Irgendwas geht immer (German Edition)
voraus und kann genau sagen, wie es ausgehen wird. Es ist ein Kinderspiel. Was unsere Familie von anderen unterscheidet, ist schlichtweg, dass Dora und Oscar mit einer Mutter zu tun haben, die dazu ausgebildet ist, Teenager und ihre Probleme zu verstehen. Eine Mutter, die weiß, dass das Elementarste einer Eltern-Kind-Beziehung darin besteht, seinem Kind zuzuhören und ihm ein gesundes Maß an Zeit zu schenken, in der es nur um es geht.
Verdammt! Mein reizender Ehemann ruft, ich soll herunterkommen. Das Mittagessen ist fertig. Ich will aber jetzt nichts essen, Herrgott noch mal. Ich will nicht reden, sondern an meinem Buch weiterarbeiten. Wann habe ich eigentlich mal nur für mich Zeit? Nie!
SIEBENUNDZWANZIG
DORA
Heute hatte ich ein ziemlich schräges Gespräch mit Mum. Manchmal ist sie echt komplett daneben. Eigentlich sollte sie ihren Job gar nicht ausüben dürfen; ich meine, wie würden sich die Leute wohl fühlen, wenn sie wüssten, wie durchgeknallt sie sein kann? Eigentlich sollte sie ja immer ruhig und souverän sein und alles verstehen, aber ich schwöre bei Gott, dass sie manchmal so was von komplett danebenliegt. Meistens hängt das damit zusammen, dass sie eine tierische Drama-Queen ist. Ständig muss wegen allem ein Riesenfass aufgemacht werden. Die Frau schafft es eben nicht, einfach mal ganz cool zu chillen. Wenn sie so weitermacht, kriegt sie noch einen Herzinfarkt oder so was.
Es fing an, als sie mir gesagt hat, dass Poo Junge kriegt. Jippieeehh! Acht Jahre lang haben ich, Dad und Peter uns das schon gewünscht. Es ist unfair, sie sterilisieren zu lassen, bevor sie nicht wenigstens einmal die Chance hatte, ein Junges zu kriegen, das sie liebhaben darf. Sie fragt ja sowieso keiner, was sie will. Wir suchen ihren Namen aus, ihr Halsband, ihr Körbchen, ihr Fressen und sagen, wann sie Gassi gehen soll und all das. Und jetzt hat sie endlich mal was getan, was sie wollte. Sie ist rausgegangen und hat es mit irgendeinem Rüden getrieben. Wir wissen noch nicht mal, mit welchem. Vielleicht war es dieser grässliche Pudel aus dem Süßigkeitenladen, es könnte aber auch der Labrador aus dem Park gewesen sein. Es könnte jeder Hund gewesen sein.
Offenbar geht das bei Hunden total schnell. Vielleicht wäre es ja gut, wenn es bei uns genauso wäre. Man sieht einen Typen im Park, geht ein paarmal umeinander herum, entscheidet sich, ob ja oder nein, schnüffelt ein bisschen an den gewissen Körperstellen … obwohl, diesen Teil würde ich vielleicht lieber weglassen … und dann, zack, paart man sich. Wieder und wieder, bis es genug ist, und dann geht man einfach seiner Wege, ohne sich noch mal umzudrehen. Herzlichen Dank. War echt nett. Wiedersehen. Auf diese Weise wird einem das Herz nicht gebrochen, und man fühlt sich nicht wie ein fetter Verlierer, nur weil Sam Taylor, dieser ätzende Zwerg, einem dieses Gefühl gibt. Man könnte zwei Minuten später gleich dem Nächsten über den Weg laufen, ohne so Dinge tun zu müssen, wie sich neue Strähnchen färben und Bikinizone wachsen zu lassen, neue Klamotten kaufen und all diese Dinge. Es wäre den Typen egal. Und einem selber auch. Man tut es einfach und Schluss. Es ist ehrlicher. Viel ehrlicher.
Ich habe es so satt, immer noch Jungfrau zu sein. Ich will es endlich hinter mich bringen! Bald werde ich achtzehn und bin immer noch Jungfrau! Oh mein Gott! Das ist so peinlich! Oh. Mein. Gott.
Jedenfalls meckerte Mum herum: »Und was sollen wir mit all den Welpen anstellen? Wer soll sie nehmen? Wir müssen den Tierarzt kommen lassen, damit Poo nicht bei der Geburt stirbt …« Bla, bla, bla. Panik ohne Ende. Und ich und Dad meinten: »Alles wird gutgehen. Sie wird instinktiv wissen, was zu tun ist. Wir richten eine kleine Ecke für sie her. Und dann setzen wir eine Anzeige in die Zeitung und verkaufen die Welpen!« Aber Mum hörte gar nicht zu, und dann rief sie nach mir und wollte, dass ich mich zu ihr an den Tisch setze. Einfach so, aus heiterem Himmel. Sich an den Tisch zu setzen, ohne dass es etwas zu essen gibt, bedeutet immer, dass irgendwas Schlimmes kommt. Wir setzen uns nie einfach so an den Tisch.
Sie hat getan, als wäre das völlig normal. Zwei Mädels, die mal eine Runde plaudern. Äh, hallo? Vergiss es. Und dann fragt sie plötzlich: »Du bist doch nicht schwanger, oder, Dora?« Einfach so. Ohne Vorwarnung. Unsere Hündin ist trächtig, also muss ich auch schwanger sein, oder was? Hä? Wovon redet diese Frau? Ist Schwangersein neuerdings
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