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Inversionen

Inversionen

Titel: Inversionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Palastkonkubine Yalde brachte Früchte und Wein ins Bad, wo YetAmidous, RuLeuin und ZeSpiole im milchigen Wasser schwammen. Terim und Herae, ebenfalls Konkubinen in Yaldes Rang, saßen nackt am Rand des Beckens; Terim ließ die langen Beine im Wasser baumeln, während Herae ihr langes schwarzes Haar bürstete.
    Yalde stellte das Tablett mit der Fruchtschale und dem Weinkrug in der Nähe von YetAmidous’ Ellbogen ab, dann trat sie aus dem losen Gewand, das sie sich für den Gang in die Bedienstetenräume übergestreift hatte, und ließ sich ins Wasser gleiten. Die Augen der anderen beiden Männer verfolgten ihre Bewegungen, doch sie schenkte ihnen keine Beachtung. Sie schwamm zu YetAmidous und schenkte ihm Wein ein.
    »Also könnte es sein, daß unsere kurze Periode der Macht sich einem unerwartet frühen Ende zuneigt«, sagte ZeSpiole. Er hob eine Hand aus dem Wasser und streichelte die hellbraune Wade von Terims Bein. Sie blickte zu ihm hinab und lächelte ihn an, obwohl er das nicht sah. Sowohl Terim als auch Herae stammten aus Ungrianien und sprachen nur ihre Muttersprache sowie Imperialisch. Die Männer unterhielten sich auf tassasenisch.
    »Das ist vielleicht gar nicht so schlecht«, sagte RuLeuin. »Der Protektor hat BiLeth angewiesen, mir während seiner Abwesenheit Bericht zu erstatten, und ich bin es allmählich leid, diesem Idioten zuzuhören, während er sich in diplomatischen Nettigkeiten verströmt. Ein Teil von mir hofft, daß UrLeyn zurückkommt.«
    »Meint Ihr, er wird zurückkommen?« fragte YetAmidous, und sein Blick wanderte von RuLeuin zu ZeSpiole. Er nahm einen Weinkelch von Yalde entgegen und stürzte den Inhalt hinab, wobei er etwas davon in das trübe Wasser um seine breite Brust herum verkleckerte.
    »Ich fürchte, das wird er tun«, sagte ZeSpiole.
    »Ihr fürchtet?« sagte RuLeuin. »Aber…«
    »Oh, nicht weil ich so sehr an dem gegenwärtigen Drittel des Schattens seiner Macht hänge«, sagte ZeSpiole. »Sondern weil ich glaube, daß es für Tassasen falsch wäre, wenn er es täte.«
    »Die Streitkräfte werden ohne ihn weiterziehen, die meisten jedenfalls, nicht wahr?« sagte RuLeuin.
    »Es wäre besser, wenn er einige davon mit zurückbringen würde«, erklärte YetAmidous dem Wachkommandanten. »Wir mögen zu dritt sein, um seine Autorität unter uns aufzuteilen, aber die Truppen, die unserem Befehl unterstehen, sind äußerst rar, und wenn alle schönen Worte zu Ende sind, dann sind es die Soldaten und Schwerter, die die Macht ausmachen. Ich habe kaum genügend Männer, um die Stadtmauern belebt aussehen zu lassen.«
    »Der Protektor hat stets gesagt, daß eine Bevölkerung, die im großen und ganzen mit der Art, wie sie regiert wird, einverstanden ist – und mit den Regierenden –, wenige Ordnungshüter und überhaupt keine Streitkräfte braucht«, sagte ZeSpiole.
    »Das ist leicht gesprochen, wenn man mehrere Kasernen voll von Soldaten hat, die alle mit einem übereinstimmen«, sagte YetAmidous. »Aber Ihr werdet beobachten, daß wir es sind, denen das Vorrecht gewährt wird, die Theorie unseres Herrn in dieser Hinsicht auf die Probe zu stellen, nicht er.«
    »Oh, das Volk ist ausreichend zufrieden«, sagte ZeSpiole. »Wenigstens im Augenblick.«
    RuLeuin sah ihn an. »Dann sind Eure Spione also davon überzeugt?«
    »Man setzt keine Spione auf das eigene Volk an«, wies ZeSpiole ihn zurecht. »Man verfügt vielmehr über Verbindungswege, die zum gewöhnlichen Menschen führen. Meine Wachleute mischen sich unter alle Arten. Sie teilen deren Häuser, deren Straßen, deren Wirtshäuser, deren Ansichten.«
    »Und sie vernehmen keinerlei Murren?« fragte YetAmidous skeptisch, wobei er Yalde sein Weinglas zum Nachschenken hinschob.
    »Oh, sie vernehmen ständig allerlei Murren. An dem Tag, an dem sie aufhören, Murren zu hören, wird ein Aufstand in der Luft liegen, dessen bin ich sicher. Doch die Leute murren über irgendwelche Steuern oder über dies und das, oder darüber, daß sich der Protektor einen so großen Harem hält, während so mancher ehrlich arbeitende Bursche nicht einmal eine einzige Frau findet, oder sie murren über das luxuriöse Leben, das einige der Generäle des Großädils führen«, erklärte ZeSpiole, wobei er mit einem breiten Lächeln ein Stück Frucht von Terim entgegennahm.
    RuLeuin lächelte ebenfalls.
    YetAmidous trank gierig. »Wir können uns demnach also getrost in der Sicherheit wiegen, daß uns von der allgemeinen Bevölkerung keine unmittelbare

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