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Inversionen

Inversionen

Titel: Inversionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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ZeSpiole mit einem nachsichtigen Lächeln in VilTeres und einem vorsichtigen in UrLeyns Richtung.
    »Sehr wohl«, sagte UrLeyn. »Wir werden uns überlegen, wieviel frische Streitkräfte wir nach Ladenscion schicken können, und wir werden Ralboute und Simalg anweisen, den Krieg gegen die Barone ohne Aussetzung und ohne Verhandlungen weiterzuführen. Meine Herren.« Mit diesen Worten und einem flüchtigen Nicken stand UrLeyn auf und marschierte davon. DeWar folgte ihm.
     
    »Dann will ich Euch etwas erzählen, was der Wahrheit ein wenig näherkommt.«
    »Nur ein wenig näher?«
    »Manchmal ist die Wahrheit nicht zu ertragen.«
    »Ich bin von kräftiger Verfassung.«
    »Ja, aber ich wollte sagen, sie ist für den Erzähler nicht zu ertragen, nicht für den Zuhörenden.«
    »Aha. Also dann, erzählt mir soviel, wie Ihr verkraften könnt.«
    »Oh, es ist eigentlich nicht sehr viel, wenn ich es mir jetzt richtig überlege. Und es ist eine gewöhnliche Geschichte. Allzu gewöhnlich. Je weniger ich Euch davon erzähle, desto mehr könnt Ihr aus hundert, tausend, zehntausend Mündern hören.«
    »Ich habe das Gefühl, daß es sich nicht um eine fröhliche Geschichte handelt.«
    »Stimmt. Alles andere als das. Es geht um Frauen, besonders junge Frauen, die von einem Krieg betroffen sind.«
    »Aha.«
    »Seht Ihr? Diese Geschichte braucht eigentlich gar nicht erzählt zu werden. Aus den Zutaten ergibt sich bereits das fertige Produkt, sowie die Methode der Herstellung, nicht wahr? Es sind die Männer, die Kriege führen, Kriege werden geführt, indem Dörfer und Städte eingenommen werden, wo Frauen Haus und Herd hüten, und wenn das Haus, in dem sie wohnen, genommen wird, dann gilt das auch für sie. Ihre Ehre wird zum Beutestück, ihre Körper ebenfalls. Besetzung des Territoriums. Meine Geschichte unterscheidet sich also nicht von der Zehntausender anderer Frauen, ungeachtet ihrer Nation oder ihres Stammes. Und dennoch bedeutet das für mich alles. Für mich ist es das Wichtigste, das mir jemals widerfahren ist. Für mich war es das Ende meines Lebens, und was Ihr vor Euch seht, ist wie ein Geist, ein Gespenst, nur ein Schatten, körperlos.«
    »Bitte, Perrund.« Er streckte die Hände nach ihr aus, eine Geste, die keine Reaktion verlangte und die nicht nach einer Berührung trachtete. Es war vielmehr eine Bewegung voller Mitgefühl, sogar der Demut. »Wenn es Euch so sehr schmerzt, braucht Ihr meinetwegen nicht fortzufahren.«
    »Ach, schmerzt es Euch, DeWar?« fragte sie, und in ihrer Stimme schwang ein leichter Unterton von Verbitterung und Anklage mit. »Seid Ihr dadurch peinlich berührt? Ich weiß, daß Ihr etwas für mich übrig habt, DeWar. Wir sind Freunde.« Diese beiden Sätze wurden so schnell ausgesprochen, daß er nicht darauf antworten konnte. »Seid Ihr bekümmert meinetwegen, oder Eurer selbst wegen? Die meisten Männer wollen lieber nicht hören, was ihre Geschlechtsgenossen getan haben, wozu Menschen fähig sind, die ihnen selbst sehr ähneln. Zieht Ihr es vor, nicht über solche Dinge nachzudenken, DeWar? Haltet Ihr Euch für so ganz anders? Oder erregt Euch die Vorstellung insgeheim?«
    »Werte Dame, dieses Thema bereitet mir keinerlei Wohlempfinden oder Vergnügen.«
    »Seid Ihr sicher, DeWar? Und falls Ihr es seid, glaubt Ihr wirklich, Ihr sprecht für die Mehrheit Eures Geschlechts? Denn wird von Frauen nicht erwartet, daß sie sich selbst jenen widersetzen, denen sie sich liebend gern ergeben würden; wenn sie sich also einer brutalen Nötigung widersetzen, wie kann der Mann dann sicher sein, daß ihr Kampf, ihre Gegenwehr nicht nur zum Schein geschieht?«
    »Ihr müßt glauben, daß wir nicht alle gleich sind. Und selbst wenn man vielleicht sagt, alle Männer haben… natürliche Bedürfnisse, so geben wir ihnen doch nicht ausnahmslos nach oder zollen ihnen Achtung, nicht einmal insgeheim. Ich kann Euch gar nicht sagen, wie sehr es mir leid tut zu hören, was Euch widerfahren ist…«
    »Aber Ihr habt es ja noch gar nicht gehört, DeWar. Ihr habt überhaupt noch nichts gehört. Ich habe angedeutet, daß ich vergewaltigt worden sei. Das hat mich nicht umgebracht. Das allein hat vielleicht das Mädchen umgebracht, das ich einst war, und es durch eine Frau ersetzt, durch eine verbitterte, eine zornige oder eine, die sich das Leben nehmen wollte, oder die versuchte, jenen das Leben zu nehmen, die sie vergewaltigt haben, oder eine, die einfach verrückt wurde.
    Ich glaube, ich hätte zornig und

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