Inversionen
Tisch und erhob sich von seinem Stuhl. »Wohl gesprochen, Herr! Genau der richtige Geist!«
ZeSpiole beobachtete, wie BiLeth noch weiter auf seinem Stuhl schrumpfte, und wechselte Blicke mit RuLeuin, der die Augen senkte. ZeSpiole kräuselte die Lippen und betrachtete eingehend die Landkarte auf dem Tisch. Die anderen um den Tisch Versammelten – niedrigere Generäle, Ratgeber und Adjutanten – beschäftigten sich auf verschiedene andere Arten, doch keiner hatte den Blick direkt dem Protektor zugewandt oder widersprach ihm in irgendeiner Weise.
UrLeyn ließ den Blick mit einem Ausdruck spöttischer Ermahnung über ihre Gesichter schweifen. »Wie, gibt es hier niemanden, der die Seite meines Außenministers einnimmt?« fragte er und deutete auf die in sich zusammengesunkene Gestalt, die BiLeth war. »Sollte er bei seinem Feldzug einsam und ohne Unterstützung bleiben?«
Niemand erhob das Wort. »ZeSpiole?« sagte UrLeyn.
Der Wachkommandant blickte auf. »Herr?«
»Seid Ihr der Ansicht, daß ich recht habe? Sollte ich es ablehnen, weitere Vorstöße unserer rebellischen Barone hinzunehmen?«
ZeSpiole holte tief Luft. »Ich denke, wir könnten den Baronen gewinnbringend auf die Weise drohen, die ihr erwähnt habt, Herr.«
»Und, falls wir einen fangen, den Plan durchführen, ja?«
ZeSpiole musterte das große fächerförmige Fenster in der gegenüberliegenden Wand, wo Glas und Halbedelsteine im Sonnenlicht leuchteten. »Ich schätze die Aussicht, einen der Barone derartig gedemütigt zu sehen, Herr. Und wie Ihr sagt, es gibt genügend Witwen in dieser Stadt, die über seine Schreie ausreichend jubeln würden, um sie zu übertönen.«
»Dann seht Ihr also keine Unmäßigkeit in einem solchen Vorgehen, Herr?« fragte UrLeyn sachlich. »Kein übereiltes Handeln, keine unangemessene Grausamkeit, die auf uns zurückfallen könnte?«
»Das wäre vielleicht eine Möglichkeit«, sagte ZeSpiole mit einem Aufflackern von Unsicherheit.
»Eine ›Möglichkeit‹, ›vielleicht‹?« wiederholte UrLeyn in einem Ton, der den des Wachkommandanten nachahmte. »Aber wir müssen Besseres leisten als das, Kommandant. Es geht hier um eine wichtige Angelegenheit. Eine, die unserer ernsthaftesten Überlegung bedarf. Wir dürfen uns die Sache nicht leichtmachen, nicht wahr? Oder vielleicht stimmt das nicht. Vielleicht seid Ihr anderer Ansicht? Seid Ihr anderer Ansicht, Kommandant?«
»Ich stimme mit Euch darin überein, daß wir uns gut überlegen müssen, was wir tun, Herr«, sagte ZeSpiole, und seine Stimme und seine Haltung drückten Beflissenheit aus.
»Gut, Kommandant«, sagte UrLeyn, scheinbar mit tiefem Ernst. »Ich bin froh, daß wir den Ansatz einer Entscheidung aus Euch herausgezogen haben.« Er sah die anderen nacheinander an. »Gibt es noch irgendwelche andere Ansichten, die ich von einem von Euch hören sollte?« Überall im Tisch wurden Köpfe gesenkt.
DeWar war allmählich dankbar, daß der Protektor sich nicht umgewandt und ihn um seine Meinung gefragt hatte. Allerdings hatte er immer noch Angst, daß das geschehen könnte. Er hatte das Gefühl, daß nichts, was immer er auch sagen würde, dem General gefallen würde.
»Herr?« ergriff VilTere das Wort. Alle Augen wandten sich dem jungen Kommandeur aus der Provinz zu. DeWar hoffte, daß er nicht im Begriff war, etwas Dummes zu sagen.
UrLeyn sah ihn eindringlich an. »Was, mein Herr?«
»Herr, bedauerlicherweise war ich zur Zeit des Erbfolgekriegs noch zu jung, um Soldat zu sein, doch ich habe von so manchem Befehlsführer, dessen Meinung ich achte und der unter Euch gedient hat, gehört, daß sich Euer Urteil stets als sicher und Eure Entscheidungen als weitsichtig erwiesen haben. Sie erzählten mir, daß sie, selbst wenn sie Eure Erlasse anzweifelten, Euch vertraut haben, und daß dieses Vertrauen sich rechtfertigte. Sie wären nicht da, wo sie sind, und wir wären heute nicht hier« – an dieser Stelle sah der junge Kommandeur die anderen an –, »wenn es anders gewesen wäre.«
Die anderen Gesichter am Tisch forschten in UrLeyns nach einer Reaktion, bevor sie selbst reagierten.
UrLeyn nickte nachdenklich. »Vielleicht sollte ich es als schlechtes Zeichen werten«, sagte er, »daß es ausgerechnet unser jüngster und am kürzesten bei uns weilender Rekrut ist, der meine Fähigkeiten am höchsten einschätzt.«
DeWar glaubte, eine zaghafte Erleichterung um den Tisch herum zu spüren.
»Ich bin sicher, wir alle empfinden dasselbe, Herr«, sagte
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