Inversionen
ihn zu der Versammlung eingeladen. »Wenn wir zu viele Soldaten einsetzen, um die Barone zu bestrafen, könnte das vielleicht als Ermutigung für andere aufgefaßt werden, ihnen nachzueifern, indem wir unsere Provinzen ohne Führung lassen.«
»Wenn wir die Barone streng genug bestrafen«, sagte UrLeyn, »gelingt es uns vielleicht, diese ›anderen‹ von der Narretei eines solchen Unterfangens zu überzeugen.«
»Gewiß, Herr«, pflichtete der Provinzkommandeur bei. »Aber zunächst müssen wir das durchführen, und dann müssen sie es erfahren.«
»Sie werden es erfahren«, sagte UrLeyn düster. »Ich habe jede Geduld mit diesem Krieg verloren. Ich gebe mich mit nichts anderem als nur mit dem uneingeschränkten Sieg zufrieden. Wir werden uns auf keine weiteren Verhandlungen einlassen. Ich werde Simalg und Ralboute mitteilen lassen, daß sie alles in ihrer Macht Stehende tun müssen, um die Barone gefangenzunehmen, und wenn das geschieht, sollen sie sie wie gewöhnliche Diebe hierherschicken, allerdings besser bewacht. Man wird mit ihnen ohne jede Nachsicht verfahren.«
BiLeth sah bestürzt aus. UrLeyn entging es nicht. »Ja, BiLeth?« fauchte er ihn an.
Der Außenminister machte ein noch unbehaglicheres Gesicht. »Ich…«, setzte er an. »Ich, nun…«
»Was, Mann?« schrie UrLeyn. Der hochgewachsene Außenminister zuckte auf seinem Stuhl zusammen, sein langes, dünnes graues Haar ruckte kurz.
»Seid Ihr… Ist der Protektor ganz… es ist nur so, Herr…«
»Große Vorsehung, BiLeth!« brüllte UrLeyn. »Ihr wollt doch wohl nicht anderer Meinung sein als ich, oder? Habt Ihr vielleicht endlich einen Anflug von einem Rückgrat entwickelt? Woher, bei den Himmeln der Hölle, ist Euch das zugefallen?«
BiLeth wirkte grau. »Ich bitte den Protektor um Vergebung. Ich möchte ihn einfach bitten, eine derartige Behandlung der Barone noch einmal zu überdenken«, sagte er mit einem verzweifelten, angsterfüllten Ausdruck im schmalen Gesicht.
»Wie, zum Teufel, soll ich diese Schweinehunde behandeln?« fragte UrLeyn nun mit etwas gedämpfter Stimme, doch innerlich kochend vor Hohn. »Sie führen Krieg mit uns, sie halten uns zum Narren, sie machen Witwen aus unseren Frauen.« UrLeyn schlug mit der Faust auf den Tisch, so daß die Karte der Grenzlande im leichten Luftzug flappte. »Wie, im Namen aller alten Götter, soll ich diese Hundesöhne behandeln?«
BiLeth sah aus, als ob er im Begriff wäre zu weinen. Selbst DeWar empfand leichtes Mitleid mit ihm. »Aber, Herr«, sagte der Außenminister mit belegter Stimme, »einige der Barone sind mit der haspidianischen Königsfamilie verwandt. Der Umgang mit Adeligen unterliegt der diplomatischen Etikette, auch wenn sie Rebellen sind. Wenn wir auch nur einen einzigen von den anderen absondern können und ihn gut behandeln, können wir ihn vielleicht auf unsere Seite bringen. Soweit ich weiß…«
»Ihr wißt herzlich wenig, so scheint es, mein Herr«, ließ UrLeyn den anderen mit einer vor Verachtung triefenden Stimme wissen. BiLeth schien auf seinem Stuhl zu schrumpfen. »Ich will nichts mehr von Etikette hören«, sagte er und spuckte das Wort förmlich aus. »Es hat sich eindeutig herausgestellt, daß dieser Abschaum uns an der Nase herumgeführt hat«, erklärte UrLeyn BiLeth und den anderen. »Sie spielen die Verführerin, diese stolzen Barone. Sie kokettieren mit uns. Sie deuten an, sie könnten geneigt sein, sich uns zu unterwerfen, sofern wir sie ein kleines bißchen besser behandeln, daß sie uns gehören, wenn wir ihnen nur ein wenig mehr schmeicheln, wenn wir ihnen nur unsere Herzen und unsere Beutel öffnen, um ihnen ein paar mehr Geschenke zu bescheren, einige Unterpfande für unsere Wertschätzung, dann würden sie uns ihre Pforten öffnen, dann würden sie uns zusammen mit ihren weniger kooperativen Freunden helfen und all ihr bisheriger Widerstand würde sich als Scheingefechte entlarven, ein hübscher kleiner Kampf, den sie um ihrer jungfräulichen Ehre willen aufgeführt haben.« UrLeyn schlug erneut auf den Tisch. »Nein! Man hat uns zum letzten Mal an der Nase herumgeführt. Die nächste Führung wird von einem Strafvollstrecker durchgeführt, wenn er einen dieser stolzen Barone an Ketten hinter sich herzieht und ihn auf den öffentlichen Platz bringt, um ihn wie einen gewöhnlichen Mörder foltern zu lassen und ihn dann zu verbrennen. Wir werden ja sehen, wie der Rest von ihnen darauf reagiert.«
YetAmidous schlug mit der flachen Hand auf den
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