt nach einigen Tagen, über deren Verlauf er keinen Aufschluß geben kann und will, wieder zurück und will uns erzählen, daß die Katastrophe ein harmloser Lichtsturm gewesen sei, den jedes Beiboot abreiten konnte. Die TAU hätte ohne weiteres widerstehen können.«
»Ja«, sagte Sherkoff, »und wie geht es weiter?«
»Ich habe die letzte Phase der Katastrophe über Hyperraumfunk mitgehört«, erklärte McLane finster. »Es waren zweifellos künstlich erzeugte und schnell wechselnde gravitationelle Felder, wie sie bis heute nur die Fremden erzeugen können. Villa versuchte, mit seinen Leuten zusammen nach Gordon durchzukommen.«
»Ich sehe noch immer nichts Außergewöhnliches«, bemerkte Sherkoff.
»Und gerade dies macht mich stutzig. Jede LANCET wäre in diesem Inferno wie eine Seifenblase zerplatzt.«
»Sie glauben also ...«, begann Sherkoff und runzelte die Brauen.
»Ja, ich glaube ... sie haben die Energiefelder abgebaut, sobald die LANCETS unterwegs waren. Sie wollten Villa nicht vernichten, sondern sie wollten ihn lebend. Ihn und seinen Stab. Diese Männer können bei uns und erst recht bei Wesen, die die Erde nicht richtig kennen, als Schlüsselfiguren dienen.«
Sherkoff legte beide Hände flach auf den Tisch und beugte sich vor. In beschwörendem Ton sagte er halblaut:
»McLane! Das kann nicht sein!«
»Warum nicht?« fragte Cliff erstaunt.
»Die Fremden hätten ja vorher wissen müssen, daß Villa an Bord der TAU ist.«
Cliff bemühte sich, seinem Lächeln etwas Überlegenes zu geben.
»Sie können ihn auf zahlreiche Arten in den Raumkubus Drei/Ost 203 gelockt haben. Durch verstümmelte Funkzeichen etwa, die ihn neugierig gemacht haben oder durch eine ganze Menge anderer Dinge.
Ich hoffe, ich erfahre bald etwas über den Sinn und Zweck des TAU-Einsatzes. Ich habe da meine Quellen.«
Er dachte an Tamara und hoffte, sie würde mit ihren Fragen und mit der Suche nach Informationen etwas Glück haben.
Sherkoff lächelte flüchtig.
»Ich glaube, ich kenne Sie, Cliff McLane. Aber Sie haben bei allem etwas außer acht gelassen.«
»Was, Professor?«
»Wenn an dem Alptraum, den Sie gerade träumen, etwas Wahres ist, dann müßten auf Gordon die Extraterrestrier sitzen. In der dritten Entfernungszone, Cliff!«
»Das ist die geringste Schwierigkeit. Sie saßen einmal auf MZ 4 und sie brachten es fertig, einen brennenden Planeten in die Nullzone, also in die engste Umgebung der Erde zu lenken. Vergaßen Sie das? Und alles das kam nur durch unglaubwürdige Zufälle ans Licht.«
Wohin Cliff auch blickte, wo immer er sich vorstellte und auf Hilfe hoffte, traf er auf übergroße Skepsis und auf einen vollkommenen Mangel an Phantasie. Er hatte gehofft, bei Professor Sherkoff auf weniger Ablehnung zu stoßen, aber auch hier schien er sich geirrt zu haben.
Verzweifelt suchte er nach einem Argument, das Sherkoff nachdenklich
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