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Inversionen

Inversionen

Titel: Inversionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Reaktion auf die gesteigerte Gefahr, in der er UrLeyn nach dem Angriff durch den Gesandten der Meeresgesellschaft und dem Ausbruch des Krieges in Ladenscion einige Tage zuvor wähnte.
    »Er hat geschlafen, als ich zu ihm hineingesehen habe«, sagte UrLeyn. »Ich werde ihn später besuchen. Wie geht es ihm?«
    »Er muß sich immer noch erholen. Meiner Meinung nach läßt ihn der Arzt zu oft zur Ader.«
    »Also, jetzt aber, DeWar, überlaßt das dem Doktor! BreDelle weiß genau, was er tut. Ich wage zu behaupten, Ihr würdet auch nichts davon halten, wenn er versuchen würde, Euch die Raffinessen des Schwertführens beizubringen.«
    »Wahrhaftig nicht, Herr, aber trotzdem.« DeWar machte für einen Augenblick einen sehr unbeholfenen Eindruck. »Ich möchte Euch bitten, etwas zu tun, Herr.«
    »Ach ja? Was denn?«
    »Ich möchte, daß Lattens’ Speisen und Getränke vorgekostet werden. Nur um sicherzugehen, daß er nicht vergiftet wird.«
    UrLeyn blieb stehen und sah seinen Leibwächter an. »Vergiftet?«
    »Rein als Vorsichtsmaßnahme, Herr. Ich bin sicher, er leidet unter einer… normalen Krankheit, ein ganz gewöhnlicher Fall. Aber nur um auf der sicheren Seite zu sein. Mit Eurer Erlaubnis.«
    UrLeyn hob die Schultern. »Von mir aus, wenn Ihr es für nötig haltet. Ich wage zu behaupten, meine Vorkoster haben nichts gegen eine kleine Extraportion Nahrung einzuwenden.« Er setzte sich wieder mit großen Schritten in Bewegung.
    Sie verließen den Harem und stiegen, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe zum übrigen Teil des Palastes hinauf, bis UrLeyn auf halber Strecke innehielt und dann nur noch eine Stufe nach der anderen nahm. Er rieb sich das Kreuz. »Gelegentlich beliebt es meinem Körper, mich an mein wahres Alter zu gemahnen«, sagte er. Er grinste und tippte DeWar auf den Ellbogen. »Ich glaube, ich habe Euch Eures Gegenspielers beraubt, DeWar.«
    »Meines Gegenspielers, Herr?«
    »Ich meine Eurer Spielgefährtin.« Er zwinkerte. »Die Dame Perrund.«
    »Ah.«
    »Ich sage Euch, DeWar, die jungen Dinger sind schön und gut, aber man merkt, daß sie noch Mädchen sind, wenn man eine echte Frau hat.« Er legte sich wieder die Hand ins Kreuz. »Dennoch, Vorsehung. Sie bringt mich auf Trab, das kann ich Euch sagen.« Er lachte und streckte die Arme aus. »Falls ich jemals im Harem meinen Geist aushauchen sollte, DeWar, dann könnte die Dame Perrund daran schuld sein, obwohl ich in diesem Fall von einer Schuldzuweisung weit entfernt bin.«
    »Ja, Herr.«
    Sie näherten sich dem Königssaal, wo UrLeyn gewohnheitsmäßig seine täglichen Kriegsbesprechungen abhielt. Ein Raunen von Stimmen drang von der anderen Seite der bewachten Doppeltür heraus. UrLeyn wandte sich an DeWar. »Gut, DeWar. Ich werde für die nächsten paar Stunden da drin sein.«
    DeWar betrachtete die Tür mit einem schmerzlichen Gesichtsausdruck, so wie ein kleiner Junge ohne eine einzige Münze die Theke eines Süßigkeitenladens betrachten mochte. »Ich bin wirklich der Meinung, ich sollte während dieser Besprechungen an Eurer Seite sein, Herr.«
    »Jetzt aber, DeWar!« sagte UrLeyn und griff nach dem Ellbogen des anderen. »Im Beisein meiner Militärs kann mir nichts zustoßen, und außerdem stehen hier an der Tür doppelte Wachtposten.«
    »Herr, die meisten Herrscher, die ermordet wurden, waren ebenso wie Ihr im Glauben, ihnen drohe keine Gefahr, und zwar bis kurz vor dem Augenblick, in dem es dann geschah.«
    »DeWar«, sagte UrLeyn freundlich. »Ich kann all diesen Männern getrost mein Leben anvertrauen. Ich kenne die meisten von ihnen beinahe mein ganzes Leben lang. Mit Sicherheit kenne ich die meisten von ihnen länger, als ich Euch kenne. Ich kann ihnen vertrauen.«
    »Aber, Herr…«
    »Und Ihr bereitet einigen von ihnen Unbehagen, DeWar«, sagte UrLeyn mit einem Anflug von Ungeduld. »Sie finden, ein Leibwächter sollte nicht so eigensinnig sein, wie Ihr es bisher gewesen seid. Und allein Eure Anwesenheit genügt, um einige von ihnen aus der Ruhe zu bringen. Sie haben das Gefühl, ein zusätzlicher Schatten befinde sich im Raum.«
    »Ich werde den Narren spielen, mich in die Uniform eines Tölpels kleiden…«
    »Das werdet Ihr nicht tun«, entgegnete UrLeyn und legte seinem Begleiter die Hand auf die Schulter. »Ich befehle Euch, Euch nach bestem Vermögen während der nächsten beiden Stunden zu amüsieren und dann wieder hierherzukommen, um Eure Pflichten wieder aufzunehmen, nachdem meine Generäle mir erzählt haben, wie

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