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Irgendwas geht immer (German Edition)

Irgendwas geht immer (German Edition)

Titel: Irgendwas geht immer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn French
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akuten Noelitis leide, steht unterdessen vollkommen außer Zweifel. Selbst Hargreaves’ beherzter Versuch, meine Laune mit einer gehauchten Wiedergabe von Gershwins Someone To Watch Over Me zu heben, zeigte leider nicht die gewünschte Wirkung. Noch immer war mir das Herz ganz schwer. Doch habe ich die Gelegenheit, ein bereitwilliges und aufmerksames Publikum zu haben, beim Schopf gepackt und ein paar Zeilen meiner Ode an Noel zum Besten gegeben, die da lauteten:
Und sollten Schmerz und tiefes Herzeleid
o ihre wunden Finger nach mir recken,
dann, süße Hoffnung, zeig dich in deiner Pracht,
verjage sie, wie der Morgen verjagt die Nacht!
    Ich gebe zu, dass Meister Keats bei meinen Bemühungen Pate stand, doch bin ich sicher, er hieße meine Versuche gut. Wilson schienen meine Worte mit leiser Traurigkeit zu erfüllen. Vielleicht ahnt er ja, dass mein Herz inzwischen längst dem lieben Noel gehört. Ich gebe es zu. Ich leide an einem akuten Anfall von Noel-Fieber. Helfen Sie mir, Herr Doktor.

NEUNUNDZWANZIG
    DORA
    Heute Morgen bekam ich einen Brief. Na ja, es war kein richtiger Brief, sondern so eine Art Benachrichtigung, mit der mir der Tag – oh mein Gott – für die erste Castingrunde von X Factor mitgeteilt wurde. Das ist so was von … Wow! Das ist es, Baby. Schritt eins. Geschafft. Jetzt kann ich meinen Weg weitergehen, mir meinen Traum, Großbritanniens nächster Superstar zu werden, endlich erfüllen.
    Natürlich kann ich Mum und Dad nichts davon erzählen. Sie würden es sowieso nicht kapieren. Sie sind beide steinalt und haben keinerlei Träume mehr. Alles, was sie noch machen, ist arbeiten. Was auch immer sie da machen. Mum therapiert irgendwelche Teenager und Familien, und Dad … hat auch irgendeinen Job. Irgendwas mit Computern oder so.
    Aber ich nicht. Ich werde mein Leben nicht mit irgendeinem total öden Job vergeuden, wo du tagein, tagaus im selben Büro hockst und irgendwann vor Langeweile eingehst. So was kann ich nicht, verdammt noch mal! Ich habe Talent, und es wäre ein Riesenfehler, es nicht zu nutzen. Andere Leute nicht daran teilhaben zu lassen. Wie würde ich mich fühlen, wenn ich an die Uni gehen, meinen Abschluss machen, mir einen Job besorgen und eine Familie gründen würde, mit Hund und eigenem Haus? Es würde mich umbringen. Punkt. Aber ich will leben. Ich will singen, singen, singen! I believe I can fly, I believe I can touch the sky …

DREISSIG
    MO
    Ein interessanter Tag. Ich bin ein wenig unruhig, aber keineswegs schlechter Laune. Nur ein bisschen durcheinander. Nichts Ernstes.
    Ich habe mich bereit erklärt, mir heute ein wenig Zeit für Noel zu nehmen und all die Fragen zu beantworten, die er an mich hat. Bislang hat er sich als der perfekte Schatten entpuppt – er steht mir nicht im Weg und beansprucht nur sehr wenig von meiner Zeit. Natürlich sind Georges Erfahrungen mit Victoria gänzlich anders, andererseits ist George auch allzu erpicht darauf, selbst die kleinste, unbedeutendste Frage ausführlich zu beantworten und jeglichen Anflug eines Zweifels zu zerstreuen, den sein hilfsbedürftiger Schützling haben könnte. Ach ja!
    Noel ist wesentlich praktischer veranlagt und zeigt sich, offen gestanden, ungleich professioneller. Er ist völlig fasziniert, dass ich zu den wenigen in der Branche gehöre, die ihre Notizen immer noch in Langschrift festhalten. Während der Sitzungen schreibe ich nur sehr wenig, um den Blickkontakt mit meinen Patienten nicht zu verlieren, weil ich das sehr unhöflich finde. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es mir jemand übelnimmt, wenn ich das eine oder andere Detail auf meinem Block in der bildschönen abgenutzten Lederhülle festhalte. Solange ich meine Notizen nach jeder Sitzung zusammenfasse, sehe ich keinen Grund, alles in den Computer einzugeben. Ironischerweise habe ich das Gefühl, dass es sicherer ist, sie in dieser greifbaren Form im Aktenschrank zu verstauen und dort aufzubewahren. Wohingegen mir der Computer als etwas erscheint, zu dem sich im Prinzip jeder Zugang verschaffen kann. George beteuert zwar ständig, es gebe doch Passwörter und bombensichere Firewalls und solche Dinge, aber ich bleibe lieber bei meinem bewährten System.
    Noel schien höchst fasziniert von meinen Methoden zu sein. Einen Moment lang dachte ich, er hätte sich nur mit Mühe ein abfälliges Schnauben verkniffen und würde sich später, wenn wir fertig waren, über mich totlachen, aber dann stellte ich fest, dass ich mich geirrt habe. Er

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