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Inversionen

Inversionen

Titel: Inversionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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ihren Tod bedeuten könnten, wenn man ihr nicht beibrachte, vorsichtiger zu sein, doch jetzt sah es so aus, als ob seine – Hilitis – Vorstellungen den Tod seiner Cousine und besten Freundin herbeigeführt hätten, denn inzwischen war schon viel Zeit vergangen, und Sechroom konnte kaum so lange unter Wasser überlebt haben.«
    »Ist Hiliti ebenfalls ins Wasser getaucht?«
    »Ja. Er sprang ins Wasser und prallte so hart auf, daß er ohnmächtig wurde, aber die beiden anderen Freundinnen retteten ihn und brachten ihn zurück ans Ufer des Teichs, wo sie ihn ins Gras legten. Sie schlugen ihm immer noch auf die Wangen und versuchten, Wasser aus seiner Lunge zu drücken, als Sechroom aus dem Wasser erschien, Kopf und Hals ganz blutig, und herantaumelte, um zu sehen, wie es ihrem Freund ging.«
    »Sie lebte!«
    »Sie hatte sich an einem Fels unter Wasser den Kopf gestoßen, als sie in den Teich gestürzt war, und wäre beinahe ertrunken, doch sie war hinter dem Wasserfall an die Oberfläche gekommen und von der Strömung weggetrieben worden, bis sie zwischen einigen Steinen eingekeilt war. Dort hatte sie sich einigermaßen erholt, und ihr war klar geworden, was Hiliti im Schilde geführt hatte. Sie war böse auf Hiliti und auch auf die beiden anderen Freundinnen, weil sie dachte – irrtümlich –, daß sie mit ihm unter einer Decke steckten, deshalb hatte sie sich nicht durch Rufe bemerkbar gemacht, als die beiden an ihr vorbeigeschwommen waren, sondern hatte sich unter Wasser geduckt, damit sie sie nicht sähen. Erst als sie annahm, auch Hiliti habe sich verletzt, war sie ans Ufer geschwommen und aus dem Teich gewatet.«
    »Hat Sechroom Hiliti vergeben?«
    »Größtenteils, obwohl sie danach nie wieder so enge Freunde waren wie zuvor.«
    »Aber ihnen beiden ist nichts Ernstes geschehen?«
    »Hiliti kam schnell wieder zu sich und war ungeheuer erleichtert, seine Freundin zu sehen. Sechrooms Kopfverletzung war nicht ganz so schlimm, wie sie im ersten Augenblick ausgesehen hatte, obwohl sie bis zum heutigen Tag eine seltsame dreieckige Narbe am Kopf hat, wo sie auf den Stein aufgeschlagen war, über dem linken Ohr. Zum Glück bedecken die Haare die Narbe.«
    »Hiliti war gemein.«
    »Hiliti hat versucht, etwas zu beweisen. Die Leute verhalten sich oft gemein, wenn sie versuchen, etwas zu beweisen. Natürlich behauptete er, er habe es bewiesen. Er sagte, er habe Sechroom genau die Lektion erteilt, die er ihr hatte erteilen wollen, und er habe sie ihr so gründlich erteilt, daß Sechroom die Ergebnisse davon beinahe sofort in die Tat umgesetzt habe, denn was hatte Sechroom anderes getan, als sie sich zwischen den Felsen hinter dem Wasserfall versteckt hielt, als zu versuchen, Hiliti eine Lektion zu erteilen.«
    »Ah-ha.«
    »Ah-ha, eben.«
    »Dann hatte Hiliti also recht?«
    »Dem hätte Sechroom niemals zugestimmt. Sechroom erklärte, daß ihr Kopf Schaden genommen hätte und ihr Gehirn zu der betreffenden Zeit beeinträchtigt gewesen sei, und daß das ein Beweis für ihren Standpunkt sei, der jetzt so lautete, daß nur zu Schaden gekommene Leute mit verwirrtem Gehirn es waren, die jemals in dem Versuch, grausam zu sein, um Gutes zu bewirken, so etwas wie Gerechtigkeit sahen.«
    »Hmm.« Lattens gähnte. »Das war eine bessere Geschichte als die letzte, aber ganz schön schwierig.«
    »Ich glaube, du mußt dich jetzt ausruhen. Du mußt wieder gesund werden, meinst du nicht?«
    »So wie Sechroom und Hiliti.«
    »Genau. Sie wurden gesund.« DeWar deckte den Jungen fest zu, während Lattens’ Augen langsam zufielen. Der Junge streckte die Hand aus und griff nach etwas. Seine Finger umfaßten ein Rechteck eines abgewetzten, blaßgelben Stoffs, das er fest umklammerte und sich an die Wange hob, während er den Kopf mit kleinen Kuschelbewegungen tiefer ins Kissen grub.
    DeWar stand auf und ging zur Tür, wo er der Krankenschwester zunickte, die strickend am Fenster saß.
     
    Der General traf seinen Leibwächter im Besuchssalon der äußern Harems an. »Ach, DeWar«, sagte UrLeyn, der sich mit schnellen Schritten von der Tür des Harem entfernte und sich die lange Jacke über der Schulter zurechtzog. »Habt Ihr Lattens gesehen?«
    »Jawohl, Herr«, antwortete DeWar und ging im gleichen Schritt neben ihm her. Zwei Männer von der Palastwache, die wirkungsvoll die Zahl der Wachtposten am Haremseingang verdreifacht hatten, folgten ihnen in ein paar Schritten Abstand. Dieser zusätzliche Begleitschutz für den Protektor war DeWars

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