Irgendwie Top
kurzen Blick zu und schmunzelte. Markus funkelte ihn an, verkniff sich mühsam eine spitze Bemerkung.
„Ich hoffe, Sie mögen englischen Kuchen?“, erkundigte sich Maria, lächelte sofort entschuldigend und korrigierte sich beschämt: „Ich meine du. Entschuldige, Alex.“ Verlegen wischte sie sich die Hände ab und deutete auf den großen, köstlich duftenden Applepie.
„Das ist Markus' Lieblingskuchen. Mit Marzipan. Er wird dir hoffentlich auch gut schmecken.“
„Wenn Markus ihn mag, mag ich ihn ganz bestimmt auch“, versicherte Alex galant. Maria warf ihm einen prüfenden Blick zu und lächelte pflichtbewusst.
„Ich hole dann mal den Tee. Vielleicht kannst du mir beim tragen helfen, Schatz?“, wandte sie sich an Markus, der die Bitte prompt als unumstößlichen mütterlichen Befehl verstand und ihr rasch mit klopfendem Herzen zur Küche folgte.
Es stieß ihm ein wenig auf, dass Maria scheinbar nicht so von Alex angetan war, wie er gehofft hatte. Eventuell war sie auch nur verunsichert, aber was die Stimmungen seiner Mutter anging, hatte Markus notgedrungen einen sehr feinen Radar entwickelt. Maria war zu kühl zu Alex. Das war sonst nicht ihre Art und ganz bestimmt war sie Mark gegenüber nicht so. Es ärgerte Markus und er hatte das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben. Vielleicht hätte er Alex doch nicht ausgerechnet heute mitbringen sollen? Das brachte Mums Planung durcheinander. Eventuell behagte ihr das nicht? Oder was sonst?
In der Küche blieb er abwartend im Türrahmen stehen, während Maria den Tee aus der normalen Kanne in die aus ihrem edlen Geschirr umfüllte. Sie sagte nichts und mit jeder Sekunde Schweigen, beschleunigte sich Markus' Herzschlag, stieg seine Nervosität an. Solche Momente hatte er schon immer gehasst. Man stand da und wartete auf den Vorwurf, wusste, man hatte was ausgefressen, erwartete ihr Urteil, aber bis sie einen erlöste und in Worte fasste, welches Verbrechen man begangen hatte, ließ sie einen ganz schön lange auf dem Fegefeuer schmoren.
„Magst du ihn nicht?“, rutschte ihm heraus, als er die ungewisse Spannung kaum noch aushielt und er verschränkte seine kräftigen Arme abwehrend vor der Brust. Purer Trotz stieg in ihm hoch. Kindisch gewiss, doch er konnte rein gar nichts dagegen tun.
Maria drehte sich um und wirkte bestürzt, schüttelte sofort den Kopf.
„Oh Schatz, nein! Das ist es nicht. Er wirkt sehr nett und so freundlich und ...“ Sie rang nach Worten, senkte den Blick auf die dampfende Teekanne und seufzte. „Aber er ist so ...“, begann sie erneut, zögerte und ergänzte: „... elegant. Und ...“ Sie unterbrach sich, trat ganz dicht an Markus heran und nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände. „Du weißt, wie sehr ich mich für dich freue, Markus. Ich wünsche dir wirklich alles Glück dieser Erde. Aber glaubst du, dieser Mann passt wirklich zu dir? Ihr seid doch völlig verschieden.“
Markus' Herz setzte aus und ein eisiger Schauer ließ ihn erstarren. Fassungslos schaute er seine Mutter an. Was sagte sie da? Andere Worte, mit einer männlichen Stimme gesprochen, versuchten mit Gewalt in sein Bewusstsein zu dringen. Er ließ es nicht zu, drängte sie wütend zurück.
„Oh, Schatz!“ Natürlich bemerkte seine Mutter den betroffenen Gesichtsausdruck und sie verzog mitleidig den Mund. „Ich weiß nicht, wie ich es anders sagen soll. Alex wirkt so … weltgewandt. Sein Auftreten, seine ganze Art. Beinahe wie einer dieser berühmten Schauspieler. Und du … du bist doch nur … du.“ Hilflos brach sie ab und hauchte: „Ich will nicht, dass er dir wehtut, dass dir irgendjemand das Herz bricht. Du hast ein ganz Großes und sehr weiches und ich will einfach nicht, dass jemand deine Liebe nicht so erwiderst wie du es verdient hättest.“
Tränen glitzerten in ihren Augen und sie drückte sich mit einem Mal fest an Markus, der im völlig automatischen Beschützerreflex die Arme um sie schlang.
„Du hast Glück verdient“, murmelte sie schluchzend. „Ich will nicht, dass du erleben musst, was ich erlebt habe. Ich will nicht, dass du enttäuscht wirst. Niemals! Von niemandem.“
In Markus' Kehle saß ein dicker, fetter Kloß und hinderte ihn sowohl am Atmen als auch am Sprechen. Seine Mutter gab selten etwas von ihren Gefühlen so offen preis wie jetzt. Viel zu viel hatte sie immer geschluckt und vor ihm verborgen, dennoch wusste er genau, wie sehr sie unter der Affäre seines Vaters gelitten hatte, wie sie sich immer wieder
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