Irgendwie Top
er eine Weile, bis er die Information verarbeitet hatte.
„Bruder? Aber wie ihr küsst und du ihn anfasst ...“ Mark bedachte Markus mit einem langen, abschätzenden Blick und schüttelte den Kopf. „Du kannst nie im Leben sein Bruder sein! Kein Bruder küsst so, ohne sich eine einzufangen!“
Markus’ Mundwinkel zuckten. Er ergriff hastig das nächste volle Glas und kippte es rasch hinunter. Der Wodka brannte in seiner Kehle, trieb ihm die Tränen in die Augen, doch er blinzelte sie hastig weg. Seufzend wandte er sich Mark zu, der ihn noch immer gänzlich fassungslos ansah.
„Ja, okay! Ist vielleicht etwas ungewöhnlich“, stieß Markus heftig hervor. „Aber, hey, wir sind beide schwul und wir stehen uns einfach sehr nahe.“ Rasch griff er nach dem nächsten Glas und kippte es entschlossen hinab. Das Brennen war weit weniger und er spürte bereits die Wirkung des Alkohols.
Noch immer starrte ihn Mark fassungslos an.
„Deshalb wollte ich ja auch nicht, dass du ihn nur als Fick siehst.“ Markus schnaubte. „Er ist was Besonderes und du Mistkerl hast ihm grad echt wehgetan. Mag ja sein, dass er für dich nicht so viel bedeutet, aber du für ihn schon.“
Prompt verzog sich Marks Gesicht ärgerlich. „Ich habe es ihm gesagt: nie zweimal.“
„So?“, fragte Markus spöttisch. „Was Tim erzählt hat, hast du definitiv mehr als zweimal mit ihm.“
Seltsam. Es auszusprechen tat gar nicht mehr so weh. Seufzend nahm sich Markus das nächste Glas. Warm rann der Alkohol durch seine Kehle. Worüber regte er sich eigentlich auf? Tim hatte Recht.
„Na, klasse, ich bin ja genau so“, gab er seufzend zu und sah Mark direkt an. „Jeder nur einmal. Keine Namen. Schneller Sex und das war es.“
„Mit Tim war das nicht so“, warf Mark gleich ein, griff Halt suchend nach dem Tresen und kippte das nächste Glas.
„Scheint mir auch so.“ Markus überlegte. „Was ist denn passiert?“
„ Er ist mir passiert.“ Mark seufzte. „Keine Ahnung. Eben noch fand ich es geil, jeden Arsch zu ficken und jetzt will ich nur noch ihn. Ich kriege ja bei einem anderen nicht mal mehr einen hoch. Nur wenn ich an ihn denke. Verrückt oder?“
Markus gab ein grunzendes Geräusch von sich, dachte dabei jedoch gar nicht an Tim, sondern an jemand ganz anderen. War es bei ihm nicht ähnlich? Seit er Alex kannte, war es nicht mehr ganz dasselbe. Irgendwie unbefriedigend.
Mark unterbrach seine Gedanken: „Wo ist er denn hin?“
„Abgehauen, als du mit dem Blowjob verschwunden bist.“ Markus blickte Mark von der Seite her an. Seine Zunge war etwas schwer geworden. „War ziemlich down. Hat geheult wie ein Schlosshund. Hat mich beschimpft, auf dich geschimpft. Uns beide zum Teufel gewünscht.“
„Er hat echt geheult?“, hakte Mark betroffen nach.
„Macht er, wenn er so down ist“, erklärte Markus seufzend. Wie oft hatte er ihn getröstet, im Arm gehalten. Er war immer da gewesen, wenn Tim ihn brauchte. „Er tut immer so cool, aber er ist echt ein Sensibelchen.“ Markus schüttelte resignierend den Kopf. „Dass er sich überhaupt mit dir eingelassen hat.“
Wieder nahm er das nächste volle Glas. „Er wusste doch bestimmt, dass du nicht so ein Typ bist. Du bist mir zu ähnlich. Du bist wie ich“, stellte Markus ganz in Gedanken versunken fest.
„Deshalb vielleicht gerade“, vermutete Mark. Markus rollte seine Worte im Kopf hin und her. Stimmt. Warum hatte sich Tim auf einen Typen wie Mark eingelassen, der unbestreitbar Ähnlichkeit mit ihm hatte?
„Habe ihm gesagt, dass ich sonst nur einmal. Aber ich habe ihn gleich beim ersten Mal zweimal gevögelt. Mache ich nie.“ Mark lallte nun deutlich. Markus schwieg, hing seinen Gedanken nach. Dann seufzten sie beide nahezu gleichzeitig.
„Er küsst so klasse ...“ Mark seufzte sehnsüchtig.
„Du küsst?“
„Normalerweise nicht.“ Mark schüttelte vorsichtig den Kopf.
„Streicheln und kuscheln?“ Markus dachte an Alex.
„Normalerweise nicht“, antwortet Mark gedankenverloren.
„Keine Wiederholung?“ Und ich habe vorhin daran gedacht, diesen Gilbert zum zweiten Mal …
„Normalerweise nicht“, wiederholte Mark im gleichen, resignierenden Tonfall.
„Namen auch nicht?“ Markus wusste noch Gilberts Namen.
„Normalerweise nicht.“ Mark schwieg und starrte auf das volle Glas. Auch Markus war gerade nicht nach einem weiteren Drink, zudem klang er auch schon etwas angetrunken.
„Okay, er ist wirklich was anderes für dich, oder?“
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