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Inversionen

Inversionen

Titel: Inversionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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war, den der Protektor einschlagen wollte, wurden weitere Truppen erbeten. Es blieb zu hoffen, da diese Nachricht sich zweifellos mit neuen Soldaten, die bereits unterwegs waren, gekreuzt hatte, daß diese letzte Anforderung überholt war. Der Bericht war in einem verschlüsselten Brief überbracht worden, und offenbar gab es wenig darüber zu debattieren oder zu diskutieren, dennoch rief UrLeyn eine Versammlung des gesamten Kabinetts im Kartensaal zusammen. DeWar wurde es gestattet, dabeizusein, er erhielt jedoch Sprechverbot.
    »Vielleicht wäre es das beste, Ihr würdet Euch ausklinken, Bruder.«
    »Ausklinken? Was soll das heißen? Irgendeine erbauliche Reise unternehmen? Eine alte Tante auf dem Land besuchen? Was meinst du mit ›ausklinken‹?«
    »Ich meine, es wäre vielleicht das beste für Euch, wenn Ihr irgendwo anders wärt«, sagte RuLeuin stirnrunzelnd.
    »Das beste, Bruder«, sagte UrLeyn, »wäre, wenn mein Sohn schnell und vollkommen gesund würde, wenn der Krieg in Ladenscion unverzüglich mit einem uneingeschränkten Sieg enden und meine Ratgeber und Familienmitglieder aufhören würden, mir idiotische Vorschläge zu machen.«
    DeWar hoffte, RuLeuin würde die Verärgerung in der Stimme seines Bruders hören und den Wink verstehen, doch er fuhr fort. »Nun denn«, sagte er, »vielleicht hätte ich es so ausdrücken sollen: Es wäre möglicherweise besser, nach Ladenscion zu gehen, alle Verantwortung für die Befehligung des Krieges zu übernehmen und auf diese Weise in Eurem Geist weniger Raum zu lassen für die Sorgen, die die Krankheit Eures Sohnes Euch zwangsläufig bereiten müssen.«
    DeWar, der am Ende des Kartentisches gleich hinter UrLeyn saß, merkte, daß einige der anderen RuLeuin voller Mißbilligung und sogar leichter Verachtung ansahen.
    UrLeyn schüttelte ärgerlich den Kopf. »Große Vorsehung, Bruder, für wen hältst du mich? Wurde einer von uns beiden zu solchem Gefühlsmangel erzogen? Kannst du deine Gefühle einfach ausschalten? Ich kann es nicht, und ich würde jedem, der von sich behauptete, es zu können, mit tiefstem Mißtrauen begegnen. Das wäre kein Mensch, es wäre eine Maschine. Ein Tier. Vorsehung, sogar Tiere haben Gefühle!« UrLeyn ließ den Blick über die anderen am Tisch Versammelten schweifen, als ob er jeden herausfordern wollte, eine solche Kälte für sich selbst in Anspruch zu nehmen. »Ich kann den Jungen in seinem Zustand nicht einfach verlassen. Ich habe es versucht, wie du dich vielleicht erinnerst, und ich wurde zurückgerufen. Möchtest du, daß ich gehe und mir dann Tag und Nacht Sorgen seinetwegen mache? Würdest du mich nach Ladenscion schicken, während mein Herz hier weilt, sollte ich den Befehl übernehmen, ohne daß ich ihm meine ganze Aufmerksamkeit widmen könnte?«
    RuLeuin erkannte anscheinend endlich, daß es weiser war zu schweigen. Er preßte die Lippen aufeinander und betrachtete eingehend die Tischfläche vor sich.
    »Wir sind hier, um zu beraten, was wir gegen diesen verdammten Krieg tun können«, sagte UrLeyn und deutete auf die Karte mit den tassasanischen Grenzen, die in der Mitte des großen Tisches ausgebreitet lag. »Der Zustand meines Sohnes hält mich hier in Crough fest, aber davon abgesehen hat das keine Bedeutung für unsere Zusammenkunft. Ich wäre Euch dankbar, wenn dieses Thema nicht mehr zur Sprache käme.« Er sah RuLeuin an, der immer noch mit zusammengebissenen Lippen auf den Tisch starrte. »So, hat irgend jemand etwas vorzubringen, das sich tatsächlich als nützlich erweisen könnte?«
    »Was soll man da sagen, Herr?« sagte ZeSpiole. »Wir erfahren aus dem letzten Bericht nur wenig. Der Krieg geht weiter. Die Barone möchten das, was sie erlangt haben, behalten. Wir sind zu weit vom Geschehen entfernt, um Wesentliches beitragen zu können. Außer vielleicht, den Vorschlägen der Barone zuzustimmen.«
    »Das ist kaum hilfreicher«, beschied UrLeyn dem Wachkommandanten ungeduldig.
    »Wir könnten weitere Truppen hinschicken«, sagte YetAmidous. »Aber ich würde nicht dazu raten. Wir haben ohnehin schon kaum noch genügend hier, um die Hauptstadt zu verteidigen, und die anderen Provinzen sind bereits völlig entleert.«
    »Es stimmt, Herr«, bestätigte VilTere, ein junger Kommandeur aus der Provinz, der als Anführer einer mit leichten Kanonen ausgerüsteten Kompanie in die Hauptstadt berufen worden war. VilTeres Vater war während des Erbfolgekrieges ein alter Kamerad von UrLeyn gewesen, und der Protektor hatte

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